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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Flieswassergefässe.
wandlung des Zellgewebes in die Flieswassergefässe, wel-
che Anton Deidier gesehen zu haben glaubte (a), hier-
aus erklären.

Zu diesen Lehrsaz geben uns auch einige Krankheiten
weitern Anlas. An einer cacheetischen Jungfer fand
man die Drüsen des Gekröses, des Nezzes und der Ge-
bärmutter verhärtet (b). Jch habe bei verhärteten Drü-
sen öfters wässrige Fusgeschwülste wahrgenommen, wel-
che offenbar von der verhinderten Einschlukkung der
Feuchtigkeit, die in das Zellgewebe ausdünstet, entstan-
den waren, indem die Flieswassergefässe ihren Saft
durch diese Drüsen führen, und wenn diese verstopft sind,
mithin also vorgedachte Gefässe dieselbe nicht wieder zu-
rükführen können, nothwendig alsdenn auch dem zurük-
kehrenden Dunste der freie Durchgang versperret bleibt.
Vor andern habe ich an einem Knaben, dessen Drüsen
an den Schaamseiten ausserordentlich geschwollen waren,
die Füsse von versammleten Wasser aufgetrieben gefun-
den.

§. 6.
Jhr weiterer Ursprung aus den grossen
Hölungen.

Man wird aber auch durch einige offenbare Versu-
che auf die Gedanken gebracht, daß die Flieswassergefäs-
se aus grossen Hölungen entspringen. Aus dem Darm-
kanale schlukken die Milchgefässe, welches wirklich Flies-
wassergefässe sind, die Feuchtigkeiten in sich. Jm Ma-
gen findet eine ähnliche Verschlukkung statt, und es lie-
gen viele Flieswassergefässe auf demselben, weil der Ma-

gensaft
(a) [Spaltenumbruch] Consultat. T. III. S. 12.
124. an der Leber und dem Ar-
me, und in Physiolog. S. 41.
[Spaltenumbruch] 42. Von der Leber, besiehe eben
die Stelle.
(b) dvverney der jüngere in
tavvry anat. raisonne S. 114.

Flieswaſſergefaͤſſe.
wandlung des Zellgewebes in die Flieswaſſergefaͤſſe, wel-
che Anton Deidier geſehen zu haben glaubte (a), hier-
aus erklaͤren.

Zu dieſen Lehrſaz geben uns auch einige Krankheiten
weitern Anlas. An einer cacheetiſchen Jungfer fand
man die Druͤſen des Gekroͤſes, des Nezzes und der Ge-
baͤrmutter verhaͤrtet (b). Jch habe bei verhaͤrteten Druͤ-
ſen oͤfters waͤſſrige Fusgeſchwuͤlſte wahrgenommen, wel-
che offenbar von der verhinderten Einſchlukkung der
Feuchtigkeit, die in das Zellgewebe ausduͤnſtet, entſtan-
den waren, indem die Flieswaſſergefaͤſſe ihren Saft
durch dieſe Druͤſen fuͤhren, und wenn dieſe verſtopft ſind,
mithin alſo vorgedachte Gefaͤſſe dieſelbe nicht wieder zu-
ruͤkfuͤhren koͤnnen, nothwendig alsdenn auch dem zuruͤk-
kehrenden Dunſte der freie Durchgang verſperret bleibt.
Vor andern habe ich an einem Knaben, deſſen Druͤſen
an den Schaamſeiten auſſerordentlich geſchwollen waren,
die Fuͤſſe von verſammleten Waſſer aufgetrieben gefun-
den.

§. 6.
Jhr weiterer Urſprung aus den groſſen
Hoͤlungen.

Man wird aber auch durch einige offenbare Verſu-
che auf die Gedanken gebracht, daß die Flieswaſſergefaͤſ-
ſe aus groſſen Hoͤlungen entſpringen. Aus dem Darm-
kanale ſchlukken die Milchgefaͤſſe, welches wirklich Flies-
waſſergefaͤſſe ſind, die Feuchtigkeiten in ſich. Jm Ma-
gen findet eine aͤhnliche Verſchlukkung ſtatt, und es lie-
gen viele Flieswaſſergefaͤſſe auf demſelben, weil der Ma-

genſaft
(a) [Spaltenumbruch] Conſultat. T. III. S. 12.
124. an der Leber und dem Ar-
me, und in Phyſiolog. S. 41.
[Spaltenumbruch] 42. Von der Leber, beſiehe eben
die Stelle.
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[315/0371] Flieswaſſergefaͤſſe. wandlung des Zellgewebes in die Flieswaſſergefaͤſſe, wel- che Anton Deidier geſehen zu haben glaubte (a), hier- aus erklaͤren. Zu dieſen Lehrſaz geben uns auch einige Krankheiten weitern Anlas. An einer cacheetiſchen Jungfer fand man die Druͤſen des Gekroͤſes, des Nezzes und der Ge- baͤrmutter verhaͤrtet (b). Jch habe bei verhaͤrteten Druͤ- ſen oͤfters waͤſſrige Fusgeſchwuͤlſte wahrgenommen, wel- che offenbar von der verhinderten Einſchlukkung der Feuchtigkeit, die in das Zellgewebe ausduͤnſtet, entſtan- den waren, indem die Flieswaſſergefaͤſſe ihren Saft durch dieſe Druͤſen fuͤhren, und wenn dieſe verſtopft ſind, mithin alſo vorgedachte Gefaͤſſe dieſelbe nicht wieder zu- ruͤkfuͤhren koͤnnen, nothwendig alsdenn auch dem zuruͤk- kehrenden Dunſte der freie Durchgang verſperret bleibt. Vor andern habe ich an einem Knaben, deſſen Druͤſen an den Schaamſeiten auſſerordentlich geſchwollen waren, die Fuͤſſe von verſammleten Waſſer aufgetrieben gefun- den. §. 6. Jhr weiterer Urſprung aus den groſſen Hoͤlungen. Man wird aber auch durch einige offenbare Verſu- che auf die Gedanken gebracht, daß die Flieswaſſergefaͤſ- ſe aus groſſen Hoͤlungen entſpringen. Aus dem Darm- kanale ſchlukken die Milchgefaͤſſe, welches wirklich Flies- waſſergefaͤſſe ſind, die Feuchtigkeiten in ſich. Jm Ma- gen findet eine aͤhnliche Verſchlukkung ſtatt, und es lie- gen viele Flieswaſſergefaͤſſe auf demſelben, weil der Ma- genſaft (a) Conſultat. T. III. S. 12. 124. an der Leber und dem Ar- me, und in Phyſiolog. S. 41. 42. Von der Leber, beſiehe eben die Stelle. (b) dvverney der juͤngere in tavvry anat. raiſonne S. 114.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/371>, abgerufen am 24.11.2024.