Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Buch. Gefässe.
nach das Blut in der Aorte innerhalb einer Minute 150
Fus durchläuft, so durchläuft dasselbe in dieser kleinsten
Schlagader in gleicher Zeit beinahe
von einem Fusse. Man sezze ein jedes andre Verhält-
nis, nach der die vom Herzen empfangne Geschwindig-
keit abnehme, so weis man, daß auch die zehnte Digni-
täten der kleinsten Zalen überaus gros seyn müssen.

Nun eräugnet sich aber nichts von dergleichen, und
es gehen die Bewegungen in denen zärtesten Gefäs-
sen, so weit sie uns bekannt sind, sehr schnell, und eben
so hurtig von statten, als sich das Blut selbst beweget,
oder noch geschwinder: wie man an des Sanctorius
Ausdünstung, oder vornämlich (t) an dem Flüssigen ein
Beispiel hat, welches durch die Nerven bewegt wird, und
die in die Sinnen geschehenen Eindrükke in das Gehirne
überbringt (u). Es erwiedert der vortrefliche Senak hier-
auf ferner (x), daß sich dünne Flüssigkeiten nicht sehr
aufhalten liessen. Allein, diejenige Zurükhaltung, wel-
che von der vergrösserten Oefnung der Aeste im Lichten
erfolget, und diejenige, welche von der Erweiterung ei-
nes convergirenden kegelartigen Astes, und dem davon
entstehenden Reiben, herrührt, diese Verminderungen,
sage ich, sind einerlei, man mag nun die Zartheit, oder
die eigenthümliche Schwere derer Flüßigkeiten so gros,
oder klein ansezzen, als man immer will.

Zweiter
(t) [Spaltenumbruch] Prim. lin. n. 440.
(u) Ebendaselbst n. 393.
(x) [Spaltenumbruch] Angef. Ort.

Zweites Buch. Gefaͤſſe.
nach das Blut in der Aorte innerhalb einer Minute 150
Fus durchlaͤuft, ſo durchlaͤuft daſſelbe in dieſer kleinſten
Schlagader in gleicher Zeit beinahe
von einem Fuſſe. Man ſezze ein jedes andre Verhaͤlt-
nis, nach der die vom Herzen empfangne Geſchwindig-
keit abnehme, ſo weis man, daß auch die zehnte Digni-
taͤten der kleinſten Zalen uͤberaus gros ſeyn muͤſſen.

Nun eraͤugnet ſich aber nichts von dergleichen, und
es gehen die Bewegungen in denen zaͤrteſten Gefaͤſ-
ſen, ſo weit ſie uns bekannt ſind, ſehr ſchnell, und eben
ſo hurtig von ſtatten, als ſich das Blut ſelbſt beweget,
oder noch geſchwinder: wie man an des Sanctorius
Ausduͤnſtung, oder vornaͤmlich (t) an dem Fluͤſſigen ein
Beiſpiel hat, welches durch die Nerven bewegt wird, und
die in die Sinnen geſchehenen Eindruͤkke in das Gehirne
uͤberbringt (u). Es erwiedert der vortrefliche Senak hier-
auf ferner (x), daß ſich duͤnne Fluͤſſigkeiten nicht ſehr
aufhalten lieſſen. Allein, diejenige Zuruͤkhaltung, wel-
che von der vergroͤſſerten Oefnung der Aeſte im Lichten
erfolget, und diejenige, welche von der Erweiterung ei-
nes convergirenden kegelartigen Aſtes, und dem davon
entſtehenden Reiben, herruͤhrt, dieſe Verminderungen,
ſage ich, ſind einerlei, man mag nun die Zartheit, oder
die eigenthuͤmliche Schwere derer Fluͤßigkeiten ſo gros,
oder klein anſezzen, als man immer will.

