gni(f) weiß; alle haben es, wie ich glaube, recht, und der Natur gemäs, getroffen. Denn obich ihn gleich jeder- zeit weis gefunden, so wird deswegen doch die Möglich- keit nicht geläugnet, daß eine andere Farbe entstehen könn- te, wenn sich allzuvieles Flieswasser damit vermischet. Jn Krankheiten ist dieser Saft öfters gipsartig; am häufigsten aber findet man ihn in den Drüsen der Luft- röhrenäste, wo er schwarzblau von Farbe ist. Dieses ist die Drüsentinte (atramentum glandulosum) eines neuern berühmten Wundarztes (g), dergleichen ich aber in den Nierendrüsen niemals gefunden habe. Es vermindert sich übrigens dieser Saft in Erwachsnen, und man kann denselben öfters, so wol vor als in dem hohen Alter, gar nicht mehr zeigen.
Man ist zur Zeit über den eigentlichen Aufenthalt dieses Saftes noch nicht recht eins. Jndessen glaube ich doch allenfalls mit dem Nuck(h), daß derselbe nach dem Beispiele, das wir an der Brustdrüse, als der grösse- sten unter allen Drüsen, haben, sich in den Rau- me der Zellfächerchen befinde. Denn man kann densel- ben überall an der Brustdrüse, wo man nur darein auch einen ganz kleinen Einschnitt machet, aus solcher Oef- nung herausdrükken, und doch findet man so wenig eine offenbare Höle, worinnen er aufbehalten würde, als daß er aus einem gewissen Gefässe solte scheinen hervor- zukommen, weil er in der Quantität ein solches Tröpf- chen übertrift, das sonst aus einem geöfneten nicht all- zugrossen Gefässe herfürdringen möchte; noch weniger aber würde er aus den entfernten Theilen dieser Drüse mit so leichter Mühe durch die Gefässe in die Oefnung können gepresset werden, wozu auch endlich noch dieses
kommt,
(f)[Spaltenumbruch]Epist. anat. IX. n. 27. 28. S. 256. u. folg. an den Drosseldrü- sen und andren aus dem Geschlech- te der Flieswasserdrüsen.
(g)[Spaltenumbruch]
Der berühmte Nic. le cat, Traite des sens, S. 379.
(h) Angef. Ort. S. 36.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gni(f) weiß; alle haben es, wie ich glaube, recht, und der Natur gemaͤs, getroffen. Denn obich ihn gleich jeder- zeit weis gefunden, ſo wird deswegen doch die Moͤglich- keit nicht gelaͤugnet, daß eine andere Farbe entſtehen koͤnn- te, wenn ſich allzuvieles Flieswaſſer damit vermiſchet. Jn Krankheiten iſt dieſer Saft oͤfters gipsartig; am haͤufigſten aber findet man ihn in den Druͤſen der Luft- roͤhrenaͤſte, wo er ſchwarzblau von Farbe iſt. Dieſes iſt die Druͤſentinte (atramentum glanduloſum) eines neuern beruͤhmten Wundarztes (g), dergleichen ich aber in den Nierendruͤſen niemals gefunden habe. Es vermindert ſich uͤbrigens dieſer Saft in Erwachſnen, und man kann denſelben oͤfters, ſo wol vor als in dem hohen Alter, gar nicht mehr zeigen.
Man iſt zur Zeit uͤber den eigentlichen Aufenthalt dieſes Saftes noch nicht recht eins. Jndeſſen glaube ich doch allenfalls mit dem Nuck(h), daß derſelbe nach dem Beiſpiele, das wir an der Bruſtdruͤſe, als der groͤſſe- ſten unter allen Druͤſen, haben, ſich in den Rau- me der Zellfaͤcherchen befinde. Denn man kann denſel- ben uͤberall an der Bruſtdruͤſe, wo man nur darein auch einen ganz kleinen Einſchnitt machet, aus ſolcher Oef- nung herausdruͤkken, und doch findet man ſo wenig eine offenbare Hoͤle, worinnen er aufbehalten wuͤrde, als daß er aus einem gewiſſen Gefaͤſſe ſolte ſcheinen hervor- zukommen, weil er in der Quantitaͤt ein ſolches Troͤpf- chen uͤbertrift, das ſonſt aus einem geoͤfneten nicht all- zugroſſen Gefaͤſſe herfuͤrdringen moͤchte; noch weniger aber wuͤrde er aus den entfernten Theilen dieſer Druͤſe mit ſo leichter Muͤhe durch die Gefaͤſſe in die Oefnung koͤnnen gepreſſet werden, wozu auch endlich noch dieſes
kommt,
(f)[Spaltenumbruch]Epiſt. anat. IX. n. 27. 28. S. 256. u. folg. an den Droſſeldruͤ- ſen und andren aus dem Geſchlech- te der Flieswaſſerdruͤſen.
(g)[Spaltenumbruch]
Der beruͤhmte Nic. le cat, Traité des ſens, S. 379.
