Ein anderes solches Gewächs gieng aus dem rechten Herzohre in die Holader hinein, wovon dem Kranken der Arm jähling aufschwolle, und in denen Blutadern Ader- brüche (varices) gleichsam zum Vorschein kamen (n). Andre Herzgewächse, die im rechten Herzohre sich ange- sezzet, machten, daß die Drosseladern sehr mit Blut an- gefüllet, und die Leber ungewöhnlich aufgeschwollen war (o). Jn der rechten Herzkammer fanden sich alte und verhärtete Gewächse: daher war die Holader erstaun- lich ausgedehnt worden (p). Mit einem verhärteten Le- bergeschwulste, einer sehr grossen Milz, und erweiterten Blutadern, war zugleich ein Herzgewächse verbunden, welches in der rechten Herzkammer Wurzel geschlagen hatte, und sich bis in die Drossel- und andre Blutadern erstrekkete (q). Von dem Drukke eines andern äusserlichen Geschwulstes, waren die Blutadern erstaunlich ausge- dehnt worden (q*).
§. 14. Ein Einwurf wird gehoben.
Dieser so augenscheinliche Versuch ist indessen von Leuten bestritten worden, deren Augen das von dem Harvey angezündete Licht nicht ohne grosse Empfindlich- keit ansehen konnten. Man machte nämlich zuförderst wider alle bisher angeführte Erfolge den Einwurf, es sey gleichwol in einer unterbundenen Blutader, nicht nur über dem Orte der Unterbindung, nach dem Herzen zu, Blut anzutreffen, sondern es laufe auch wirklich heraus, wenn dieselbe geöfnet würde (r). Jacob Pri-
mirose
(n)[Spaltenumbruch]Bernh. albin de polyp. S. 7.
(o) Georg. Aug. Langguth Anat. infantis rachitici.
(p)senac T. II. S. 412.
(q)Philos. Transact. n. 157.
(q*)tropanneger de sangu. reditu, n. 27.
(r)[Spaltenumbruch]Iac. primirose in animad- vers. L. II. de motu cordis, S. 87. in destruct. fundam. Plempii, S. 91. Ioh. riolanvs in Praetermis- sis. Parisiis, 1652. 12. S. 176. Homobonus pisoni ult. antiquit. mangeti Biblioth. anat. S. 953.
C c 3
Der Blutlauf in den Blutadern.
Ein anderes ſolches Gewaͤchs gieng aus dem rechten Herzohre in die Holader hinein, wovon dem Kranken der Arm jaͤhling aufſchwolle, und in denen Blutadern Ader- bruͤche (varices) gleichſam zum Vorſchein kamen (n). Andre Herzgewaͤchſe, die im rechten Herzohre ſich ange- ſezzet, machten, daß die Droſſeladern ſehr mit Blut an- gefuͤllet, und die Leber ungewoͤhnlich aufgeſchwollen war (o). Jn der rechten Herzkammer fanden ſich alte und verhaͤrtete Gewaͤchſe: daher war die Holader erſtaun- lich ausgedehnt worden (p). Mit einem verhaͤrteten Le- bergeſchwulſte, einer ſehr groſſen Milz, und erweiterten Blutadern, war zugleich ein Herzgewaͤchſe verbunden, welches in der rechten Herzkammer Wurzel geſchlagen hatte, und ſich bis in die Droſſel- und andre Blutadern erſtrekkete (q). Von dem Drukke eines andern aͤuſſerlichen Geſchwulſtes, waren die Blutadern erſtaunlich ausge- dehnt worden (q*).
§. 14. Ein Einwurf wird gehoben.
Dieſer ſo augenſcheinliche Verſuch iſt indeſſen von Leuten beſtritten worden, deren Augen das von dem Harvey angezuͤndete Licht nicht ohne groſſe Empfindlich- keit anſehen konnten. Man machte naͤmlich zufoͤrderſt wider alle bisher angefuͤhrte Erfolge den Einwurf, es ſey gleichwol in einer unterbundenen Blutader, nicht nur uͤber dem Orte der Unterbindung, nach dem Herzen zu, Blut anzutreffen, ſondern es laufe auch wirklich heraus, wenn dieſelbe geoͤfnet wuͤrde (r). Jacob Pri-
miroſe
(n)[Spaltenumbruch]Bernh. albin de polyp. S. 7.
(o) Georg. Aug. Langguth Anat. infantis rachitici.
(p)senac T. II. S. 412.
(q)Philoſ. Transact. n. 157.
(q*)tropanneger de ſangu. reditu, n. 27.
(r)[Spaltenumbruch]Iac. primirose in animad- verſ. L. II. de motu cordis, S. 87. in deſtruct. fundam. Plempii, S. 91. Ioh. riolanvs in Prætermiſ- ſis. Pariſiis, 1652. 12. S. 176. Homobonus pisoni ult. antiquit. mangeti Biblioth. anat. S. 953.
