Es behauptete demnach Bilsius(n), daß sich aus dem Sammelkasten des Nahrungssafts eben so, wie aus dem Herzen, die Zweige dererjenigen Gefässe, welche die subtile Flüßigkeit, so von andern sonst der Speisesaft genennet wird, enthalten, überall durch den ganzen Kör- per ausbreiteten; daß davon einige in die Lunge vertheilet würden, andre nach dem Herzbeutel zugiengen, und die- jenige Feuchtigkeit bereiteten, die in diesem Sakke ent- halten ist. Der Hauptast, oder der Brustkanal, ver- wandle sich in einen Labirinth, den er beschrieben und abgebildet hat, und der sich neben der Drossel- und Ach- selblutader befinden solte, aus welchen ein Ast in die Hol- ader gienge, und ein besonderes Ferment in das Herz brächte. Einige andere Aeste davon stiegen, seinem An- geben nach, aufwärts, und giengen in den Kopf und in die Speichel- und die Schleimdrüsen des Halses.
Hierüber sind nun unter den holländischen Zerglie- derern verschiedne Streitigkeiten entstanden. Es fanden sich einige, welche, weil sie der Leber ihr Recht erhalten wolten, und dem Bilsius folgten, den Lauf des Flies- wassers ganz umkehreten, und dasselbe aus dem vorge- dachten gemeinschaftlichen Herzen durch die hellen Gefässe nach allen Seiten des thierischen Körpers herumführten. Dieser Meinung waren Deusing(p), Nicol Zasius (q), und Everard(r), welche in der That behaupteten, (o)
daß
(n)[Spaltenumbruch]Epistolica Dissert. qua verus hepatis circa chylum (quem a rore distinguebat) et pariter ductus chyliferi hactenus dicti usus de- monstratur, und in einem hollän- dischen Tractate (denn er verstand kein Latein) van de gebruyk der gylbuys.
(p)In Vindiciis hepatis redivi- vi; im Sendschreiben de admi- randa anatome Bilsii: und im Ex- amine anatomes Bilsianae u. s. f.
(q) Er vertheidiget den Bilsius im Tractat: Den daau der dieren en de wellen de waters.
(r)Verus animalium exortus. S. 15.
(o) Am Hunde, wovon die einzige Abbildung vielmal wieder ist abge- drukket worden, als in dem Tra- ctätgen van de Gebruyk der gyl- buys, und im kort bericht over [Spaltenumbruch]
de waarschouwinge van I. v. hor- ne, wie auch in den in das lateini- sche übersezten Werkgen.
H h 2
Der Lauf des Flieswaſſers.
Es behauptete demnach Bilſius(n), daß ſich aus dem Sammelkaſten des Nahrungsſafts eben ſo, wie aus dem Herzen, die Zweige dererjenigen Gefaͤſſe, welche die ſubtile Fluͤßigkeit, ſo von andern ſonſt der Speiſeſaft genennet wird, enthalten, uͤberall durch den ganzen Koͤr- per ausbreiteten; daß davon einige in die Lunge vertheilet wuͤrden, andre nach dem Herzbeutel zugiengen, und die- jenige Feuchtigkeit bereiteten, die in dieſem Sakke ent- halten iſt. Der Hauptaſt, oder der Bruſtkanal, ver- wandle ſich in einen Labirinth, den er beſchrieben und abgebildet hat, und der ſich neben der Droſſel- und Ach- ſelblutader befinden ſolte, aus welchen ein Aſt in die Hol- ader gienge, und ein beſonderes Ferment in das Herz braͤchte. Einige andere Aeſte davon ſtiegen, ſeinem An- geben nach, aufwaͤrts, und giengen in den Kopf und in die Speichel- und die Schleimdruͤſen des Halſes.
