selben ein Nezzwerk dazukommt, so ist dem ohngeachtet doch der Anfang der Klappe, wo sie sich von dem Um- kreise des Herzohres heraufbegiebt, fest und keineswegs durchlöchert (c), und es befinden sich nur allein in dem schwimmenden Rand, der ihre Schärfe ausmacht, ver- schiedne Löcher zwischen denen stärkern Fasern (d). Daß aber dergleichen Nezz beständig vorhanden seyn soll, wie einige berühmte Männer, nach einigen wenigen angestell- ten Zerlegungen, es sich haben einfallen lassen (e), das wollen in der That unsre sehr zalreiche Versuche also zu- zugeben nicht erlauben.
Da nun dieses Nezzchen in der Frucht noch unsicht- bar ist, und nur in erwachsnen Personen allererst entste- het, und da auf gleiche Weise die vollkommensten Mem- branen der Schlagaderklappen im Herzen, in der Mün- dung der Kranzblutader, und der Wand, welche das eyförmige Loch zu verschliessen bestimmt ist, ebenfalls in erwachsnen Menschen oftermals nezzförmig werden, da auch ferner eben diese Ausartung an der Sichel des Ge- hirnes erfolget, so scheinet dieses Nezzgeflechte überhaupt von einer gewissen Gewaltthätigkeit, und wider die Ab- sicht der Natur alsdenn hervorgebracht zu werden, wenn dem Lauf des Blutes in der Lunge eine stärkere Hindernis entgegen gesezt wird, also daß das Blut, wegen des ver- schlossnen und sich nicht hurtig ausleerenden Ohres, meh- rere Gewalt anwendet, um durch die beschriebne Klappe in die Holader wieder zurükke zu treten.
Uebri-
(c)[Spaltenumbruch]Eustachiusl. c.Morgagni l. c.Winslowl. c. an. 1717. S. 215.
(d)Cowperf. 3. Fasc. nost. IV. f. 8.
(e)Eustachiusl. c. so viel sich aus den wenigen Worten schlies- [Spaltenumbruch]
sen läst. J. Bapt. SenacT. I. S. 228. BarbaultSplanchnol. S. 227. Jae Benig. Winslow; diesem ist das Wort nezzförmig zwar entfahren, er wuste aber sehr gut, daß die Klappe nicht immer gegittert sey 1717. S. 214.
Viertes Buch. Das Herz.
ſelben ein Nezzwerk dazukommt, ſo iſt dem ohngeachtet doch der Anfang der Klappe, wo ſie ſich von dem Um- kreiſe des Herzohres heraufbegiebt, feſt und keineswegs durchloͤchert (c), und es befinden ſich nur allein in dem ſchwimmenden Rand, der ihre Schaͤrfe ausmacht, ver- ſchiedne Loͤcher zwiſchen denen ſtaͤrkern Faſern (d). Daß aber dergleichen Nezz beſtaͤndig vorhanden ſeyn ſoll, wie einige beruͤhmte Maͤnner, nach einigen wenigen angeſtell- ten Zerlegungen, es ſich haben einfallen laſſen (e), das wollen in der That unſre ſehr zalreiche Verſuche alſo zu- zugeben nicht erlauben.
Da nun dieſes Nezzchen in der Frucht noch unſicht- bar iſt, und nur in erwachſnen Perſonen allererſt entſte- het, und da auf gleiche Weiſe die vollkommenſten Mem- branen der Schlagaderklappen im Herzen, in der Muͤn- dung der Kranzblutader, und der Wand, welche das eyfoͤrmige Loch zu verſchlieſſen beſtimmt iſt, ebenfalls in erwachſnen Menſchen oftermals nezzfoͤrmig werden, da auch ferner eben dieſe Ausartung an der Sichel des Ge- hirnes erfolget, ſo ſcheinet dieſes Nezzgeflechte uͤberhaupt von einer gewiſſen Gewaltthaͤtigkeit, und wider die Ab- ſicht der Natur alsdenn hervorgebracht zu werden, wenn dem Lauf des Blutes in der Lunge eine ſtaͤrkere Hindernis entgegen geſezt wird, alſo daß das Blut, wegen des ver- ſchloſſnen und ſich nicht hurtig ausleerenden Ohres, meh- rere Gewalt anwendet, um durch die beſchriebne Klappe in die Holader wieder zuruͤkke zu treten.
