vom übrigen Blute sey eingesogen worden (y). An ei- nem, der über den ganzen Leib mit Schlägen übel zuge- richtet war, drang das Blut unter die Haut, und wur- de hernach durch den Husten, Erbrechen, Stuhlgang und Urin dergestalt ausgeführet, daß der Beschädigte dennoch seine Gesundheit wieder bekam (z). Bei einem andern hatte sich Blut in die Zellhaut der Hoden ergos- sen, und wurde nachhero von selbsten wieder eingeso- gen (a). Mehrere Beispiele finden sich bei dem Bör- haave(b).
Man hat auch Fälle von einer ohne offenbare Aus- leerungen gehobnen Wassersucht, dabei das Wasser noth- wendig ins Geblüte wieder zurükgegangen seyn mus (c). Es ist bekannt, daß ein wässeriger Geschwulst der Füsse vermittelst des Erbrechens vertrieben worden (d), und daß das Wasser zwischen der Haut, wenn es die Glieder ganz und gar aufgetrieben und ungestaltet gemacht, durch Hülfe starker Purgiermittel vermindert wird. Die Luft, welche einen Windgeschwulst zuwege gebracht, verschwin- det in etlichen Tagen wieder, wenn der Kranke daran ge- heilt worden, weil sie sich ohne Zweifel mit den Dünsten des Zellgewebes vermischet hat, und nachdem sie sich in denenselben, wie sie sonst im Wasser zu thun pflegt, auf- gelöset, so wird sie endlich von eben diesen Blutäderchen eingesogen. Die Solution von Opium hat, wenn man sie bei Hunden unter die Haut einsprizzet, die hef- tigsten Zufälle verursacht, vornämlich krampfhafte Zuk- kungen, nebst tiefen Schlaf, und endlich ist der Hund, nachdem er über und über steif geworden, dadurch ums Leben gekommen (e).
Die
(y)[Spaltenumbruch]
Daß dieses leicht angehe, be- zeuget schwenke S. 99.
(z)wepfer de apoplex. 313.
(a)T. II. S. 73.
(b)Prax. med. T. I. 544.
(c)[Spaltenumbruch]Rich. mead monita medica, S. 154.
(d)spindler Obs. 82.
(e)lorry beim vandermon- de Iourn. de Medec. 1756. n. I.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
vom uͤbrigen Blute ſey eingeſogen worden (y). An ei- nem, der uͤber den ganzen Leib mit Schlaͤgen uͤbel zuge- richtet war, drang das Blut unter die Haut, und wur- de hernach durch den Huſten, Erbrechen, Stuhlgang und Urin dergeſtalt ausgefuͤhret, daß der Beſchaͤdigte dennoch ſeine Geſundheit wieder bekam (z). Bei einem andern hatte ſich Blut in die Zellhaut der Hoden ergoſ- ſen, und wurde nachhero von ſelbſten wieder eingeſo- gen (a). Mehrere Beiſpiele finden ſich bei dem Boͤr- haave(b).
Man hat auch Faͤlle von einer ohne offenbare Aus- leerungen gehobnen Waſſerſucht, dabei das Waſſer noth- wendig ins Gebluͤte wieder zuruͤkgegangen ſeyn mus (c). Es iſt bekannt, daß ein waͤſſeriger Geſchwulſt der Fuͤſſe vermittelſt des Erbrechens vertrieben worden (d), und daß das Waſſer zwiſchen der Haut, wenn es die Glieder ganz und gar aufgetrieben und ungeſtaltet gemacht, durch Huͤlfe ſtarker Purgiermittel vermindert wird. Die Luft, welche einen Windgeſchwulſt zuwege gebracht, verſchwin- det in etlichen Tagen wieder, wenn der Kranke daran ge- heilt worden, weil ſie ſich ohne Zweifel mit den Duͤnſten des Zellgewebes vermiſchet hat, und nachdem ſie ſich in denenſelben, wie ſie ſonſt im Waſſer zu thun pflegt, auf- geloͤſet, ſo wird ſie endlich von eben dieſen Blutaͤderchen eingeſogen. Die Solution von Opium hat, wenn man ſie bei Hunden unter die Haut einſprizzet, die hef- tigſten Zufaͤlle verurſacht, vornaͤmlich krampfhafte Zuk- kungen, nebſt tiefen Schlaf, und endlich iſt der Hund, nachdem er uͤber und uͤber ſteif geworden, dadurch ums Leben gekommen (e).
Die
(y)[Spaltenumbruch]
Daß dieſes leicht angehe, be- zeuget schwenke S. 99.
(z)wepfer de apoplex. 313.
(a)T. II. S. 73.
(b)Prax. med. T. I. 544.
(c)[Spaltenumbruch]Rich. mead monita medica, S. 154.
(d)spindler Obſ. 82.
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Zweites Buch. Gefaͤſſe.
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nem, der uͤber den ganzen Leib mit Schlaͤgen uͤbel zuge-
richtet war, drang das Blut unter die Haut, und wur-
de hernach durch den Huſten, Erbrechen, Stuhlgang
und Urin dergeſtalt ausgefuͤhret, daß der Beſchaͤdigte
dennoch ſeine Geſundheit wieder bekam (z). Bei einem
andern hatte ſich Blut in die Zellhaut der Hoden ergoſ-
ſen, und wurde nachhero von ſelbſten wieder eingeſo-
gen (a). Mehrere Beiſpiele finden ſich bei dem Boͤr-
haave (b).
Man hat auch Faͤlle von einer ohne offenbare Aus-
leerungen gehobnen Waſſerſucht, dabei das Waſſer noth-
wendig ins Gebluͤte wieder zuruͤkgegangen ſeyn mus (c).
Es iſt bekannt, daß ein waͤſſeriger Geſchwulſt der Fuͤſſe
vermittelſt des Erbrechens vertrieben worden (d), und
daß das Waſſer zwiſchen der Haut, wenn es die Glieder
ganz und gar aufgetrieben und ungeſtaltet gemacht, durch
Huͤlfe ſtarker Purgiermittel vermindert wird. Die Luft,
welche einen Windgeſchwulſt zuwege gebracht, verſchwin-
det in etlichen Tagen wieder, wenn der Kranke daran ge-
heilt worden, weil ſie ſich ohne Zweifel mit den Duͤnſten
des Zellgewebes vermiſchet hat, und nachdem ſie ſich in
denenſelben, wie ſie ſonſt im Waſſer zu thun pflegt, auf-
geloͤſet, ſo wird ſie endlich von eben dieſen Blutaͤderchen
eingeſogen. Die Solution von Opium hat, wenn
man ſie bei Hunden unter die Haut einſprizzet, die hef-
tigſten Zufaͤlle verurſacht, vornaͤmlich krampfhafte Zuk-
kungen, nebſt tiefen Schlaf, und endlich iſt der Hund,
nachdem er uͤber und uͤber ſteif geworden, dadurch ums
Leben gekommen (e).
Die
(y)
Daß dieſes leicht angehe, be-
zeuget schwenke S. 99.
(z) wepfer de apoplex. 313.
(a) T. II. S. 73.
(b) Prax. med. T. I. 544.
(c)
Rich. mead monita medica,
S. 154.
(d) spindler Obſ. 82.
(e) lorry beim vandermon-
de Iourn. de Medec. 1756. n. I.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/340>, abgerufen am 24.11.2024.
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