Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Buch. Gefässe.
Drüsen der Luftröhrenäste, die hieher mit gehören, dun-
kel blau, und beinahe schwarz.

Die Festigkeit ist, sowol bei dem Drüsenfleisch, als
vornämlich bei den Membranen, welche sie von aussen
umgeben, ziemlich groß, und an diesen noch stärker, auch
daneben mit einer Glätte verbunden.

Sie werden mit den nächsten Theilen des menschli-
chen Körpers vermittelst eines häufigen Zellgewebes der-
gestalt vereinigt, daß sie mitten im Fette, oder dem ho-
len Gewebe, beweglich bleiben. Die Wundärzte schlies-
sen aus diesem Zeichen, daß ein Uebel von geringerer
Bedenklichkeit sey, und daß die natürliche Beschaffenheit
der Drüsen nicht ausserordentlich verändert sey: denn
wenn dergleichen verderbter Zustand eingewurzelt ist und
lange gedauret hat, so hängen sie sich fest an die Haut
an und verlieren ihre Beweglichkeit.

Jhr Bau scheint mir sehr einfach zu seyn, ob densel-
ben gleich verschiedene Schriftsteller, die auch sonst ei-
nen guten Namen haben, vor sehr verwikelt und schwer
ausgeben. Es ist demnach nur allein die Membrane fest
und etwas hart, also daß sie in Krankheiten leicht zu ei-
nem knorpeligen Blättchen werden kann. Es befinden
sich an derselben häufige Blutgefässe, und diese machen
allein die rothe Farbe aus: daß sie aber Fleischfasern hät-
ten, wie dieses einige grosse Männer (d) behaupten, weil
sie es wünschen, und vielleicht einigen Nuzzen in der
Phisiologie daraus herleiten wollen, das habe ich weder
durch das Gesicht, noch aus ihrer Reizbarkeit jemals er-
weisen oder behaupten können, und ich sehe ganz deut-
lich, daß des Malpighius Fasern, die unter der
äussern Membrane liegen sollen, und die der grosse Mann

als
(d) [Spaltenumbruch] Marc. malpighivs de gland.
conglobat. n. 2. Opusc. posthum.

[Spaltenumbruch] S. 46. I. Godfr. de berger de na-
tura humana,
S. 165.

Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Druͤſen der Luftroͤhrenaͤſte, die hieher mit gehoͤren, dun-
kel blau, und beinahe ſchwarz.

Die Feſtigkeit iſt, ſowol bei dem Druͤſenfleiſch, als
vornaͤmlich bei den Membranen, welche ſie von auſſen
umgeben, ziemlich groß, und an dieſen noch ſtaͤrker, auch
daneben mit einer Glaͤtte verbunden.

Sie werden mit den naͤchſten Theilen des menſchli-
chen Koͤrpers vermittelſt eines haͤufigen Zellgewebes der-
geſtalt vereinigt, daß ſie mitten im Fette, oder dem ho-
len Gewebe, beweglich bleiben. Die Wundaͤrzte ſchlieſ-
ſen aus dieſem Zeichen, daß ein Uebel von geringerer
Bedenklichkeit ſey, und daß die natuͤrliche Beſchaffenheit
der Druͤſen nicht auſſerordentlich veraͤndert ſey: denn
wenn dergleichen verderbter Zuſtand eingewurzelt iſt und
lange gedauret hat, ſo haͤngen ſie ſich feſt an die Haut
an und verlieren ihre Beweglichkeit.

Jhr Bau ſcheint mir ſehr einfach zu ſeyn, ob denſel-
ben gleich verſchiedene Schriftſteller, die auch ſonſt ei-
nen guten Namen haben, vor ſehr verwikelt und ſchwer
ausgeben. Es iſt demnach nur allein die Membrane feſt
und etwas hart, alſo daß ſie in Krankheiten leicht zu ei-
nem knorpeligen Blaͤttchen werden kann. Es befinden
ſich an derſelben haͤufige Blutgefaͤſſe, und dieſe machen
allein die rothe Farbe aus: daß ſie aber Fleiſchfaſern haͤt-
ten, wie dieſes einige groſſe Maͤnner (d) behaupten, weil
ſie es wuͤnſchen, und vielleicht einigen Nuzzen in der
Phiſiologie daraus herleiten wollen, das habe ich weder
durch das Geſicht, noch aus ihrer Reizbarkeit jemals er-
weiſen oder behaupten koͤnnen, und ich ſehe ganz deut-
lich, daß des Malpighius Faſern, die unter der
aͤuſſern Membrane liegen ſollen, und die der groſſe Mann

als
(d) [Spaltenumbruch] Marc. malpighivs de gland.
conglobat. n. 2. Opuſc. poſthum.

