Lage des Herzens beständig beibehalten, da das Herz mit seiner Spizze hängend vorgestellt wird, ohne daß es mit dem Zwerchfelle verbunden ist.
Diesem allen aber ohnerachtet hat dennoch bereits der alte Aristoteles bemerket, daß das Herz im Menschen nach der linken Seite zu liege (n), wie denn auch Pli- nius(o) und Aelianus(p) melden, daß bei dem Men- schen das Herz unter der linken Brustwarze schlüge, bei den übrigen Thieren aber sich näher nach der Mitte zu be- finde. Vesalius, der mit menschlichen Leichnamen sich stark beschäftiget hatte, muste in seinem Werke nothwen- dig seine Beschreibungen nach der Natur einrichten; von seinen Zeichnungen aber sind zwar nicht alle wohlgera- then (q), doch hat er auch einige gute geliefert (r). Co- lumbus(s) meldet auch mit Recht, daß das Herz liege, und seine Grundfläche sich in der rechten, und die Spiz- ze in der linken Seite befinde. Eustachius(t) hat von dem Herzen, wie es ordentlich liegt, die richtigsten Ab- bildungen hinterlassen. Lower behauptete, das mensch- liche Herz liege mit seiner ganzen schrägen Seite auf dem Zwerchfelle auf, nachdem man lange hierinnen geirret hatte (u). Unter allen war, wo mir recht ist, Johann Nicol. Pechlin(x) der erste, welcher noch hinzufügte, daß diejenige Kammer in der That oben liege, welche man gemeiniglich die linke zu nennen pflege. Fridrich Ruysch(y), der von den vorigen Verfechtern der Na- tur nichts wuste, zeigte nach seinen eignen Beobachtun- gen denen Schriftstellern seiner Zeit ihren begangenen Jr-
thum,
(n)[Spaltenumbruch]Histor. anim. L. III. c. 4. L. I. c. 17.
(o)L. XI. S. 625. Hardnins Ausgabe.
(p)De animal. L. IV. c. 19.
(q)L. VI. f. 3. 4.
(r) Jn eben diesem Buch f. 5.
(s)[Spaltenumbruch]De re anat. S. 176.
(t)T. XV. f. 2. 4. T. XVI. f. 1. 2. T. XXV.
(u) Am angef. Ort. S. 7.
(x)De cordis fabr. & usu.
(y)Advers. anat. I. n. 6.
Viertes Buch. Das Herz.
Lage des Herzens beſtaͤndig beibehalten, da das Herz mit ſeiner Spizze haͤngend vorgeſtellt wird, ohne daß es mit dem Zwerchfelle verbunden iſt.
Dieſem allen aber ohnerachtet hat dennoch bereits der alte Ariſtoteles bemerket, daß das Herz im Menſchen nach der linken Seite zu liege (n), wie denn auch Pli- nius(o) und Aelianus(p) melden, daß bei dem Men- ſchen das Herz unter der linken Bruſtwarze ſchluͤge, bei den uͤbrigen Thieren aber ſich naͤher nach der Mitte zu be- finde. Veſalius, der mit menſchlichen Leichnamen ſich ſtark beſchaͤftiget hatte, muſte in ſeinem Werke nothwen- dig ſeine Beſchreibungen nach der Natur einrichten; von ſeinen Zeichnungen aber ſind zwar nicht alle wohlgera- then (q), doch hat er auch einige gute geliefert (r). Co- lumbus(s) meldet auch mit Recht, daß das Herz liege, und ſeine Grundflaͤche ſich in der rechten, und die Spiz- ze in der linken Seite befinde. Euſtachius(t) hat von dem Herzen, wie es ordentlich liegt, die richtigſten Ab- bildungen hinterlaſſen. Lower behauptete, das menſch- liche Herz liege mit ſeiner ganzen ſchraͤgen Seite auf dem Zwerchfelle auf, nachdem man lange hierinnen geirret hatte (u). Unter allen war, wo mir recht iſt, Johann Nicol. Pechlin(x) der erſte, welcher noch hinzufuͤgte, daß diejenige Kammer in der That oben liege, welche man gemeiniglich die linke zu nennen pflege. Fridrich Ruyſch(y), der von den vorigen Verfechtern der Na- tur nichts wuſte, zeigte nach ſeinen eignen Beobachtun- gen denen Schriftſtellern ſeiner Zeit ihren begangenen Jr-
thum,
(n)[Spaltenumbruch]Hiſtor. anim. L. III. c. 4. L. I. c. 17.
(o)L. XI. S. 625. Hardnins Ausgabe.
(p)De animal. L. IV. c. 19.
(q)L. VI. f. 3. 4.
(r) Jn eben dieſem Buch f. 5.
(s)[Spaltenumbruch]De re anat. S. 176.
(t)T. XV. f. 2. 4. T. XVI. f. 1. 2. T. XXV.
(u) Am angef. Ort. S. 7.
(x)De cordis fabr. & uſu.
(y)Adverſ. anat. I. n. 6.
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Viertes Buch. Das Herz.
Lage des Herzens beſtaͤndig beibehalten, da das Herz mit
ſeiner Spizze haͤngend vorgeſtellt wird, ohne daß es mit
dem Zwerchfelle verbunden iſt.
Dieſem allen aber ohnerachtet hat dennoch bereits der
alte Ariſtoteles bemerket, daß das Herz im Menſchen
nach der linken Seite zu liege (n), wie denn auch Pli-
nius (o) und Aelianus (p) melden, daß bei dem Men-
ſchen das Herz unter der linken Bruſtwarze ſchluͤge, bei
den uͤbrigen Thieren aber ſich naͤher nach der Mitte zu be-
finde. Veſalius, der mit menſchlichen Leichnamen ſich
ſtark beſchaͤftiget hatte, muſte in ſeinem Werke nothwen-
dig ſeine Beſchreibungen nach der Natur einrichten; von
ſeinen Zeichnungen aber ſind zwar nicht alle wohlgera-
then (q), doch hat er auch einige gute geliefert (r). Co-
lumbus (s) meldet auch mit Recht, daß das Herz liege,
und ſeine Grundflaͤche ſich in der rechten, und die Spiz-
ze in der linken Seite befinde. Euſtachius (t) hat von
dem Herzen, wie es ordentlich liegt, die richtigſten Ab-
bildungen hinterlaſſen. Lower behauptete, das menſch-
liche Herz liege mit ſeiner ganzen ſchraͤgen Seite auf dem
Zwerchfelle auf, nachdem man lange hierinnen geirret
hatte (u). Unter allen war, wo mir recht iſt, Johann
Nicol. Pechlin (x) der erſte, welcher noch hinzufuͤgte,
daß diejenige Kammer in der That oben liege, welche
man gemeiniglich die linke zu nennen pflege. Fridrich
Ruyſch (y), der von den vorigen Verfechtern der Na-
tur nichts wuſte, zeigte nach ſeinen eignen Beobachtun-
gen denen Schriftſtellern ſeiner Zeit ihren begangenen Jr-
thum,
(n)
Hiſtor. anim. L. III. c. 4.
L. I. c. 17.
(o) L. XI. S. 625. Hardnins
Ausgabe.
(p) De animal. L. IV. c. 19.
(q) L. VI. f. 3. 4.
(r) Jn eben dieſem Buch f. 5.
(s)
De re anat. S. 176.
(t) T. XV. f. 2. 4. T. XVI. f. 1.
2. T. XXV.
(u) Am angef. Ort. S. 7.
(x) De cordis fabr. & uſu.
(y) Adverſ. anat. I. n. 6.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/632>, abgerufen am 23.11.2024.
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