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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Flieswassergefässe.
Eine oder zwo davon, die sich vielleicht durch ihre Grös-
se hervorgethan, und sich hier allein zu befinden, oder
etwas vorzügliches zu haben geschienen, sind vom Ve-
salius
(b) unter dem Namen einer eigentlichen Rük-
kendrüse
beschrieben worden: diese Drüse machte J.
Vercellonius (c) dadurch noch mehr bekannt, da er
von derselben glaubte, daß darinnen eine salzige und zur
Verdauung derer Speisen dienliche Feuchtigkeit abgeson-
dert würde. Sie ist aber überhaupt weder einzeln, wie
diese Männer davor gehalten, noch, nach andrer Vermu-
thung, zweifach (d), noch vier- oder fünffach, wie
Wharton (e) und andre wollen (f), sondern sie sind
überhaupt von einer ungewissen, zugleich aber auch ziem-
lich grossen Anzal, wie der berühmte Burchard David
Mauchart mit gutem Grunde erinnert (g). Es hat
sie der erste Lehrer zu Padua (h), der so viele andre Jrr-
thümer glüklich und scharfsinnig ausgerottet, dem Ge-
schlechte derer Flieswassergefässe wieder einverleibet.

Jm Unterleibe findet sich endlich eben diese Reihe
von Drüsen links und rechts am Schlundgange und an
beiden Theilen des Nezzes, das vom Magen sowol nach
dem Grimdarm, als nach der Leber hingehet (omentum

gaftro-
(b) [Spaltenumbruch] L. V. f. 15. F. F.
(c) De glandul. conglom. oe-
soph.
S. 59. 60. 112 u. f.
(d) Boerhaave Inst. Med. n.
73. Es ist dieses diejenige, die,
wenn sie verhärtet ist, unser Leh-
rer mit gutem Erfolg auszurotten
angerathen hat, beim Ruysch,
Advers. anat. I. n. 10. Ohnlängst
hat unser ehemalige Zuhörer, Da-
niel Rudolph Jth, ein Arzt der
die beste Hofnung von sich gieb[t],
auf mein Anrathen, da einem
Kranken ein ähnliches Schiksal be-
vorstand, durch den Gebrauch des
Queksilbers mit Campher, einen
tödlichen Ausgang glüklich abge-
wendet.
(e) [Spaltenumbruch] Am angef. Ort, S. 112. 113.
(f) Jsbr. v. Diemerbrök Anat.
S. 326.
(g) De gland. appellat. S. 9
Vergl. die Kupfer des Bohlius
T. I. evertse de organo chyli,
T. II.
f. 1. 2. Das Kupfer des Nar-
cissus,
welche alle von uns T. I.
unserer anatomischen Samm-
lung
wieder aufgelegt worden.
(h) Morgagni Ep. anat. IX.
n.
42. 43. Es hat auch Amatus
Bourdon dieses erinnert, in ma-
gnar. tabular. explicatione,
die er
description anatomique nennt, 49.
Seite.
Z 3

Flieswaſſergefaͤſſe.
Eine oder zwo davon, die ſich vielleicht durch ihre Groͤſ-
ſe hervorgethan, und ſich hier allein zu befinden, oder
etwas vorzuͤgliches zu haben geſchienen, ſind vom Ve-
ſalius
(b) unter dem Namen einer eigentlichen Ruͤk-
kendruͤſe
beſchrieben worden: dieſe Druͤſe machte J.
Vercellonius (c) dadurch noch mehr bekannt, da er
von derſelben glaubte, daß darinnen eine ſalzige und zur
Verdauung derer Speiſen dienliche Feuchtigkeit abgeſon-
dert wuͤrde. Sie iſt aber uͤberhaupt weder einzeln, wie
dieſe Maͤnner davor gehalten, noch, nach andrer Vermu-
thung, zweifach (d), noch vier- oder fuͤnffach, wie
Wharton (e) und andre wollen (f), ſondern ſie ſind
uͤberhaupt von einer ungewiſſen, zugleich aber auch ziem-
lich groſſen Anzal, wie der beruͤhmte Burchard David
Mauchart mit gutem Grunde erinnert (g). Es hat
ſie der erſte Lehrer zu Padua (h), der ſo viele andre Jrr-
thuͤmer gluͤklich und ſcharfſinnig ausgerottet, dem Ge-
ſchlechte derer Flieswaſſergefaͤſſe wieder einverleibet.

