chectischen Körpern hatte sich der Herzbeutel in ein schwammiges Fleisch verwandelt, wobei die Oberfläche des Herzens, welche fäserig, zottig, und schwamartig geworden war, ebenfalls endlich in Blut zerfloß (y).
Wenn sich eben dieses Wasser des Herzbeutels noch et- was mehr verdikket, so entstehet daraus ein verdorbenes Zellgewebe, welches den Herzbeutel entweder an einigen Orten mit dem Herzen zusammenhängt, oder denselben überhaupt ganz und gar damit vereiniget. Etwas ähn- liches hiervon hat die Natur bereits an einigen Thieren, besonders an denen die kaltes Blut haben, selbst hervor- gebracht, als bei dem Aal (z), an welchem ich diesen Bau wahrgenommen, bei der Schildkröte (a), und der Schnekke ohne Gehäuse (b), die zum Würmergeschlechte gehöret, wie auch, wenn man berühmten Männern Glauben beimessen will, bei dem sonderbaren Vogel in Numidien (c): denn bei diesen Thieren wird das Herz mit dem Herzbeutel durch kleine Gefässe so fest verbun- den, (wie solches auch meine Versuche beweisen,) daß man das Herz auf keinerlei Weise davon absondern kann, ohne eine grosse Menge Blut dabei zu vergiessen. Bei dem Menschen hingegen hat die Natur das Herz von dem Herzbeutel völlig befreiet und losgemacht; jedoch entstehen öfters in Krankheiten gleichsam besondere Bän- der, welche aus der Bedekkung des Herzens hervorkom- men, und sich in den Herzbeutel hineinbegeben. Jch habe dieses zu zweien malen, und zwar an Deliquenten beobachtet, bei welchen das langwierige Stillesizzen im
Ker-
(y)[Spaltenumbruch]
S. 46.
(z)Second Memoire sur les parties sensibl. & irrit. Exp. 527. Dergleichen sahe auch I. de mvr- alt in Vademec. anat. S. 384. und I. Conr. peyer Meth. anat. pract. S. 76. 77.
(a)bvssiere Lettre a M. mery [Spaltenumbruch]
S. 38. caldesi Notomia dalle tar- tarughe S. 60.
(b)gavtier Obs. P. III. S. 483.
(c) Welchen die Pariser De- moiselle nennen (wegen seines pa- thetisch lächerlichen Ganges). Me- moir. pour servir a l' hist. des anim.
Viertes Buch. Das Herz.
chectiſchen Koͤrpern hatte ſich der Herzbeutel in ein ſchwammiges Fleiſch verwandelt, wobei die Oberflaͤche des Herzens, welche faͤſerig, zottig, und ſchwamartig geworden war, ebenfalls endlich in Blut zerfloß (y).
Wenn ſich eben dieſes Waſſer des Herzbeutels noch et- was mehr verdikket, ſo entſtehet daraus ein verdorbenes Zellgewebe, welches den Herzbeutel entweder an einigen Orten mit dem Herzen zuſammenhaͤngt, oder denſelben uͤberhaupt ganz und gar damit vereiniget. Etwas aͤhn- liches hiervon hat die Natur bereits an einigen Thieren, beſonders an denen die kaltes Blut haben, ſelbſt hervor- gebracht, als bei dem Aal (z), an welchem ich dieſen Bau wahrgenommen, bei der Schildkroͤte (a), und der Schnekke ohne Gehaͤuſe (b), die zum Wuͤrmergeſchlechte gehoͤret, wie auch, wenn man beruͤhmten Maͤnnern Glauben beimeſſen will, bei dem ſonderbaren Vogel in Numidien (c): denn bei dieſen Thieren wird das Herz mit dem Herzbeutel durch kleine Gefaͤſſe ſo feſt verbun- den, (wie ſolches auch meine Verſuche beweiſen,) daß man das Herz auf keinerlei Weiſe davon abſondern kann, ohne eine groſſe Menge Blut dabei zu vergieſſen. Bei dem Menſchen hingegen hat die Natur das Herz von dem Herzbeutel voͤllig befreiet und losgemacht; jedoch entſtehen oͤfters in Krankheiten gleichſam beſondere Baͤn- der, welche aus der Bedekkung des Herzens hervorkom- men, und ſich in den Herzbeutel hineinbegeben. Jch habe dieſes zu zweien malen, und zwar an Deliquenten beobachtet, bei welchen das langwierige Stilleſizzen im
Ker-
(y)[Spaltenumbruch]
