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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Zweites Buch. Gefässe.

Ferner hat Nicolaus Stenonis, der Sohn (p),
den man unrecht Stenon zu nennen pflegt, weil der
Vater so hies, und nicht der Sohn diesen Namen führ-
te, beiläufig berühret, daß er an unvernünftigen Thie-
ren einige Flieswassergefässe an deren Hinterbeinen wahr-
genommen. Am menschlichen Schienbeine zeigte sie
Joh. van Horne (q). Nachhero fand Olaus Rudbek
oberhalb den Leistengefässen seine serösen Gänge auch bei
den Thieren (r), und nach der Ausgabe seines Werkes im
Jahr 1654 zeigte er zu Leiden einige an einem Scha-
fe (s). Ferner lieferte Amatus Bourdon (t), der zwar
kein solcher Schriftsteller ist, der zweifelhafte Sachen
durch sein Zeugnis glaubwürdig machen könnte, wenig-
stens einige Abbildungen von Flieswassergefässen an den
Schenkeln, die mit den Blutadern in die Höhe stiegen,
und Cowper (u) entdekte einige, die sich in die Lenden-
drüsen hineinsenkten. Duverney gedachte ihrer mit
wenig Worten (x), und Nuck beschrieb sie an den
Zeen (y); und endlich leget Abraham Raauw Bör-
haave
(z) das wichtige Zeugnis ab, daß er diese Gefäs-
se durch ein ihm eignes Kunststük sichtbar machen kön-
ne, dessen Ansehen auch durch die Beispiele, von einem
aus der Wunde des Schienbeins herausgekommenen
Flieswasser, noch mehr unterstüzzet werden kann.

Zwischen den Drüsen der Leisten (glandulae ingui-
nis
) kann man die Flieswassergefässe mit leichter Mühe,
in ziemlicher Anzal, nahe unter der Haut und von an-
sehnlicher Grösse, auch am Menschen entdekken, also

daß
(p) [Spaltenumbruch] Acta Hafniens. Vol. II. obs.
97. S. 241.
(q) Disp. sorgeloos de oecon.
anim.
(r) Insid struct. S. 110.
(s) Nach dem Zeugnisse des Lo-
renz Robergs, disp. de invent. anat.
recent.
S. 18.
(t) [Spaltenumbruch] Tab. VIII.
(u) Append. ad bidlovm f. 11.
(x) Memoir. de l' Acad. des
scienc. avant 1699. T. I.
S. 403.
(y) Angef. Ort, S. 148.
(z) Angef. Ort, n. 634.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.

Ferner hat Nicolaus Stenonis, der Sohn (p),
den man unrecht Stenon zu nennen pflegt, weil der
Vater ſo hies, und nicht der Sohn dieſen Namen fuͤhr-
te, beilaͤufig beruͤhret, daß er an unvernuͤnftigen Thie-
ren einige Flieswaſſergefaͤſſe an deren Hinterbeinen wahr-
genommen. Am menſchlichen Schienbeine zeigte ſie
Joh. van Horne (q). Nachhero fand Olaus Rudbek
oberhalb den Leiſtengefaͤſſen ſeine ſeroͤſen Gaͤnge auch bei
den Thieren (r), und nach der Ausgabe ſeines Werkes im
Jahr 1654 zeigte er zu Leiden einige an einem Scha-
fe (s). Ferner lieferte Amatus Bourdon (t), der zwar
kein ſolcher Schriftſteller iſt, der zweifelhafte Sachen
durch ſein Zeugnis glaubwuͤrdig machen koͤnnte, wenig-
ſtens einige Abbildungen von Flieswaſſergefaͤſſen an den
Schenkeln, die mit den Blutadern in die Hoͤhe ſtiegen,
und Cowper (u) entdekte einige, die ſich in die Lenden-
druͤſen hineinſenkten. Duverney gedachte ihrer mit
wenig Worten (x), und Nuck beſchrieb ſie an den
Zeen (y); und endlich leget Abraham Raauw Boͤr-
haave
(z) das wichtige Zeugnis ab, daß er dieſe Gefaͤſ-
ſe durch ein ihm eignes Kunſtſtuͤk ſichtbar machen koͤn-
ne, deſſen Anſehen auch durch die Beiſpiele, von einem
aus der Wunde des Schienbeins herausgekommenen
Flieswaſſer, noch mehr unterſtuͤzzet werden kann.

