zärterer Art zu zielen scheinen. Jch übergehe hier das Alterthum der Milchgefässe, ob diese gleich allerdings zu der Familie der Limphatischen gehören.
Unter den neuern Zergliederern sahe Nic. Massa im Jare 1532. und zwar überhaupt nur einmal, kleine Oefnungen in einem menschlichen Körper, welche aus der aussaugenden Nierenschlagader, nebst einer andern kleinen Oefnung, wie die Perlbläschen an der Augenhaut zu seyn pflegen (cum poro uritide), herfürkommen, aber nicht in allen Körpern wahrgenommen werden (a), wel- che Ausdrükke daher mit guten Fug vom George Mar- tine auf die Flieswassergefässe sind gezogen worden, die in dieser Gegend sich häufig finden. Eben dieser rechnet bei dem Barthol. Eustachius(b), der sonst der Erfin- der des Brustkanals war, ein wechselweise vertieftes Ge- fäschen in der Vertiefung der Milz zu dem Geschlechte der Flieswassergefässe (c), da sonst in den unvernünfti- gen Thieren die Gefässe, so das salzige Wasser führen (se- ros vasa), eigentlich in dieser Gegend angetroffen werden. Deutlicher sahe Gabriel Faloppia, den man sonst ins- gemein hin Fallopius nennt, mit gelbem Safte er- füllte Gänge, welche von der Leber nach der Gekrösdrüse zu liefen (d). Wir müssen hier allerdings das Limph- geflechte (plexus lymphaticus) der Leberpforten davor er- kennen.
Caspar Asellius kam schon wieder der Wahrheit näher, da er eben dieses (e) in den Pforten befindliche Geflechte zu wiederholten malen genau betrachtet und in Kupfer gebracht hat, ob er gleich darinnen geirret, daß er glaubte, es giengen diese Gefässe mit den Milchge- fässen in einem Stükke fort.
Noch
(a)[Spaltenumbruch]Anat. liber. introductor. S. 32. b.
(b)Tab. XI. f. 7.
(c)[Spaltenumbruch]
Jn der Auslegung über diese Tabelle des Eustachius.
(d)Obs. de venis. n. 3.
(e)De lacteis. T. III. IV.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
zaͤrterer Art zu zielen ſcheinen. Jch uͤbergehe hier das Alterthum der Milchgefaͤſſe, ob dieſe gleich allerdings zu der Familie der Limphatiſchen gehoͤren.
Unter den neuern Zergliederern ſahe Nic. Maſſa im Jare 1532. und zwar uͤberhaupt nur einmal, kleine Oefnungen in einem menſchlichen Koͤrper, welche aus der ausſaugenden Nierenſchlagader, nebſt einer andern kleinen Oefnung, wie die Perlblaͤschen an der Augenhaut zu ſeyn pflegen (cum poro uritide), herfuͤrkommen, aber nicht in allen Koͤrpern wahrgenommen werden (a), wel- che Ausdruͤkke daher mit guten Fug vom George Mar- tine auf die Flieswaſſergefaͤſſe ſind gezogen worden, die in dieſer Gegend ſich haͤufig finden. Eben dieſer rechnet bei dem Barthol. Euſtachius(b), der ſonſt der Erfin- der des Bruſtkanals war, ein wechſelweiſe vertieftes Ge- faͤschen in der Vertiefung der Milz zu dem Geſchlechte der Flieswaſſergefaͤſſe (c), da ſonſt in den unvernuͤnfti- gen Thieren die Gefaͤſſe, ſo das ſalzige Waſſer fuͤhren (ſe- roſ vaſa), eigentlich in dieſer Gegend angetroffen werden. Deutlicher ſahe Gabriel Faloppia, den man ſonſt ins- gemein hin Fallopius nennt, mit gelbem Safte er- fuͤllte Gaͤnge, welche von der Leber nach der Gekroͤsdruͤſe zu liefen (d). Wir muͤſſen hier allerdings das Limph- geflechte (plexus lymphaticus) der Leberpforten davor er- kennen.
Caſpar Aſellius kam ſchon wieder der Wahrheit naͤher, da er eben dieſes (e) in den Pforten befindliche Geflechte zu wiederholten malen genau betrachtet und in Kupfer gebracht hat, ob er gleich darinnen geirret, daß er glaubte, es giengen dieſe Gefaͤſſe mit den Milchge- faͤſſen in einem Stuͤkke fort.
Noch
(a)[Spaltenumbruch]Anat. liber. introductor. S. 32. b.
(b)Tab. XI. f. 7.
(c)[Spaltenumbruch]
Jn der Auslegung uͤber dieſe Tabelle des Euſtachius.
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Zweites Buch. Gefaͤſſe.
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der Familie der Limphatiſchen gehoͤren.
Unter den neuern Zergliederern ſahe Nic. Maſſa
im Jare 1532. und zwar uͤberhaupt nur einmal, kleine
Oefnungen in einem menſchlichen Koͤrper, welche aus
der ausſaugenden Nierenſchlagader, nebſt einer andern
kleinen Oefnung, wie die Perlblaͤschen an der Augenhaut
zu ſeyn pflegen (cum poro uritide), herfuͤrkommen, aber
nicht in allen Koͤrpern wahrgenommen werden (a), wel-
che Ausdruͤkke daher mit guten Fug vom George Mar-
tine auf die Flieswaſſergefaͤſſe ſind gezogen worden, die
in dieſer Gegend ſich haͤufig finden. Eben dieſer rechnet
bei dem Barthol. Euſtachius (b), der ſonſt der Erfin-
der des Bruſtkanals war, ein wechſelweiſe vertieftes Ge-
faͤschen in der Vertiefung der Milz zu dem Geſchlechte
der Flieswaſſergefaͤſſe (c), da ſonſt in den unvernuͤnfti-
gen Thieren die Gefaͤſſe, ſo das ſalzige Waſſer fuͤhren (ſe-
roſ vaſa), eigentlich in dieſer Gegend angetroffen werden.
Deutlicher ſahe Gabriel Faloppia, den man ſonſt ins-
gemein hin Fallopius nennt, mit gelbem Safte er-
fuͤllte Gaͤnge, welche von der Leber nach der Gekroͤsdruͤſe
zu liefen (d). Wir muͤſſen hier allerdings das Limph-
geflechte (plexus lymphaticus) der Leberpforten davor er-
kennen.
Caſpar Aſellius kam ſchon wieder der Wahrheit
naͤher, da er eben dieſes (e) in den Pforten befindliche
Geflechte zu wiederholten malen genau betrachtet und in
Kupfer gebracht hat, ob er gleich darinnen geirret, daß
er glaubte, es giengen dieſe Gefaͤſſe mit den Milchge-
faͤſſen in einem Stuͤkke fort.
Noch
(a)
Anat. liber. introductor. S.
32. b.
(b) Tab. XI. f. 7.
(c)
Jn der Auslegung uͤber dieſe
Tabelle des Euſtachius.
(d) Obſ. de venis. n. 3.
(e) De lacteis. T. III. IV.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/352>, abgerufen am 24.11.2024.
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