digen Lage kann entweder im Fette, oder in der Grös- se eines von den beiden Lungenlappen bestehen. Da fer- ner das Mittelfell überhaupt sehr schlaff herabhängt, so läst sich dasselbe aller Orten, wo es nur befestiget ist, von der Luft, oder der Hand des Zergliederers, verrük- ken. Vornämlich aber kommt, in Ansehung dieser Ver- änderung, sehr vieles auf die Ordnung an, in welcher man die zwo Brusthölen öfnet. Denn es wird diejeni- ge allemal weiter, die man zuerst eröfnet, und die hinein- tretende Luft treibet alsdenn die Lungen näher nach dem Rükken, und das Mittelfell nach einer von den beiden Seiten, wie ich solches besonders bei der Oefnung leben- diger Thiere sehr deutlich wahrgenommen habe (n*).
Von diesem rechten Blate gedenket ein berühmter erster Leibarzt, daß es stärker gespannt sey, und zur Befesti- gung des Zwerchfelles (o) mehr, als das linke, mit bei- trage.
Das linke Blat des Mittelfelles kommt aller- dings von dem Knorpel der ersten linken Ribbe her, und an dieser Stelle entfernt sich selbiges ebenfalls, wie ich kurz vorher gemeldet, etwas weiter von dem rechten Blate, und nimmt die Brustdrüse in dem Zwischenrau- me auf. Hierauf neiget es sich rechter Hand gegen die Mitte des Brustbeins, und kömmt beinahe bei der drit- ten Ribbe aus diesem Knochen zum Vorscheine, so oft das rechte Blat von den rechten Knorpeln hinabgehet. Alsdenn wendet sich dieses Blat, wenn sich die Brust- drüse entweder in der Gegend endigt, oder wenigstens schmäler wird, wieder mehr nach der linken Hand zu (p), und nimmt seinen Ursprung an der fünften Ribbe, von ihren knorpligen Theile. Zuweilen kommt aber auch
(p)[Spaltenumbruch]
Von der fünften Ribbe Günz am angef. Ort, S. 5.
Viertes Buch. Das Herz.
digen Lage kann entweder im Fette, oder in der Groͤſ- ſe eines von den beiden Lungenlappen beſtehen. Da fer- ner das Mittelfell uͤberhaupt ſehr ſchlaff herabhaͤngt, ſo laͤſt ſich daſſelbe aller Orten, wo es nur befeſtiget iſt, von der Luft, oder der Hand des Zergliederers, verruͤk- ken. Vornaͤmlich aber kommt, in Anſehung dieſer Ver- aͤnderung, ſehr vieles auf die Ordnung an, in welcher man die zwo Bruſthoͤlen oͤfnet. Denn es wird diejeni- ge allemal weiter, die man zuerſt eroͤfnet, und die hinein- tretende Luft treibet alsdenn die Lungen naͤher nach dem Ruͤkken, und das Mittelfell nach einer von den beiden Seiten, wie ich ſolches beſonders bei der Oefnung leben- diger Thiere ſehr deutlich wahrgenommen habe (n*).
Von dieſem rechten Blate gedenket ein beruͤhmter erſter Leibarzt, daß es ſtaͤrker geſpannt ſey, und zur Befeſti- gung des Zwerchfelles (o) mehr, als das linke, mit bei- trage.
Das linke Blat des Mittelfelles kommt aller- dings von dem Knorpel der erſten linken Ribbe her, und an dieſer Stelle entfernt ſich ſelbiges ebenfalls, wie ich kurz vorher gemeldet, etwas weiter von dem rechten Blate, und nimmt die Bruſtdruͤſe in dem Zwiſchenrau- me auf. Hierauf neiget es ſich rechter Hand gegen die Mitte des Bruſtbeins, und koͤmmt beinahe bei der drit- ten Ribbe aus dieſem Knochen zum Vorſcheine, ſo oft das rechte Blat von den rechten Knorpeln hinabgehet. Alsdenn wendet ſich dieſes Blat, wenn ſich die Bruſt- druͤſe entweder in der Gegend endigt, oder wenigſtens ſchmaͤler wird, wieder mehr nach der linken Hand zu (p), und nimmt ſeinen Urſprung an der fuͤnften Ribbe, von ihren knorpligen Theile. Zuweilen kommt aber auch
(p)[Spaltenumbruch]
Von der fuͤnften Ribbe Günz am angef. Ort, S. 5.
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Viertes Buch. Das Herz.
digen Lage kann entweder im Fette, oder in der Groͤſ-
ſe eines von den beiden Lungenlappen beſtehen. Da fer-
ner das Mittelfell uͤberhaupt ſehr ſchlaff herabhaͤngt, ſo
laͤſt ſich daſſelbe aller Orten, wo es nur befeſtiget iſt,
von der Luft, oder der Hand des Zergliederers, verruͤk-
ken. Vornaͤmlich aber kommt, in Anſehung dieſer Ver-
aͤnderung, ſehr vieles auf die Ordnung an, in welcher
man die zwo Bruſthoͤlen oͤfnet. Denn es wird diejeni-
ge allemal weiter, die man zuerſt eroͤfnet, und die hinein-
tretende Luft treibet alsdenn die Lungen naͤher nach dem
Ruͤkken, und das Mittelfell nach einer von den beiden
Seiten, wie ich ſolches beſonders bei der Oefnung leben-
diger Thiere ſehr deutlich wahrgenommen habe (n*).
Von dieſem rechten Blate gedenket ein beruͤhmter
erſter Leibarzt, daß es ſtaͤrker geſpannt ſey, und zur Befeſti-
gung des Zwerchfelles (o) mehr, als das linke, mit bei-
trage.
Das linke Blat des Mittelfelles kommt aller-
dings von dem Knorpel der erſten linken Ribbe her, und
an dieſer Stelle entfernt ſich ſelbiges ebenfalls, wie ich
kurz vorher gemeldet, etwas weiter von dem rechten
Blate, und nimmt die Bruſtdruͤſe in dem Zwiſchenrau-
me auf. Hierauf neiget es ſich rechter Hand gegen die
Mitte des Bruſtbeins, und koͤmmt beinahe bei der drit-
ten Ribbe aus dieſem Knochen zum Vorſcheine, ſo oft
das rechte Blat von den rechten Knorpeln hinabgehet.
Alsdenn wendet ſich dieſes Blat, wenn ſich die Bruſt-
druͤſe entweder in der Gegend endigt, oder wenigſtens
ſchmaͤler wird, wieder mehr nach der linken Hand zu (p),
und nimmt ſeinen Urſprung an der fuͤnften Ribbe, von
ihren knorpligen Theile. Zuweilen kommt aber auch
die-
(n*)
De Reſpirat. Exp. 12. 13.
14. &c.
(o) S. 4.
(p)
Von der fuͤnften Ribbe
Günz am angef. Ort, S. 5.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/552>, abgerufen am 22.11.2024.
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