daß die Milchgefässe allen Theilen des menschlichen Kör- pers, auch so gar der Gebärmutter und den Brüsten, ih- ren Saft mittheilten, und sich desfalls auf einen ange- stellten Versuch bezogen.
Dagegen vertheidigten die bereits eingeführte Mei- nung die geschiktesten Zergliederer der damaligen Zeit, nämlich Bartholinus(s), Johann van Horne(t), Nicol. Stenonis, der Sohn (u), Johann Swam- merdam, und der damals schon in guten Ruf gestandene Zerleger, Fridr. Ruysch(x), dem billig der gröste Ruhm wegen der Bestreitung und Hinwegräumung dieses Jrr- thums gebühret: wozu noch andere heutiges Tages nicht sonderlich mehr berühmte Männer kamen (y).
Da man nun dem Bilsius mit Versuchen, Unter- bindungen und denen Klappen schärfer zusezte (z), und er nicht im Stande war, sich in einen Streit einzulas- sen (a), so änderte er seine Meinung, und behauptete nunmehro, daß das wahre Flieswasser sich durch das zellige Gewebe (mosch), zwischen den zwoen Membra- nen der Flieswassergefässe, bewege, und einen ihm nur allein bekannten Lauf halte. Er bildete sich aber auch daneben ein, daß durch die mittlere und mit Klappen versehene Röhre dieser Gefässe ein Ferment gefüh- ret würde, welches, nach denen bereits bekannten Versuchen, aufwerts in die Drosseladern gienge.
Er
(s)[Spaltenumbruch]Epist. de experim. Bilsii: Nicol. stephani Castigatio epist. maledicae Bilsii, und Responsio ad novas observat. Bilsianas.
(t)Waarschouwing aan alle lief- hebbers der Anatomie.
(u)Epist. barthol. 76. Cent. IV. und im Tractat de glandulis oris, gegen das Ende.
(x) Am angef. Ort, S. 4.
(y)Paul. barpette Anmerkun- [Spaltenumbruch]
gen over de Schriften van L. de Bils. I. Henric. pavli in seiner in der That vortreflichen Anatome anatomes Bilsianae.
(z) Welche Ruysch dem Bilsius selbst gezeiget hat.
(a) Diesen haben ihm verschie- dene, als Ruysch und Moinichen, beim Bartholinin Resp[.] ad Epist. Bils. ingleichen Houfwenius beim I. v. horne, S. 22. 24. angeboten.
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
daß die Milchgefaͤſſe allen Theilen des menſchlichen Koͤr- pers, auch ſo gar der Gebaͤrmutter und den Bruͤſten, ih- ren Saft mittheilten, und ſich desfalls auf einen ange- ſtellten Verſuch bezogen.
Dagegen vertheidigten die bereits eingefuͤhrte Mei- nung die geſchikteſten Zergliederer der damaligen Zeit, naͤmlich Bartholinus(s), Johann van Horne(t), Nicol. Stenonis, der Sohn (u), Johann Swam- merdam, und der damals ſchon in guten Ruf geſtandene Zerleger, Fridr. Ruyſch(x), dem billig der groͤſte Ruhm wegen der Beſtreitung und Hinwegraͤumung dieſes Jrr- thums gebuͤhret: wozu noch andere heutiges Tages nicht ſonderlich mehr beruͤhmte Maͤnner kamen (y).
Da man nun dem Bilſius mit Verſuchen, Unter- bindungen und denen Klappen ſchaͤrfer zuſezte (z), und er nicht im Stande war, ſich in einen Streit einzulaſ- ſen (a), ſo aͤnderte er ſeine Meinung, und behauptete nunmehro, daß das wahre Flieswaſſer ſich durch das zellige Gewebe (moſch), zwiſchen den zwoen Membra- nen der Flieswaſſergefaͤſſe, bewege, und einen ihm nur allein bekannten Lauf halte. Er bildete ſich aber auch daneben ein, daß durch die mittlere und mit Klappen verſehene Roͤhre dieſer Gefaͤſſe ein Ferment gefuͤh- ret wuͤrde, welches, nach denen bereits bekannten Verſuchen, aufwerts in die Droſſeladern gienge.