Zwiſchen den Druͤſen der Leiſten (glandulae ingui-
nis
) kann man die Flieswaſſergefaͤſſe mit leichter Muͤhe,
in ziemlicher Anzal, nahe unter der Haut und von an-
ſehnlicher Groͤſſe, auch am Menſchen entdekken, alſo

daß
(p) [Spaltenumbruch] Acta Hafnienſ. Vol. II. obſ.
97. S. 241.
(q) Diſp. sorgeloos de oecon.
anim.
(r) Inſid ſtruct. S. 110.
(s) Nach dem Zeugniſſe des Lo-
renz Robergs, diſp. de invent. anat.
recent.
S. 18.
(t) [Spaltenumbruch] Tab. VIII.
(u) Append. ad bidlovm f. 11.
(x) Memoir. de l’ Acad. des
ſcienc. avant 1699. T. I.
S. 403.
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[322/0378] Zweites Buch. Gefaͤſſe. Ferner hat Nicolaus Stenonis, der Sohn (p), den man unrecht Stenon zu nennen pflegt, weil der Vater ſo hies, und nicht der Sohn dieſen Namen fuͤhr- te, beilaͤufig beruͤhret, daß er an unvernuͤnftigen Thie- ren einige Flieswaſſergefaͤſſe an deren Hinterbeinen wahr- genommen. Am menſchlichen Schienbeine zeigte ſie Joh. van Horne (q). Nachhero fand Olaus Rudbek oberhalb den Leiſtengefaͤſſen ſeine ſeroͤſen Gaͤnge auch bei den Thieren (r), und nach der Ausgabe ſeines Werkes im Jahr 1654 zeigte er zu Leiden einige an einem Scha- fe (s). Ferner lieferte Amatus Bourdon (t), der zwar kein ſolcher Schriftſteller iſt, der zweifelhafte Sachen durch ſein Zeugnis glaubwuͤrdig machen koͤnnte, wenig- ſtens einige Abbildungen von Flieswaſſergefaͤſſen an den Schenkeln, die mit den Blutadern in die Hoͤhe ſtiegen, und Cowper (u) entdekte einige, die ſich in die Lenden- druͤſen hineinſenkten. Duverney gedachte ihrer mit wenig Worten (x), und Nuck beſchrieb ſie an den Zeen (y); und endlich leget Abraham Raauw Boͤr- haave (z) das wichtige Zeugnis ab, daß er dieſe Gefaͤſ- ſe durch ein ihm eignes Kunſtſtuͤk ſichtbar machen koͤn- ne, deſſen Anſehen auch durch die Beiſpiele, von einem aus der Wunde des Schienbeins herausgekommenen Flieswaſſer, noch mehr unterſtuͤzzet werden kann. Zwiſchen den Druͤſen der Leiſten (glandulae ingui- nis) kann man die Flieswaſſergefaͤſſe mit leichter Muͤhe, in ziemlicher Anzal, nahe unter der Haut und von an- ſehnlicher Groͤſſe, auch am Menſchen entdekken, alſo daß (p) Acta Hafnienſ. Vol. II. obſ. 97. S. 241. (q) Diſp. sorgeloos de oecon. anim. (r) Inſid ſtruct. S. 110. (s) Nach dem Zeugniſſe des Lo- renz Robergs, diſp. de invent. anat. recent. S. 18. (t) Tab. VIII. (u) Append. ad bidlovm f. 11. (x) Memoir. de l’ Acad. des ſcienc. avant 1699. T. I. S. 403. (y) Angef. Ort, S. 148. (z) Angef. Ort, n. 634.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/378>, abgerufen am 19.05.2024.