Zweiter
(t) [Spaltenumbruch] Prim. lin. n. 440.
(u) Ebendaſelbſt n. 393.
(x) [Spaltenumbruch] Angef. Ort.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0280" n="224"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweites Buch. Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
nach das Blut in der Aorte innerhalb einer Minute 150<lb/>
Fus durchla&#x0364;uft, &#x017F;o durchla&#x0364;uft da&#x017F;&#x017F;elbe in die&#x017F;er klein&#x017F;ten<lb/>
Schlagader in gleicher Zeit beinahe <formula notation="TeX">{1}{68.000,000,000.}</formula><lb/>
von einem Fu&#x017F;&#x017F;e. Man &#x017F;ezze ein jedes andre Verha&#x0364;lt-<lb/>
nis, nach der die vom Herzen empfangne Ge&#x017F;chwindig-<lb/>
keit abnehme, &#x017F;o weis man, daß auch die zehnte Digni-<lb/>
ta&#x0364;ten der klein&#x017F;ten Zalen u&#x0364;beraus gros &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Nun era&#x0364;ugnet &#x017F;ich aber nichts von dergleichen, und<lb/>
es gehen die Bewegungen in denen za&#x0364;rte&#x017F;ten Gefa&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;o weit &#x017F;ie uns bekannt &#x017F;ind, &#x017F;ehr &#x017F;chnell, und eben<lb/>
&#x017F;o hurtig von &#x017F;tatten, als &#x017F;ich das Blut &#x017F;elb&#x017F;t beweget,<lb/>
oder noch ge&#x017F;chwinder: wie man an des <hi rendition="#fr">Sanctorius</hi><lb/>
Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung, oder vorna&#x0364;mlich <note place="foot" n="(t)"><cb/><hi rendition="#aq">Prim. lin. n.</hi> 440.</note> an dem Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen ein<lb/>
Bei&#x017F;piel hat, welches durch die Nerven bewegt wird, und<lb/>
die in die Sinnen ge&#x017F;chehenen Eindru&#x0364;kke in das Gehirne<lb/>
u&#x0364;berbringt <note place="foot" n="(u)">Ebenda&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">n.</hi> 393.</note>. Es erwiedert der vortrefliche <hi rendition="#fr">Senak</hi> hier-<lb/>
auf ferner <note place="foot" n="(x)"><cb/>
Angef. Ort.</note>, daß &#x017F;ich du&#x0364;nne Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeiten nicht &#x017F;ehr<lb/>
aufhalten lie&#x017F;&#x017F;en. Allein, diejenige Zuru&#x0364;khaltung, wel-<lb/>
che von der vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erten Oefnung der Ae&#x017F;te im Lichten<lb/>
erfolget, und diejenige, welche von der Erweiterung ei-<lb/>
nes convergirenden kegelartigen A&#x017F;tes, und dem davon<lb/>
ent&#x017F;tehenden Reiben, herru&#x0364;hrt, die&#x017F;e Verminderungen,<lb/>
&#x017F;age ich, &#x017F;ind einerlei, man mag nun die Zartheit, oder<lb/>
die eigenthu&#x0364;mliche Schwere derer Flu&#x0364;ßigkeiten &#x017F;o gros,<lb/>
oder klein an&#x017F;ezzen, als man immer will.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Zweiter</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0280] Zweites Buch. Gefaͤſſe. nach das Blut in der Aorte innerhalb einer Minute 150 Fus durchlaͤuft, ſo durchlaͤuft daſſelbe in dieſer kleinſten Schlagader in gleicher Zeit beinahe [FORMEL] von einem Fuſſe. Man ſezze ein jedes andre Verhaͤlt- nis, nach der die vom Herzen empfangne Geſchwindig- keit abnehme, ſo weis man, daß auch die zehnte Digni- taͤten der kleinſten Zalen uͤberaus gros ſeyn muͤſſen. Nun eraͤugnet ſich aber nichts von dergleichen, und es gehen die Bewegungen in denen zaͤrteſten Gefaͤſ- ſen, ſo weit ſie uns bekannt ſind, ſehr ſchnell, und eben ſo hurtig von ſtatten, als ſich das Blut ſelbſt beweget, oder noch geſchwinder: wie man an des Sanctorius Ausduͤnſtung, oder vornaͤmlich (t) an dem Fluͤſſigen ein Beiſpiel hat, welches durch die Nerven bewegt wird, und die in die Sinnen geſchehenen Eindruͤkke in das Gehirne uͤberbringt (u). Es erwiedert der vortrefliche Senak hier- auf ferner (x), daß ſich duͤnne Fluͤſſigkeiten nicht ſehr aufhalten lieſſen. Allein, diejenige Zuruͤkhaltung, wel- che von der vergroͤſſerten Oefnung der Aeſte im Lichten erfolget, und diejenige, welche von der Erweiterung ei- nes convergirenden kegelartigen Aſtes, und dem davon entſtehenden Reiben, herruͤhrt, dieſe Verminderungen, ſage ich, ſind einerlei, man mag nun die Zartheit, oder die eigenthuͤmliche Schwere derer Fluͤßigkeiten ſo gros, oder klein anſezzen, als man immer will. Zweiter (t) Prim. lin. n. 440. (u) Ebendaſelbſt n. 393. (x) Angef. Ort.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/280
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/280>, abgerufen am 11.05.2024.