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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Vorrede des Verfassers.
gebracht hat. Es mus nie ein Versuch, oder
eine Behandlung, nur ein einziges mal an-
gestellt werden; und es läst sich die Wahrheit
niemals anders, als aus dem unveränderli-
chen Erfolge wiederholter Erfahrungen, er-
kennen. Bei denen Versuchen mischen sich
viele fremde Zwischendinge mit ein; alle die-
se verschwinden wieder, wenn man den Ver-
such wiederholt, weil sie nicht dazu gehören,
und die unveränderten Dinge bleiben nur
allein übrig, welche darum immer wieder
eben so erscheinen, weil sie aus der Natur
der Sache selbst herfliessen. Es ist aber auch
die Natur veränderlich, und es offenbaret
sich erst ihre rechte Absicht und Gesinnung
bei dergleichen Wiederholungen. Es ist die-
ses Gesezze, welches in den vorigen Zeiten
noch wenig bekannt war, vornämlich durch
den Morgagni bei der Zergliederungskunst
eingeführet worden.

Die Scheidekunst ist eine Gattung von
der Zergliederungskunst. Denn wie diese
die festen Theile eines belebten Körpers in
ihre kleinsten Theilgen zerlegt, so scheidet die
Fäulung, das Feuer, und die beigemischten
Flüßigkeiten, deren Wirksamkeit bekannt ist,
von denen Säften ihre Salze, ihre Oele,
und ihr Wasser ab. Solchemnach entdekket

die

Vorrede des Verfaſſers.
gebracht hat. Es mus nie ein Verſuch, oder
eine Behandlung, nur ein einziges mal an-
geſtellt werden; und es laͤſt ſich die Wahrheit
niemals anders, als aus dem unveraͤnderli-
chen Erfolge wiederholter Erfahrungen, er-
kennen. Bei denen Verſuchen miſchen ſich
viele fremde Zwiſchendinge mit ein; alle die-
ſe verſchwinden wieder, wenn man den Ver-
ſuch wiederholt, weil ſie nicht dazu gehoͤren,
und die unveraͤnderten Dinge bleiben nur
allein uͤbrig, welche darum immer wieder
eben ſo erſcheinen, weil ſie aus der Natur
der Sache ſelbſt herflieſſen. Es iſt aber auch
die Natur veraͤnderlich, und es offenbaret
ſich erſt ihre rechte Abſicht und Geſinnung
bei dergleichen Wiederholungen. Es iſt die-
ſes Geſezze, welches in den vorigen Zeiten
noch wenig bekannt war, vornaͤmlich durch
den Morgagni bei der Zergliederungskunſt
eingefuͤhret worden.

Die Scheidekunſt iſt eine Gattung von
der Zergliederungskunſt. Denn wie dieſe
die feſten Theile eines belebten Koͤrpers in
ihre kleinſten Theilgen zerlegt, ſo ſcheidet die
Faͤulung, das Feuer, und die beigemiſchten
Fluͤßigkeiten, deren Wirkſamkeit bekannt iſt,
von denen Saͤften ihre Salze, ihre Oele,
und ihr Waſſer ab. Solchemnach entdekket

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[0026] Vorrede des Verfaſſers. gebracht hat. Es mus nie ein Verſuch, oder eine Behandlung, nur ein einziges mal an- geſtellt werden; und es laͤſt ſich die Wahrheit niemals anders, als aus dem unveraͤnderli- chen Erfolge wiederholter Erfahrungen, er- kennen. Bei denen Verſuchen miſchen ſich viele fremde Zwiſchendinge mit ein; alle die- ſe verſchwinden wieder, wenn man den Ver- ſuch wiederholt, weil ſie nicht dazu gehoͤren, und die unveraͤnderten Dinge bleiben nur allein uͤbrig, welche darum immer wieder eben ſo erſcheinen, weil ſie aus der Natur der Sache ſelbſt herflieſſen. Es iſt aber auch die Natur veraͤnderlich, und es offenbaret ſich erſt ihre rechte Abſicht und Geſinnung bei dergleichen Wiederholungen. Es iſt die- ſes Geſezze, welches in den vorigen Zeiten noch wenig bekannt war, vornaͤmlich durch den Morgagni bei der Zergliederungskunſt eingefuͤhret worden. Die Scheidekunſt iſt eine Gattung von der Zergliederungskunſt. Denn wie dieſe die feſten Theile eines belebten Koͤrpers in ihre kleinſten Theilgen zerlegt, ſo ſcheidet die Faͤulung, das Feuer, und die beigemiſchten Fluͤßigkeiten, deren Wirkſamkeit bekannt iſt, von denen Saͤften ihre Salze, ihre Oele, und ihr Waſſer ab. Solchemnach entdekket die

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/26>, abgerufen am 24.11.2024.