(h) Angef. Ort. S. 36.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0402"n="346"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zweites Buch. Gefaͤſſe.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">gni</hi><noteplace="foot"n="(f)"><cb/><hirendition="#aq">Epiſt. anat. IX. n.</hi> 27. 28.<lb/>
S. 256. u. folg. an den Droſſeldruͤ-<lb/>ſen und andren aus dem Geſchlech-<lb/>
te der Flieswaſſerdruͤſen.</note> weiß; alle haben es, wie ich glaube, recht, und der<lb/>
Natur gemaͤs, getroffen. Denn obich ihn gleich jeder-<lb/>
zeit weis gefunden, ſo wird deswegen doch die Moͤglich-<lb/>
keit nicht gelaͤugnet, daß eine andere Farbe entſtehen koͤnn-<lb/>
te, wenn ſich allzuvieles Flieswaſſer damit vermiſchet.<lb/>
Jn Krankheiten iſt dieſer Saft oͤfters gipsartig; am<lb/>
haͤufigſten aber findet man ihn in den Druͤſen der Luft-<lb/>
roͤhrenaͤſte, wo er ſchwarzblau von Farbe iſt. Dieſes iſt<lb/>
die Druͤſentinte (<hirendition="#aq">atramentum glanduloſum</hi>) eines neuern<lb/>
beruͤhmten Wundarztes <noteplace="foot"n="(g)"><cb/>
Der beruͤhmte <hirendition="#aq">Nic. le <hirendition="#g"><hirendition="#k">cat</hi></hi>,<lb/>
Traité des ſens,</hi> S. 379.</note>, dergleichen ich aber in den<lb/>
Nierendruͤſen niemals gefunden habe. Es vermindert<lb/>ſich uͤbrigens dieſer Saft in Erwachſnen, und man kann<lb/>
denſelben oͤfters, ſo wol vor als in dem hohen Alter, gar<lb/>
nicht mehr zeigen.</p><lb/><p>Man iſt zur Zeit uͤber den eigentlichen Aufenthalt<lb/>
dieſes Saftes noch nicht recht eins. Jndeſſen glaube<lb/>
ich doch allenfalls mit dem <hirendition="#fr">Nuck</hi><noteplace="foot"n="(h)">Angef. Ort. S. 36.</note>, daß derſelbe nach<lb/>
dem Beiſpiele, das wir an der Bruſtdruͤſe, als der groͤſſe-<lb/>ſten unter allen Druͤſen, haben, ſich in den Rau-<lb/>
me der Zellfaͤcherchen befinde. Denn man kann denſel-<lb/>
ben uͤberall an der Bruſtdruͤſe, wo man nur darein auch<lb/>
einen ganz kleinen Einſchnitt machet, aus ſolcher Oef-<lb/>
nung herausdruͤkken, und doch findet man ſo wenig eine<lb/>
offenbare Hoͤle, worinnen er aufbehalten wuͤrde, als<lb/>
daß er aus einem gewiſſen Gefaͤſſe ſolte ſcheinen hervor-<lb/>
zukommen, weil er in der Quantitaͤt ein ſolches Troͤpf-<lb/>
chen uͤbertrift, das ſonſt aus einem geoͤfneten nicht all-<lb/>
zugroſſen Gefaͤſſe herfuͤrdringen moͤchte; noch weniger<lb/>
aber wuͤrde er aus den entfernten Theilen dieſer Druͤſe<lb/>
mit ſo leichter Muͤhe durch die Gefaͤſſe in die Oefnung<lb/>
koͤnnen gepreſſet werden, wozu auch endlich noch dieſes<lb/><fwplace="bottom"type="catch">kommt,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[346/0402]
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gni (f) weiß; alle haben es, wie ich glaube, recht, und der
Natur gemaͤs, getroffen. Denn obich ihn gleich jeder-
zeit weis gefunden, ſo wird deswegen doch die Moͤglich-
keit nicht gelaͤugnet, daß eine andere Farbe entſtehen koͤnn-
te, wenn ſich allzuvieles Flieswaſſer damit vermiſchet.
Jn Krankheiten iſt dieſer Saft oͤfters gipsartig; am
haͤufigſten aber findet man ihn in den Druͤſen der Luft-
roͤhrenaͤſte, wo er ſchwarzblau von Farbe iſt. Dieſes iſt
die Druͤſentinte (atramentum glanduloſum) eines neuern
beruͤhmten Wundarztes (g), dergleichen ich aber in den
Nierendruͤſen niemals gefunden habe. Es vermindert
ſich uͤbrigens dieſer Saft in Erwachſnen, und man kann
denſelben oͤfters, ſo wol vor als in dem hohen Alter, gar
nicht mehr zeigen.
Man iſt zur Zeit uͤber den eigentlichen Aufenthalt
dieſes Saftes noch nicht recht eins. Jndeſſen glaube
ich doch allenfalls mit dem Nuck (h), daß derſelbe nach
dem Beiſpiele, das wir an der Bruſtdruͤſe, als der groͤſſe-
ſten unter allen Druͤſen, haben, ſich in den Rau-
me der Zellfaͤcherchen befinde. Denn man kann denſel-
ben uͤberall an der Bruſtdruͤſe, wo man nur darein auch
einen ganz kleinen Einſchnitt machet, aus ſolcher Oef-
nung herausdruͤkken, und doch findet man ſo wenig eine
offenbare Hoͤle, worinnen er aufbehalten wuͤrde, als
daß er aus einem gewiſſen Gefaͤſſe ſolte ſcheinen hervor-
zukommen, weil er in der Quantitaͤt ein ſolches Troͤpf-
chen uͤbertrift, das ſonſt aus einem geoͤfneten nicht all-
zugroſſen Gefaͤſſe herfuͤrdringen moͤchte; noch weniger
aber wuͤrde er aus den entfernten Theilen dieſer Druͤſe
mit ſo leichter Muͤhe durch die Gefaͤſſe in die Oefnung
koͤnnen gepreſſet werden, wozu auch endlich noch dieſes
kommt,
(f)
Epiſt. anat. IX. n. 27. 28.
S. 256. u. folg. an den Droſſeldruͤ-
ſen und andren aus dem Geſchlech-
te der Flieswaſſerdruͤſen.
(g)
Der beruͤhmte Nic. le cat,
Traité des ſens, S. 379.
(h) Angef. Ort. S. 36.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/402>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.