Jm Unterleibe findet ſich endlich eben dieſe Reihe
von Druͤſen links und rechts am Schlundgange und an
beiden Theilen des Nezzes, das vom Magen ſowol nach
dem Grimdarm, als nach der Leber hingehet (omentum

gaftro-
(b) [Spaltenumbruch] L. V. f. 15. F. F.
(c) De glandul. conglom. oe-
ſoph.
S. 59. 60. 112 u. f.
(d) Boerhaave Inſt. Med. n.
73. Es iſt dieſes diejenige, die,
wenn ſie verhaͤrtet iſt, unſer Leh-
rer mit gutem Erfolg auszurotten
angerathen hat, beim Ruyſch,
Adverſ. anat. I. n. 10. Ohnlaͤngſt
hat unſer ehemalige Zuhoͤrer, Da-
niel Rudolph Jth, ein Arzt der
die beſte Hofnung von ſich gieb[t],
auf mein Anrathen, da einem
Kranken ein aͤhnliches Schikſal be-
vorſtand, durch den Gebrauch des
Quekſilbers mit Campher, einen
toͤdlichen Ausgang gluͤklich abge-
wendet.
(e) [Spaltenumbruch] Am angef. Ort, S. 112. 113.
(f) Jsbr. v. Diemerbrök Anat.
S. 326.
(g) De gland. appellat. S. 9
Vergl. die Kupfer des Bohlius
T. I. evertse de organo chyli,
T. II.
f. 1. 2. Das Kupfer des Nar-
ciſſus,
welche alle von uns T. I.
unſerer anatomiſchen Samm-
lung
wieder aufgelegt worden.
(h) Morgagni Ep. anat. IX.
n.
42. 43. Es hat auch Amatus
Bourdon dieſes erinnert, in ma-
gnar. tabular. explicatione,
die er
deſcription anatomique nennt, 49.
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[357/0413] Flieswaſſergefaͤſſe. Eine oder zwo davon, die ſich vielleicht durch ihre Groͤſ- ſe hervorgethan, und ſich hier allein zu befinden, oder etwas vorzuͤgliches zu haben geſchienen, ſind vom Ve- ſalius (b) unter dem Namen einer eigentlichen Ruͤk- kendruͤſe beſchrieben worden: dieſe Druͤſe machte J. Vercellonius (c) dadurch noch mehr bekannt, da er von derſelben glaubte, daß darinnen eine ſalzige und zur Verdauung derer Speiſen dienliche Feuchtigkeit abgeſon- dert wuͤrde. Sie iſt aber uͤberhaupt weder einzeln, wie dieſe Maͤnner davor gehalten, noch, nach andrer Vermu- thung, zweifach (d), noch vier- oder fuͤnffach, wie Wharton (e) und andre wollen (f), ſondern ſie ſind uͤberhaupt von einer ungewiſſen, zugleich aber auch ziem- lich groſſen Anzal, wie der beruͤhmte Burchard David Mauchart mit gutem Grunde erinnert (g). Es hat ſie der erſte Lehrer zu Padua (h), der ſo viele andre Jrr- thuͤmer gluͤklich und ſcharfſinnig ausgerottet, dem Ge- ſchlechte derer Flieswaſſergefaͤſſe wieder einverleibet. Jm Unterleibe findet ſich endlich eben dieſe Reihe von Druͤſen links und rechts am Schlundgange und an beiden Theilen des Nezzes, das vom Magen ſowol nach dem Grimdarm, als nach der Leber hingehet (omentum gaftro- (b) L. V. f. 15. F. F. (c) De glandul. conglom. oe- ſoph. S. 59. 60. 112 u. f. (d) Boerhaave Inſt. Med. n. 73. Es iſt dieſes diejenige, die, wenn ſie verhaͤrtet iſt, unſer Leh- rer mit gutem Erfolg auszurotten angerathen hat, beim Ruyſch, Adverſ. anat. I. n. 10. Ohnlaͤngſt hat unſer ehemalige Zuhoͤrer, Da- niel Rudolph Jth, ein Arzt der die beſte Hofnung von ſich giebt, auf mein Anrathen, da einem Kranken ein aͤhnliches Schikſal be- vorſtand, durch den Gebrauch des Quekſilbers mit Campher, einen toͤdlichen Ausgang gluͤklich abge- wendet. (e) Am angef. Ort, S. 112. 113. (f) Jsbr. v. Diemerbrök Anat. S. 326. (g) De gland. appellat. S. 9 Vergl. die Kupfer des Bohlius T. I. evertse de organo chyli, T. II. f. 1. 2. Das Kupfer des Nar- ciſſus, welche alle von uns T. I. unſerer anatomiſchen Samm- lung wieder aufgelegt worden. (h) Morgagni Ep. anat. IX. n. 42. 43. Es hat auch Amatus Bourdon dieſes erinnert, in ma- gnar. tabular. explicatione, die er deſcription anatomique nennt, 49. Seite. Z 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/413>, abgerufen am 25.11.2024.