Hieruͤber ſind nun unter den hollaͤndiſchen Zerglie- derern verſchiedne Streitigkeiten entſtanden. Es fanden ſich einige, welche, weil ſie der Leber ihr Recht erhalten wolten, und dem Bilſius folgten, den Lauf des Flies- waſſers ganz umkehreten, und daſſelbe aus dem vorge- dachten gemeinſchaftlichen Herzen durch die hellen Gefaͤſſe nach allen Seiten des thieriſchen Koͤrpers herumfuͤhrten. Dieſer Meinung waren Deuſing(p), Nicol Zaſius (q), und Everard(r), welche in der That behaupteten, (o)
daß
(n)[Spaltenumbruch]Epiſtolica Diſſert. qua verus hepatis circa chylum (quem a rore diſtinguebat) et pariter ductus chyliferi hactenus dicti uſus de- monſtratur, und in einem hollaͤn- diſchen Tractate (denn er verſtand kein Latein) van de gebruyk der gylbuys.
(p)In Vindiciis hepatis redivi- vi; im Sendſchreiben de admi- randa anatome Bilſii: und im Ex- amine anatomes Bilſianae u. ſ. f.
(q) Er vertheidiget den Bilſius im Tractat: Den daau der dieren en de wellen de waters.
(r)Verus animalium exortus. S. 15.
(o) Am Hunde, wovon die einzige Abbildung vielmal wieder iſt abge- drukket worden, als in dem Tra- ctaͤtgen van de Gebruyk der gyl- buys, und im kort bericht over [Spaltenumbruch]
de waarſchouwinge van I. v. hor- ne, wie auch in den in das lateini- ſche uͤberſezten Werkgen.
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Der Lauf des Flieswaſſers.
Es behauptete demnach Bilſius (n), daß ſich aus
dem Sammelkaſten des Nahrungsſafts eben ſo, wie aus
dem Herzen, die Zweige dererjenigen Gefaͤſſe, welche die
ſubtile Fluͤßigkeit, ſo von andern ſonſt der Speiſeſaft
genennet wird, enthalten, uͤberall durch den ganzen Koͤr-
per ausbreiteten; daß davon einige in die Lunge vertheilet
wuͤrden, andre nach dem Herzbeutel zugiengen, und die-
jenige Feuchtigkeit bereiteten, die in dieſem Sakke ent-
halten iſt. Der Hauptaſt, oder der Bruſtkanal, ver-
wandle ſich in einen Labirinth, den er beſchrieben und
abgebildet hat, und der ſich neben der Droſſel- und Ach-
ſelblutader befinden ſolte, aus welchen ein Aſt in die Hol-
ader gienge, und ein beſonderes Ferment in das Herz
braͤchte. Einige andere Aeſte davon ſtiegen, ſeinem An-
geben nach, aufwaͤrts, und giengen in den Kopf und in
die Speichel- und die Schleimdruͤſen des Halſes.
Hieruͤber ſind nun unter den hollaͤndiſchen Zerglie-
derern verſchiedne Streitigkeiten entſtanden. Es fanden
ſich einige, welche, weil ſie der Leber ihr Recht erhalten
wolten, und dem Bilſius folgten, den Lauf des Flies-
waſſers ganz umkehreten, und daſſelbe aus dem vorge-
dachten gemeinſchaftlichen Herzen durch die hellen Gefaͤſſe
nach allen Seiten des thieriſchen Koͤrpers herumfuͤhrten.
Dieſer Meinung waren Deuſing (p), Nicol Zaſius
(q), und Everard (r), welche in der That behaupteten,
daß
(o)
(n)
Epiſtolica Diſſert. qua verus
hepatis circa chylum (quem a rore
diſtinguebat) et pariter ductus
chyliferi hactenus dicti uſus de-
monſtratur, und in einem hollaͤn-
diſchen Tractate (denn er verſtand
kein Latein) van de gebruyk der
gylbuys.
(p) In Vindiciis hepatis redivi-
vi; im Sendſchreiben de admi-
randa anatome Bilſii: und im Ex-
amine anatomes Bilſianae u. ſ. f.
(q) Er vertheidiget den Bilſius
im Tractat: Den daau der dieren
en de wellen de waters.
(r) Verus animalium exortus.
S. 15.
(o) Am Hunde, wovon die einzige
Abbildung vielmal wieder iſt abge-
drukket worden, als in dem Tra-
ctaͤtgen van de Gebruyk der gyl-
buys, und im kort bericht over
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ne, wie auch in den in das lateini-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/539>, abgerufen am 23.11.2024.
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