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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Schlagadern.
dem Gewichte der drükkenden Muskeln, ohne Schwie-
rigkeit und ohne zu zerreissen, ausstehen können.

Da mein Lehrer überdem die allerkleinste Schlag-
ader als eine Aorte (q) von der gelben Schlagader, und
den lezten Ast von dieser als eine Aorte eines limphati-
schen Schlagäderchens ansiehet: da ferner alle diese
Schlagadern ästig und kegelartig sind, und in Ansehung
der Geschwindigkeit der Bewegung ihrer Säfte eben sol-
chen Verminderungen unterworfen sind, welche aus ei-
ner konischen und ästigen Natur in denen rothen Schlag-
äderchen erfolgen: da endlich in dem lezten rothen
Schlagäderchen selbst, nach der Hipothese (r), der Saft
allerdings langsam fortbeweget wird: so folget daraus,
daß sich diejenigen durchscheinende Säfte höchst langsam
würden bewegen müssen, die nach so vielen dazwischen lie-
genden Geschlechten derer Gefässe von den rothen Schlag-
adern abgesondert werden. Man sezze, die Verweilung
oder Zurükhaltung sey in jedem Geschlechte von Schlag-
adern gleich gros; man nehme an, es sey die Zurükhal-
tung in der kleinsten Schlagader wenigstens so beschaffen,
daß das Blut aus dem lezten Aestchen derselben mit dem
zwanzigsten Theile derjenigen Geschwindigkeit, mit wel-
cher es aus dem Herzen kömmt (s), fortfliesse; so wird
es folglich durch das Schlagäderchen der zehnten Ord-
nung mit einer Geschwindigkeit laufen, die sich zur Ge-
schwindigkeit der entspringenden Aorte, wie die Einheit
zur zehnten Potenz der Zal zwanzig verhält; das ist, die-
se Geschwindigkeit wird zur Geschwindigkeit der Aorte
wie 1 zu 10, 240, 000, 000, 000. seyn. Wenn dem-

nach
(q) [Spaltenumbruch] Siehe Instit. rei med. n.
CCLXI.
und die Vorlesungen über
diese Stelle.
(r) Ebendas. und anderwärts,
z. E. n. CCXXII. CCCCLXXIX.
(s) Siehe ebendaselbst und in
Comment.
S. 305. Ferner Tom.
[Spaltenumbruch] III. Com.
über n. 479. Jch habe
aber das Verhältnis von 20 zu 1
als das kleinste von dem genom-
men, was verschiedene mathema-
tische Aerzte sonst fest zu sezzen pfle-
gen.

Schlagadern.
dem Gewichte der druͤkkenden Muskeln, ohne Schwie-
rigkeit und ohne zu zerreiſſen, ausſtehen koͤnnen.

Da mein Lehrer uͤberdem die allerkleinſte Schlag-
ader als eine Aorte (q) von der gelben Schlagader, und
den lezten Aſt von dieſer als eine Aorte eines limphati-
ſchen Schlagaͤderchens anſiehet: da ferner alle dieſe
Schlagadern aͤſtig und kegelartig ſind, und in Anſehung
der Geſchwindigkeit der Bewegung ihrer Saͤfte eben ſol-
chen Verminderungen unterworfen ſind, welche aus ei-
ner koniſchen und aͤſtigen Natur in denen rothen Schlag-
aͤderchen erfolgen: da endlich in dem lezten rothen
Schlagaͤderchen ſelbſt, nach der Hipotheſe (r), der Saft
allerdings langſam fortbeweget wird: ſo folget daraus,
daß ſich diejenigen durchſcheinende Saͤfte hoͤchſt langſam
wuͤrden bewegen muͤſſen, die nach ſo vielen dazwiſchen lie-
genden Geſchlechten derer Gefaͤſſe von den rothen Schlag-
adern abgeſondert werden. Man ſezze, die Verweilung
oder Zuruͤkhaltung ſey in jedem Geſchlechte von Schlag-
adern gleich gros; man nehme an, es ſey die Zuruͤkhal-
tung in der kleinſten Schlagader wenigſtens ſo beſchaffen,
daß das Blut aus dem lezten Aeſtchen derſelben mit dem
zwanzigſten Theile derjenigen Geſchwindigkeit, mit wel-
cher es aus dem Herzen koͤmmt (s), fortflieſſe; ſo wird
es folglich durch das Schlagaͤderchen der zehnten Ord-
nung mit einer Geſchwindigkeit laufen, die ſich zur Ge-
ſchwindigkeit der entſpringenden Aorte, wie die Einheit
zur zehnten Potenz der Zal zwanzig verhaͤlt; das iſt, die-
ſe Geſchwindigkeit wird zur Geſchwindigkeit der Aorte
wie 1 zu 10, 240, 000, 000, 000. ſeyn. Wenn dem-