[Spaltenumbruch] S. 46. I. Godfr. de berger de na-
tura humana,
S. 165.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0398" n="342"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweites Buch. Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
Dru&#x0364;&#x017F;en der Luftro&#x0364;hrena&#x0364;&#x017F;te, die hieher mit geho&#x0364;ren, dun-<lb/>
kel blau, und beinahe &#x017F;chwarz.</p><lb/>
            <p>Die Fe&#x017F;tigkeit i&#x017F;t, &#x017F;owol bei dem Dru&#x0364;&#x017F;enflei&#x017F;ch, als<lb/>
vorna&#x0364;mlich bei den Membranen, welche &#x017F;ie von au&#x017F;&#x017F;en<lb/>
umgeben, ziemlich groß, und an die&#x017F;en noch &#x017F;ta&#x0364;rker, auch<lb/>
daneben mit einer Gla&#x0364;tte verbunden.</p><lb/>
            <p>Sie werden mit den na&#x0364;ch&#x017F;ten Theilen des men&#x017F;chli-<lb/>
chen Ko&#x0364;rpers vermittel&#x017F;t eines ha&#x0364;ufigen Zellgewebes der-<lb/>
ge&#x017F;talt vereinigt, daß &#x017F;ie mitten im Fette, oder dem ho-<lb/>
len Gewebe, beweglich bleiben. Die Wunda&#x0364;rzte &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en aus die&#x017F;em Zeichen, daß ein Uebel von geringerer<lb/>
Bedenklichkeit &#x017F;ey, und daß die natu&#x0364;rliche Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
der Dru&#x0364;&#x017F;en nicht au&#x017F;&#x017F;erordentlich vera&#x0364;ndert &#x017F;ey: denn<lb/>
wenn dergleichen verderbter Zu&#x017F;tand eingewurzelt i&#x017F;t und<lb/>
lange gedauret hat, &#x017F;o ha&#x0364;ngen &#x017F;ie &#x017F;ich fe&#x017F;t an die Haut<lb/>
an und verlieren ihre Beweglichkeit.</p><lb/>
            <p>Jhr Bau &#x017F;cheint mir &#x017F;ehr einfach zu &#x017F;eyn, ob den&#x017F;el-<lb/>
ben gleich ver&#x017F;chiedene Schrift&#x017F;teller, die auch &#x017F;on&#x017F;t ei-<lb/>
nen guten Namen haben, vor &#x017F;ehr verwikelt und &#x017F;chwer<lb/>
ausgeben. Es i&#x017F;t demnach nur allein die Membrane fe&#x017F;t<lb/>
und etwas hart, al&#x017F;o daß &#x017F;ie in Krankheiten leicht zu ei-<lb/>
nem knorpeligen Bla&#x0364;ttchen werden kann. Es befinden<lb/>
&#x017F;ich an der&#x017F;elben ha&#x0364;ufige Blutgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und die&#x017F;e machen<lb/>
allein die rothe Farbe aus: daß &#x017F;ie aber Flei&#x017F;chfa&#x017F;ern ha&#x0364;t-<lb/>
ten, wie die&#x017F;es einige gro&#x017F;&#x017F;e Ma&#x0364;nner <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq">Marc. <hi rendition="#k">malpighivs</hi> de gland.<lb/>
conglobat. n. 2. Opu&#x017F;c. po&#x017F;thum.</hi><lb/><cb/>
S. 46. <hi rendition="#aq">I. Godfr. de <hi rendition="#k">berger</hi> de na-<lb/>
tura humana,</hi> S. 165.</note> behaupten, weil<lb/>
&#x017F;ie es wu&#x0364;n&#x017F;chen, und vielleicht einigen Nuzzen in der<lb/>
Phi&#x017F;iologie daraus herleiten wollen, das habe ich weder<lb/>
durch das Ge&#x017F;icht, noch aus ihrer Reizbarkeit jemals er-<lb/>
wei&#x017F;en oder behaupten ko&#x0364;nnen, und ich &#x017F;ehe ganz deut-<lb/>
lich, daß des <hi rendition="#fr">Malpighius</hi> Fa&#x017F;ern, die unter der<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Membrane liegen &#x017F;ollen, und die der gro&#x017F;&#x017F;e Mann<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0398] Zweites Buch. Gefaͤſſe. Druͤſen der Luftroͤhrenaͤſte, die hieher mit gehoͤren, dun- kel blau, und beinahe ſchwarz. Die Feſtigkeit iſt, ſowol bei dem Druͤſenfleiſch, als vornaͤmlich bei den Membranen, welche ſie von auſſen umgeben, ziemlich groß, und an dieſen noch ſtaͤrker, auch daneben mit einer Glaͤtte verbunden. Sie werden mit den naͤchſten Theilen des menſchli- chen Koͤrpers vermittelſt eines haͤufigen Zellgewebes der- geſtalt vereinigt, daß ſie mitten im Fette, oder dem ho- len Gewebe, beweglich bleiben. Die Wundaͤrzte ſchlieſ- ſen aus dieſem Zeichen, daß ein Uebel von geringerer Bedenklichkeit ſey, und daß die natuͤrliche Beſchaffenheit der Druͤſen nicht auſſerordentlich veraͤndert ſey: denn wenn dergleichen verderbter Zuſtand eingewurzelt iſt und lange gedauret hat, ſo haͤngen ſie ſich feſt an die Haut an und verlieren ihre Beweglichkeit. Jhr Bau ſcheint mir ſehr einfach zu ſeyn, ob denſel- ben gleich verſchiedene Schriftſteller, die auch ſonſt ei- nen guten Namen haben, vor ſehr verwikelt und ſchwer ausgeben. Es iſt demnach nur allein die Membrane feſt und etwas hart, alſo daß ſie in Krankheiten leicht zu ei- nem knorpeligen Blaͤttchen werden kann. Es befinden ſich an derſelben haͤufige Blutgefaͤſſe, und dieſe machen allein die rothe Farbe aus: daß ſie aber Fleiſchfaſern haͤt- ten, wie dieſes einige groſſe Maͤnner (d) behaupten, weil ſie es wuͤnſchen, und vielleicht einigen Nuzzen in der Phiſiologie daraus herleiten wollen, das habe ich weder durch das Geſicht, noch aus ihrer Reizbarkeit jemals er- weiſen oder behaupten koͤnnen, und ich ſehe ganz deut- lich, daß des Malpighius Faſern, die unter der aͤuſſern Membrane liegen ſollen, und die der groſſe Mann als (d) Marc. malpighivs de gland. conglobat. n. 2. Opuſc. poſthum. S. 46. I. Godfr. de berger de na- tura humana, S. 165.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/398
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/398>, abgerufen am 19.05.2024.