C c 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0461"n="405"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Blutlauf in den Blutadern.</hi></fw><lb/><p>Ein anderes ſolches Gewaͤchs gieng aus dem rechten<lb/>
Herzohre in die Holader hinein, wovon dem Kranken der<lb/>
Arm jaͤhling aufſchwolle, und in denen Blutadern Ader-<lb/>
bruͤche (<hirendition="#aq">varices</hi>) gleichſam zum Vorſchein kamen <noteplace="foot"n="(n)"><cb/><hirendition="#aq">Bernh. <hirendition="#g"><hirendition="#k">albin</hi></hi> de polyp.</hi><lb/>
S. 7.</note>.<lb/>
Andre Herzgewaͤchſe, die im rechten Herzohre ſich ange-<lb/>ſezzet, machten, daß die Droſſeladern ſehr mit Blut an-<lb/>
gefuͤllet, und die Leber ungewoͤhnlich aufgeſchwollen<lb/>
war <noteplace="foot"n="(o)">Georg. Aug. <hirendition="#fr">Langguth</hi><lb/><hirendition="#aq">Anat. infantis rachitici.</hi></note>. Jn der rechten Herzkammer fanden ſich alte<lb/>
und verhaͤrtete Gewaͤchſe: daher war die Holader erſtaun-<lb/>
lich ausgedehnt worden <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">senac</hi> T. II.</hi> S. 412.</note>. Mit einem verhaͤrteten Le-<lb/>
bergeſchwulſte, einer ſehr groſſen Milz, und erweiterten<lb/>
Blutadern, war zugleich ein Herzgewaͤchſe verbunden,<lb/>
welches in der rechten Herzkammer Wurzel geſchlagen<lb/>
hatte, und ſich bis in die Droſſel- und andre Blutadern<lb/>
erſtrekkete <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">Philoſ. Transact. n.</hi> 157.</note>. Von dem Drukke eines andern aͤuſſerlichen<lb/>
Geſchwulſtes, waren die Blutadern erſtaunlich ausge-<lb/>
dehnt worden <noteplace="foot"n="(q*)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">tropanneger</hi> de ſangu.<lb/>
reditu, n.</hi> 27.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 14.<lb/>
Ein Einwurf wird gehoben.</head><lb/><p>Dieſer ſo augenſcheinliche Verſuch iſt indeſſen von<lb/>
Leuten beſtritten worden, deren Augen das von dem<lb/><hirendition="#fr">Harvey</hi> angezuͤndete Licht nicht ohne groſſe Empfindlich-<lb/>
keit anſehen konnten. Man machte naͤmlich zufoͤrderſt<lb/>
wider alle bisher angefuͤhrte Erfolge den Einwurf, es<lb/>ſey gleichwol in einer unterbundenen Blutader, nicht<lb/>
nur uͤber dem Orte der Unterbindung, nach dem Herzen<lb/>
zu, Blut anzutreffen, ſondern es laufe auch wirklich<lb/>
heraus, wenn dieſelbe geoͤfnet wuͤrde <noteplace="foot"n="(r)"><cb/><hirendition="#aq">Iac. <hirendition="#k">primirose</hi> in animad-<lb/>
verſ. L. II. de motu cordis,</hi> S. 87.<lb/><hirendition="#aq">in deſtruct. fundam. Plempii,</hi> S.<lb/>
91. <hirendition="#aq">Ioh. <hirendition="#k">riolanvs</hi> in Prætermiſ-<lb/>ſis. Pariſiis,</hi> 1652. 12. S. 176.<lb/><hirendition="#aq">Homobonus <hirendition="#k">pisoni</hi> ult. antiquit.<lb/><hirendition="#k">mangeti</hi> Biblioth. anat.</hi> S. 953.</note>. Jacob <hirendition="#fr">Pri-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 3</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">miroſe</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[405/0461]
Der Blutlauf in den Blutadern.
Ein anderes ſolches Gewaͤchs gieng aus dem rechten
Herzohre in die Holader hinein, wovon dem Kranken der
Arm jaͤhling aufſchwolle, und in denen Blutadern Ader-
bruͤche (varices) gleichſam zum Vorſchein kamen (n).
Andre Herzgewaͤchſe, die im rechten Herzohre ſich ange-
ſezzet, machten, daß die Droſſeladern ſehr mit Blut an-
gefuͤllet, und die Leber ungewoͤhnlich aufgeſchwollen
war (o). Jn der rechten Herzkammer fanden ſich alte
und verhaͤrtete Gewaͤchſe: daher war die Holader erſtaun-
lich ausgedehnt worden (p). Mit einem verhaͤrteten Le-
bergeſchwulſte, einer ſehr groſſen Milz, und erweiterten
Blutadern, war zugleich ein Herzgewaͤchſe verbunden,
welches in der rechten Herzkammer Wurzel geſchlagen
hatte, und ſich bis in die Droſſel- und andre Blutadern
erſtrekkete (q). Von dem Drukke eines andern aͤuſſerlichen
Geſchwulſtes, waren die Blutadern erſtaunlich ausge-
dehnt worden (q*).
§. 14.
Ein Einwurf wird gehoben.
Dieſer ſo augenſcheinliche Verſuch iſt indeſſen von
Leuten beſtritten worden, deren Augen das von dem
Harvey angezuͤndete Licht nicht ohne groſſe Empfindlich-
keit anſehen konnten. Man machte naͤmlich zufoͤrderſt
wider alle bisher angefuͤhrte Erfolge den Einwurf, es
ſey gleichwol in einer unterbundenen Blutader, nicht
nur uͤber dem Orte der Unterbindung, nach dem Herzen
zu, Blut anzutreffen, ſondern es laufe auch wirklich
heraus, wenn dieſelbe geoͤfnet wuͤrde (r). Jacob Pri-
miroſe
(n)
Bernh. albin de polyp.
S. 7.
(o) Georg. Aug. Langguth
Anat. infantis rachitici.
(p) senac T. II. S. 412.
(q) Philoſ. Transact. n. 157.
(q*) tropanneger de ſangu.
reditu, n. 27.
(r)
Iac. primirose in animad-
verſ. L. II. de motu cordis, S. 87.
in deſtruct. fundam. Plempii, S.
91. Ioh. riolanvs in Prætermiſ-
ſis. Pariſiis, 1652. 12. S. 176.
Homobonus pisoni ult. antiquit.
mangeti Biblioth. anat. S. 953.
C c 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/461>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.