S. 46.
(z)Second Memoire ſur les parties ſenſibl. & irrit. Exp. 527. Dergleichen ſahe auch I. de mvr- alt in Vademec. anat. S. 384. und I. Conr. peyer Meth. anat. pract. S. 76. 77.
(a)bvssiere Lettre a M. mery [Spaltenumbruch]
S. 38. caldesi Notomia dalle tar- tarughe S. 60.
(b)gavtier Obſ. P. III. S. 483.
(c) Welchen die Pariſer De- moiſelle nennen (wegen ſeines pa- thetiſch laͤcherlichen Ganges). Me- moir. pour ſervir a l’ hiſt. des anim.
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[546/0602]
Viertes Buch. Das Herz.
chectiſchen Koͤrpern hatte ſich der Herzbeutel in ein
ſchwammiges Fleiſch verwandelt, wobei die Oberflaͤche
des Herzens, welche faͤſerig, zottig, und ſchwamartig
geworden war, ebenfalls endlich in Blut zerfloß (y).
Wenn ſich eben dieſes Waſſer des Herzbeutels noch et-
was mehr verdikket, ſo entſtehet daraus ein verdorbenes
Zellgewebe, welches den Herzbeutel entweder an einigen
Orten mit dem Herzen zuſammenhaͤngt, oder denſelben
uͤberhaupt ganz und gar damit vereiniget. Etwas aͤhn-
liches hiervon hat die Natur bereits an einigen Thieren,
beſonders an denen die kaltes Blut haben, ſelbſt hervor-
gebracht, als bei dem Aal (z), an welchem ich dieſen
Bau wahrgenommen, bei der Schildkroͤte (a), und der
Schnekke ohne Gehaͤuſe (b), die zum Wuͤrmergeſchlechte
gehoͤret, wie auch, wenn man beruͤhmten Maͤnnern
Glauben beimeſſen will, bei dem ſonderbaren Vogel in
Numidien (c): denn bei dieſen Thieren wird das Herz
mit dem Herzbeutel durch kleine Gefaͤſſe ſo feſt verbun-
den, (wie ſolches auch meine Verſuche beweiſen,) daß
man das Herz auf keinerlei Weiſe davon abſondern kann,
ohne eine groſſe Menge Blut dabei zu vergieſſen. Bei
dem Menſchen hingegen hat die Natur das Herz von
dem Herzbeutel voͤllig befreiet und losgemacht; jedoch
entſtehen oͤfters in Krankheiten gleichſam beſondere Baͤn-
der, welche aus der Bedekkung des Herzens hervorkom-
men, und ſich in den Herzbeutel hineinbegeben. Jch
habe dieſes zu zweien malen, und zwar an Deliquenten
beobachtet, bei welchen das langwierige Stilleſizzen im
Ker-
(y)
S. 46.
(z) Second Memoire ſur les
parties ſenſibl. & irrit. Exp. 527.
Dergleichen ſahe auch I. de mvr-
alt in Vademec. anat. S. 384.
und I. Conr. peyer Meth. anat.
pract. S. 76. 77.
(a) bvssiere Lettre a M. mery
S. 38. caldesi Notomia dalle tar-
tarughe S. 60.
(b) gavtier Obſ. P. III. S. 483.
(c) Welchen die Pariſer De-
moiſelle nennen (wegen ſeines pa-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/602>, abgerufen am 23.11.2024.
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