nach
(q) [Spaltenumbruch] Siehe Inſtit. rei med. n.
CCLXI.
und die Vorleſungen uͤber
dieſe Stelle.
(r) Ebendaſ. und anderwaͤrts,
z. E. n. CCXXII. CCCCLXXIX.
(s) Siehe ebendaſelbſt und in
Comment.
S. 305. Ferner Tom.
[Spaltenumbruch] III. Com.
uͤber n. 479. Jch habe
aber das Verhaͤltnis von 20 zu 1
als das kleinſte von dem genom-
men, was verſchiedene mathema-
tiſche Aerzte ſonſt feſt zu ſezzen pfle-
gen.
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[223/0279] Schlagadern. dem Gewichte der druͤkkenden Muskeln, ohne Schwie- rigkeit und ohne zu zerreiſſen, ausſtehen koͤnnen. Da mein Lehrer uͤberdem die allerkleinſte Schlag- ader als eine Aorte (q) von der gelben Schlagader, und den lezten Aſt von dieſer als eine Aorte eines limphati- ſchen Schlagaͤderchens anſiehet: da ferner alle dieſe Schlagadern aͤſtig und kegelartig ſind, und in Anſehung der Geſchwindigkeit der Bewegung ihrer Saͤfte eben ſol- chen Verminderungen unterworfen ſind, welche aus ei- ner koniſchen und aͤſtigen Natur in denen rothen Schlag- aͤderchen erfolgen: da endlich in dem lezten rothen Schlagaͤderchen ſelbſt, nach der Hipotheſe (r), der Saft allerdings langſam fortbeweget wird: ſo folget daraus, daß ſich diejenigen durchſcheinende Saͤfte hoͤchſt langſam wuͤrden bewegen muͤſſen, die nach ſo vielen dazwiſchen lie- genden Geſchlechten derer Gefaͤſſe von den rothen Schlag- adern abgeſondert werden. Man ſezze, die Verweilung oder Zuruͤkhaltung ſey in jedem Geſchlechte von Schlag- adern gleich gros; man nehme an, es ſey die Zuruͤkhal- tung in der kleinſten Schlagader wenigſtens ſo beſchaffen, daß das Blut aus dem lezten Aeſtchen derſelben mit dem zwanzigſten Theile derjenigen Geſchwindigkeit, mit wel- cher es aus dem Herzen koͤmmt (s), fortflieſſe; ſo wird es folglich durch das Schlagaͤderchen der zehnten Ord- nung mit einer Geſchwindigkeit laufen, die ſich zur Ge- ſchwindigkeit der entſpringenden Aorte, wie die Einheit zur zehnten Potenz der Zal zwanzig verhaͤlt; das iſt, die- ſe Geſchwindigkeit wird zur Geſchwindigkeit der Aorte wie 1 zu 10, 240, 000, 000, 000. ſeyn. Wenn dem- nach (q) Siehe Inſtit. rei med. n. CCLXI. und die Vorleſungen uͤber dieſe Stelle. (r) Ebendaſ. und anderwaͤrts, z. E. n. CCXXII. CCCCLXXIX. (s) Siehe ebendaſelbſt und in Comment. S. 305. Ferner Tom. III. Com. uͤber n. 479. Jch habe aber das Verhaͤltnis von 20 zu 1 als das kleinſte von dem genom- men, was verſchiedene mathema- tiſche Aerzte ſonſt feſt zu ſezzen pfle- gen.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/279>, abgerufen am 11.05.2024.