auch etwas davon bekannt gemacht (b). Fridrich Ruysch(c) sezte die Klappen in ihr völliges Licht, da er in seinen jüngeren Jahren, mit besonderer Geschiklichkeit, die zärteste gläserne Röhrchen in diese helle Gefässe zu bringen und sie ohne Unterbindung aufzublasen und zu troknen pflegte, auch sich hierzu grösserer Thiere bediente, und zugleich die Kunst wuste, diese mit ihren grauen Flieswasser völlig angefüllete Gefässe (d) zwei ganzer Jah- re lang zu erhalten.
Anton Nuckius hat noch ein mehreres davon ver- sprochen, und es konnten die Zergliederer von der Ge- schiklichkeit dieses Mannes allerdings vieles erwarten. Allein eben zu der Zeit, da derselbe bemühet war, ei- ne vollständige Geschichte der Flieswassergefässe auszu- arbeiten, da er bereits gelernt hatte, zu der Einsprizzung ein Amalgama (Verquikkung) anzuwenden, und da er diese Gefässe in mehreren Thieren mit dem grösten Fleis untersuchte, so wurde er durch einen allzufrühzeitigen Tod von seinen Bemühungen abgezogen. Man siehet aus demjenigen, was er herausgegeben, ganz deutlich, daß er sich dazu der unvernünftigen Thiere bedient habe, wie davon das Herz ein Beispiel abgibt. Allein darum hat doch dieser berühmte Mann so wenig die heftigen Be- schuldigungen des J. Henr. Schulzens(e), als die harte Censur vom Lorenz Heister(f) verdienet, da näm- lich diese beiden Männer seine Kupfertafeln vor erdichtet ausgegeben. Denn Hermann Börhaave bezeugete selbst das Gegentheil für diesen Nuckius(g), hatte auch wirk-
lich
(b)[Spaltenumbruch]
Jn der Blasischen Ausgabe des Veslingischen syntagmatis. Der erstere von denenselben hat sich der gläsernen Röhren bedient. Tr. de respirat. S. 92.
(c) Jn einem eignen Buche, [Spaltenumbruch]
welches er 1667. in 12. herausge- geben.
(d)Epist. anat. III. S. 28.
(e) Er nennet ihn einen Betrü- ger. Diss. de pingued. S. 27.
(f)Compend. anat. not. 6.
(g)Praelect. acad. T. I. S. 576.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
auch etwas davon bekannt gemacht (b). Fridrich Ruyſch(c) ſezte die Klappen in ihr voͤlliges Licht, da er in ſeinen juͤngeren Jahren, mit beſonderer Geſchiklichkeit, die zaͤrteſte glaͤſerne Roͤhrchen in dieſe helle Gefaͤſſe zu bringen und ſie ohne Unterbindung aufzublaſen und zu troknen pflegte, auch ſich hierzu groͤſſerer Thiere bediente, und zugleich die Kunſt wuſte, dieſe mit ihren grauen Flieswaſſer voͤllig angefuͤllete Gefaͤſſe (d) zwei ganzer Jah- re lang zu erhalten.
Anton Nuckius hat noch ein mehreres davon ver- ſprochen, und es konnten die Zergliederer von der Ge- ſchiklichkeit dieſes Mannes allerdings vieles erwarten. Allein eben zu der Zeit, da derſelbe bemuͤhet war, ei- ne vollſtaͤndige Geſchichte der Flieswaſſergefaͤſſe auszu- arbeiten, da er bereits gelernt hatte, zu der Einſprizzung ein Amalgama (Verquikkung) anzuwenden, und da er dieſe Gefaͤſſe in mehreren Thieren mit dem groͤſten Fleis unterſuchte, ſo wurde er durch einen allzufruͤhzeitigen Tod von ſeinen Bemuͤhungen abgezogen. Man ſiehet aus demjenigen, was er herausgegeben, ganz deutlich, daß er ſich dazu der unvernuͤnftigen Thiere bedient habe, wie davon das Herz ein Beiſpiel abgibt. Allein darum hat doch dieſer beruͤhmte Mann ſo wenig die heftigen Be- ſchuldigungen des J. Henr. Schulzens(e), als die harte Cenſur vom Lorenz Heiſter(f) verdienet, da naͤm- lich dieſe beiden Maͤnner ſeine Kupfertafeln vor erdichtet ausgegeben. Denn Hermann Boͤrhaave bezeugete ſelbſt das Gegentheil fuͤr dieſen Nuckius(g), hatte auch wirk-
lich
(b)[Spaltenumbruch]
Jn der Blaſiſchen Ausgabe des Veslingiſchen ſyntagmatis. Der erſtere von denenſelben hat ſich der glaͤſernen Roͤhren bedient. Tr. de reſpirat. S. 92.