Uebri-
(c)[Spaltenumbruch]Euſtachiusl. c.Morgagni l. c.Winslowl. c. an. 1717. S. 215.
(d)Cowperf. 3. Faſc. noſt. IV. f. 8.
(e)Euſtachiusl. c. ſo viel ſich aus den wenigen Worten ſchlieſ- [Spaltenumbruch]
ſen laͤſt. J. Bapt. SenacT. I. S. 228. BarbaultSplanchnol. S. 227. Jae Benig. Winslow; dieſem iſt das Wort nezzfoͤrmig zwar entfahren, er wuſte aber ſehr gut, daß die Klappe nicht immer gegittert ſey 1717. S. 214.
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Viertes Buch. Das Herz.
ſelben ein Nezzwerk dazukommt, ſo iſt dem ohngeachtet
doch der Anfang der Klappe, wo ſie ſich von dem Um-
kreiſe des Herzohres heraufbegiebt, feſt und keineswegs
durchloͤchert (c), und es befinden ſich nur allein in dem
ſchwimmenden Rand, der ihre Schaͤrfe ausmacht, ver-
ſchiedne Loͤcher zwiſchen denen ſtaͤrkern Faſern (d). Daß
aber dergleichen Nezz beſtaͤndig vorhanden ſeyn ſoll, wie
einige beruͤhmte Maͤnner, nach einigen wenigen angeſtell-
ten Zerlegungen, es ſich haben einfallen laſſen (e), das
wollen in der That unſre ſehr zalreiche Verſuche alſo zu-
zugeben nicht erlauben.
Da nun dieſes Nezzchen in der Frucht noch unſicht-
bar iſt, und nur in erwachſnen Perſonen allererſt entſte-
het, und da auf gleiche Weiſe die vollkommenſten Mem-
branen der Schlagaderklappen im Herzen, in der Muͤn-
dung der Kranzblutader, und der Wand, welche das
eyfoͤrmige Loch zu verſchlieſſen beſtimmt iſt, ebenfalls in
erwachſnen Menſchen oftermals nezzfoͤrmig werden, da
auch ferner eben dieſe Ausartung an der Sichel des Ge-
hirnes erfolget, ſo ſcheinet dieſes Nezzgeflechte uͤberhaupt
von einer gewiſſen Gewaltthaͤtigkeit, und wider die Ab-
ſicht der Natur alsdenn hervorgebracht zu werden, wenn
dem Lauf des Blutes in der Lunge eine ſtaͤrkere Hindernis
entgegen geſezt wird, alſo daß das Blut, wegen des ver-
ſchloſſnen und ſich nicht hurtig ausleerenden Ohres, meh-
rere Gewalt anwendet, um durch die beſchriebne Klappe
in die Holader wieder zuruͤkke zu treten.
Uebri-
(c)
Euſtachius l. c. Morgagni
l. c. Winslow l. c. an. 1717. S.
215.
(d) Cowper f. 3. Faſc. noſt. IV.
f. 8.
(e) Euſtachius l. c. ſo viel ſich
aus den wenigen Worten ſchlieſ-
ſen laͤſt. J. Bapt. Senac T. I.
S. 228. Barbault Splanchnol.
S. 227. Jae Benig. Winslow;
dieſem iſt das Wort nezzfoͤrmig
zwar entfahren, er wuſte aber ſehr
gut, daß die Klappe nicht immer
gegittert ſey 1717. S. 214.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/664>, abgerufen am 23.11.2024.
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