stehen. Jch habe selbst an einem Jünglinge, welcher vor seinem Ende entsezliches Herzklopfen erlitten, bei der Eröfnung wahrgenommen, daß aus dessen Herzen eine breiartige und eitrige Materie herausgesikkert, welche gleichsam einen Leim abgegeben, wodurch dieses Einge- weide mit dem Herzbeutel vereiniget worden. Diese zähe Materie war von solcher Art, daß sie anfänglich scirrhös, und zulezt ganz steinhart wurde (i), auch in Ge- stalt kleiner Nägel aus dem Herzen in den Herzbeutel hin- eindrang.
Bisweilen hat man aber auch das Herz, entweder in einem grossen Umfang von seiner Fläche, oder gar von allen Seiten her mit seinem Beutel vereinigt gefunden, welches aber mehrentheils in Krankheiten erfolget ist, daß man also mit Recht zweifeln kann, ob diejenigen in der That gesund gewesen, an denen man solches will wahr- genommen haben. Wenigstens führet Damian Sino- peus, dessen wir öfters mit Ruhm erwähnen werden, viele solche Begebenheiten, aber nur von hectischen Kran- ken an, deren rauh bewachsenes und mit Schwämmen be- dektes Herz, mit dem eben so beschaffenen Herzbeutel zu- sammengewachsen war (k). An einem wassersüchtigen Manne fand derselbe das sehr dikke Herz mit dem Herz- beutel fest vereiniget (l). Bei einem andern hieng das Herz allenthalben, vermittelst gewisser Fettschuppen, mit dem Herzbeutel zusammen (m). Nach einem erlittenen heftigen Herzklopfen fand man das Herz gleichsam mit Flokken bedekt, und überall mit einem fleischigen Herz- beutel verwachsen (n). Bei einer engbrüstigen Person war der Herzbeutel aller Orten an das Herz fest ange-
leimt.
(i)[Spaltenumbruch]Opusc. patholog. obs. 52.
(k) S. 46. 53. 54.
(l) S. 50. 51.
(m)[Spaltenumbruch]
Samuel Schaarschmidt in den Berliner Nachrichten 1740. Obs. 31.
(n)Senac S. 341.
Viertes Buch. Das Herz.
ſtehen. Jch habe ſelbſt an einem Juͤnglinge, welcher vor ſeinem Ende entſezliches Herzklopfen erlitten, bei der Eroͤfnung wahrgenommen, daß aus deſſen Herzen eine breiartige und eitrige Materie herausgeſikkert, welche gleichſam einen Leim abgegeben, wodurch dieſes Einge- weide mit dem Herzbeutel vereiniget worden. Dieſe zaͤhe Materie war von ſolcher Art, daß ſie anfaͤnglich ſcirrhoͤs, und zulezt ganz ſteinhart wurde (i), auch in Ge- ſtalt kleiner Naͤgel aus dem Herzen in den Herzbeutel hin- eindrang.
Bisweilen hat man aber auch das Herz, entweder in einem groſſen Umfang von ſeiner Flaͤche, oder gar von allen Seiten her mit ſeinem Beutel vereinigt gefunden, welches aber mehrentheils in Krankheiten erfolget iſt, daß man alſo mit Recht zweifeln kann, ob diejenigen in der That geſund geweſen, an denen man ſolches will wahr- genommen haben. Wenigſtens fuͤhret Damian Sino- peus, deſſen wir oͤfters mit Ruhm erwaͤhnen werden, viele ſolche Begebenheiten, aber nur von hectiſchen Kran- ken an, deren rauh bewachſenes und mit Schwaͤmmen be- dektes Herz, mit dem eben ſo beſchaffenen Herzbeutel zu- ſammengewachſen war (k). An einem waſſerſuͤchtigen Manne fand derſelbe das ſehr dikke Herz mit dem Herz- beutel feſt vereiniget (l). Bei einem andern hieng das Herz allenthalben, vermittelſt gewiſſer Fettſchuppen, mit dem Herzbeutel zuſammen (m). Nach einem erlittenen heftigen Herzklopfen fand man das Herz gleichſam mit Flokken bedekt, und uͤberall mit einem fleiſchigen Herz- beutel verwachſen (n). Bei einer engbruͤſtigen Perſon war der Herzbeutel aller Orten an das Herz feſt ange-
leimt.
(i)[Spaltenumbruch]Opuſc. patholog. obſ. 52.
(k) S. 46. 53. 54.
(l) S. 50. 51.
(m)[Spaltenumbruch]
Samuel Schaarſchmidt in den Berliner Nachrichten 1740. Obſ. 31.
(n)Senac S. 341.
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[548/0604]
Viertes Buch. Das Herz.
ſtehen. Jch habe ſelbſt an einem Juͤnglinge, welcher
vor ſeinem Ende entſezliches Herzklopfen erlitten, bei der
Eroͤfnung wahrgenommen, daß aus deſſen Herzen eine
breiartige und eitrige Materie herausgeſikkert, welche
gleichſam einen Leim abgegeben, wodurch dieſes Einge-
weide mit dem Herzbeutel vereiniget worden. Dieſe
zaͤhe Materie war von ſolcher Art, daß ſie anfaͤnglich
ſcirrhoͤs, und zulezt ganz ſteinhart wurde (i), auch in Ge-
ſtalt kleiner Naͤgel aus dem Herzen in den Herzbeutel hin-
eindrang.
Bisweilen hat man aber auch das Herz, entweder
in einem groſſen Umfang von ſeiner Flaͤche, oder gar von
allen Seiten her mit ſeinem Beutel vereinigt gefunden,
welches aber mehrentheils in Krankheiten erfolget iſt,
daß man alſo mit Recht zweifeln kann, ob diejenigen in
der That geſund geweſen, an denen man ſolches will wahr-
genommen haben. Wenigſtens fuͤhret Damian Sino-
peus, deſſen wir oͤfters mit Ruhm erwaͤhnen werden,
viele ſolche Begebenheiten, aber nur von hectiſchen Kran-
ken an, deren rauh bewachſenes und mit Schwaͤmmen be-
dektes Herz, mit dem eben ſo beſchaffenen Herzbeutel zu-
ſammengewachſen war (k). An einem waſſerſuͤchtigen
Manne fand derſelbe das ſehr dikke Herz mit dem Herz-
beutel feſt vereiniget (l). Bei einem andern hieng das
Herz allenthalben, vermittelſt gewiſſer Fettſchuppen, mit
dem Herzbeutel zuſammen (m). Nach einem erlittenen
heftigen Herzklopfen fand man das Herz gleichſam mit
Flokken bedekt, und uͤberall mit einem fleiſchigen Herz-
beutel verwachſen (n). Bei einer engbruͤſtigen Perſon
war der Herzbeutel aller Orten an das Herz feſt ange-
leimt.
(i)
Opuſc. patholog. obſ. 52.
(k) S. 46. 53. 54.
(l) S. 50. 51.
(m)
Samuel Schaarſchmidt
in den Berliner Nachrichten 1740.
Obſ. 31.
(n) Senac S. 341.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/604>, abgerufen am 23.11.2024.
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