(c) Jn einem eignen Buche, [Spaltenumbruch]
welches er 1667. in 12. herausge- geben.
(d)Epiſt. anat. III. S. 28.
(e) Er nennet ihn einen Betruͤ- ger. Diſſ. de pingued. S. 27.
(f)Compend. anat. not. 6.
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Zweites Buch. Gefaͤſſe.
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Ruyſch (c) ſezte die Klappen in ihr voͤlliges Licht, da er
in ſeinen juͤngeren Jahren, mit beſonderer Geſchiklichkeit,
die zaͤrteſte glaͤſerne Roͤhrchen in dieſe helle Gefaͤſſe zu
bringen und ſie ohne Unterbindung aufzublaſen und zu
troknen pflegte, auch ſich hierzu groͤſſerer Thiere bediente,
und zugleich die Kunſt wuſte, dieſe mit ihren grauen
Flieswaſſer voͤllig angefuͤllete Gefaͤſſe (d) zwei ganzer Jah-
re lang zu erhalten.
Anton Nuckius hat noch ein mehreres davon ver-
ſprochen, und es konnten die Zergliederer von der Ge-
ſchiklichkeit dieſes Mannes allerdings vieles erwarten.
Allein eben zu der Zeit, da derſelbe bemuͤhet war, ei-
ne vollſtaͤndige Geſchichte der Flieswaſſergefaͤſſe auszu-
arbeiten, da er bereits gelernt hatte, zu der Einſprizzung
ein Amalgama (Verquikkung) anzuwenden, und da er
dieſe Gefaͤſſe in mehreren Thieren mit dem groͤſten Fleis
unterſuchte, ſo wurde er durch einen allzufruͤhzeitigen
Tod von ſeinen Bemuͤhungen abgezogen. Man ſiehet
aus demjenigen, was er herausgegeben, ganz deutlich,
daß er ſich dazu der unvernuͤnftigen Thiere bedient habe,
wie davon das Herz ein Beiſpiel abgibt. Allein darum
hat doch dieſer beruͤhmte Mann ſo wenig die heftigen Be-
ſchuldigungen des J. Henr. Schulzens (e), als die
harte Cenſur vom Lorenz Heiſter (f) verdienet, da naͤm-
lich dieſe beiden Maͤnner ſeine Kupfertafeln vor erdichtet
ausgegeben. Denn Hermann Boͤrhaave bezeugete ſelbſt
das Gegentheil fuͤr dieſen Nuckius (g), hatte auch wirk-
lich
(b)
Jn der Blaſiſchen Ausgabe
des Veslingiſchen ſyntagmatis. Der
erſtere von denenſelben hat ſich
der glaͤſernen Roͤhren bedient. Tr.
de reſpirat. S. 92.
(c) Jn einem eignen Buche,
welches er 1667. in 12. herausge-
geben.
(d) Epiſt. anat. III. S. 28.
(e) Er nennet ihn einen Betruͤ-
ger. Diſſ. de pingued. S. 27.
(f) Compend. anat. not. 6.
(g) Prælect. acad. T. I. S. 576.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/362>, abgerufen am 24.11.2024.
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