Er
(s)[Spaltenumbruch]Epiſt. de experim. Bilſii: Nicol. stephani Caſtigatio epiſt. maledicae Bilſii, und Reſponſio ad novas obſervat. Bilſianas.
(t)Waarſchouwing aan alle lief- hebbers der Anatomie.
(u)Epiſt. barthol. 76. Cent. IV. und im Tractat de glandulis oris, gegen das Ende.
(x) Am angef. Ort, S. 4.
(y)Paul. barpette Anmerkun- [Spaltenumbruch]
gen over de Schriften van L. de Bils. I. Henric. pavli in ſeiner in der That vortreflichen Anatome anatomes Bilſianae.
(z) Welche Ruyſch dem Bilſius ſelbſt gezeiget hat.
(a) Dieſen haben ihm verſchie- dene, als Ruyſch und Moinichen, beim Bartholinin Reſp[.] ad Epiſt. Bils. ingleichen Houfwenius beim I. v. horne, S. 22. 24. angeboten.
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[484/0540]
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
daß die Milchgefaͤſſe allen Theilen des menſchlichen Koͤr-
pers, auch ſo gar der Gebaͤrmutter und den Bruͤſten, ih-
ren Saft mittheilten, und ſich desfalls auf einen ange-
ſtellten Verſuch bezogen.
Dagegen vertheidigten die bereits eingefuͤhrte Mei-
nung die geſchikteſten Zergliederer der damaligen Zeit,
naͤmlich Bartholinus (s), Johann van Horne (t),
Nicol. Stenonis, der Sohn (u), Johann Swam-
merdam, und der damals ſchon in guten Ruf geſtandene
Zerleger, Fridr. Ruyſch (x), dem billig der groͤſte Ruhm
wegen der Beſtreitung und Hinwegraͤumung dieſes Jrr-
thums gebuͤhret: wozu noch andere heutiges Tages nicht
ſonderlich mehr beruͤhmte Maͤnner kamen (y).
Da man nun dem Bilſius mit Verſuchen, Unter-
bindungen und denen Klappen ſchaͤrfer zuſezte (z), und
er nicht im Stande war, ſich in einen Streit einzulaſ-
ſen (a), ſo aͤnderte er ſeine Meinung, und behauptete
nunmehro, daß das wahre Flieswaſſer ſich durch das
zellige Gewebe (moſch), zwiſchen den zwoen Membra-
nen der Flieswaſſergefaͤſſe, bewege, und einen ihm nur
allein bekannten Lauf halte. Er bildete ſich aber auch
daneben ein, daß durch die mittlere und mit Klappen
verſehene Roͤhre dieſer Gefaͤſſe ein Ferment gefuͤh-
ret wuͤrde, welches, nach denen bereits bekannten
Verſuchen, aufwerts in die Droſſeladern gienge.
Er
(s)
Epiſt. de experim. Bilſii:
Nicol. stephani Caſtigatio epiſt.
maledicae Bilſii, und Reſponſio ad
novas obſervat. Bilſianas.
(t) Waarſchouwing aan alle lief-
hebbers der Anatomie.
(u) Epiſt. barthol. 76. Cent.
IV. und im Tractat de glandulis
oris, gegen das Ende.
(x) Am angef. Ort, S. 4.
(y) Paul. barpette Anmerkun-
gen over de Schriften van L. de
Bils. I. Henric. pavli in ſeiner in
der That vortreflichen Anatome
anatomes Bilſianae.
(z) Welche Ruyſch dem Bilſius
ſelbſt gezeiget hat.
(a) Dieſen haben ihm verſchie-
dene, als Ruyſch und Moinichen,
beim Bartholin in Reſp. ad Epiſt.
Bils. ingleichen Houfwenius beim
I. v. horne, S. 22. 24. angeboten.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/540>, abgerufen am 23.11.2024.
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