des thierischen Körpers, worauf sie liegen, keine Ver- änderung in seiner Länge erlitten hat. Eine andere Ur- sache der Krümmung derer Schlagadern findet sich darin- nen, wenn sich ein solches Gefäß nach den Zwischenräu- men der Knochen bequemt, wie man an der innern Kin- bakkenschlagader wahrnimmt (a).
Eine andere Art von Biegungen ist diejenige, wenn sich grosse Schlagaderstämme plözlich zwei-oder dreimal mit grossen Krümmen zurükschlagen, so daß eine solche Schlagader mit sich selbst zweene oder drei sehr spizzige Winkel macht. An kleinen Schlagadern hat man fast kein solches Beispiel; unter den grossen aber beschreiber die Halsschlagader (carotis) unter der Gehirnschale eine starke krumme Wendung, zu der wenigstens drei Rich- tungslinien gerechnet werden können: eine andre Krüm- mung macht die Wirbelschlagader theils unter dem Atlas- wirbel, theils in dessen Furche (c). Auch diese Beu- gungen werden von dem Zellgewebe hervorgebracht, und würden sogleich verschwinden, wenn man dies Gewebe davon absondern wollte.
§. 21. Die Verbindungen der Schlagadern unter sich (anastomoses).
Nunmehr müssen wir auch von denen Verbindun- gen derer Schlagadern unter sich handeln, welche or- dentlicher Weise entstehen, wenn entweder mehrere Stämme in einen zusammen laufen, oder wenn ein da- zwischen kommender Ast zweene Stämme mit einander verbindet. Von diesen Vereinigungen waren ehemals (b)
sehr
(a)[Spaltenumbruch]Fasc. II. Tab. art. maxill.
(c)[Spaltenumbruch]
Ebendas. n. 14. Fasc. icon. anat. Tab. II. arter. thyr. inf. he- benstreit de flex. arter. S. 14.
(b)cowper beim drake T. XX. n. 13.
L
Schlagadern.
des thieriſchen Koͤrpers, worauf ſie liegen, keine Ver- aͤnderung in ſeiner Laͤnge erlitten hat. Eine andere Ur- ſache der Kruͤmmung derer Schlagadern findet ſich darin- nen, wenn ſich ein ſolches Gefaͤß nach den Zwiſchenraͤu- men der Knochen bequemt, wie man an der innern Kin- bakkenſchlagader wahrnimmt (a).
Eine andere Art von Biegungen iſt diejenige, wenn ſich groſſe Schlagaderſtaͤmme ploͤzlich zwei-oder dreimal mit groſſen Kruͤmmen zuruͤkſchlagen, ſo daß eine ſolche Schlagader mit ſich ſelbſt zweene oder drei ſehr ſpizzige Winkel macht. An kleinen Schlagadern hat man faſt kein ſolches Beiſpiel; unter den groſſen aber beſchreiber die Halsſchlagader (carotis) unter der Gehirnſchale eine ſtarke krumme Wendung, zu der wenigſtens drei Rich- tungslinien gerechnet werden koͤnnen: eine andre Kruͤm- mung macht die Wirbelſchlagader theils unter dem Atlas- wirbel, theils in deſſen Furche (c). Auch dieſe Beu- gungen werden von dem Zellgewebe hervorgebracht, und wuͤrden ſogleich verſchwinden, wenn man dies Gewebe davon abſondern wollte.
§. 21. Die Verbindungen der Schlagadern unter ſich (anaſtomoſes).
Nunmehr muͤſſen wir auch von denen Verbindun- gen derer Schlagadern unter ſich handeln, welche or- dentlicher Weiſe entſtehen, wenn entweder mehrere Staͤmme in einen zuſammen laufen, oder wenn ein da- zwiſchen kommender Aſt zweene Staͤmme mit einander verbindet. Von dieſen Vereinigungen waren ehemals (b)
ſehr
(a)[Spaltenumbruch]Faſc. II. Tab. art. maxill.
(c)[Spaltenumbruch]
Ebendaſ. n. 14. Faſc. icon. anat. Tab. II. arter. thyr. inf. he- benstreit de flex. arter. S. 14.
(b)cowper beim drake T. XX. n. 13.
L
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0217"n="161"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Schlagadern.</hi></fw><lb/>
des thieriſchen Koͤrpers, worauf ſie liegen, keine Ver-<lb/>
aͤnderung in ſeiner Laͤnge erlitten hat. Eine andere Ur-<lb/>ſache der Kruͤmmung derer Schlagadern findet ſich darin-<lb/>
nen, wenn ſich ein ſolches Gefaͤß nach den Zwiſchenraͤu-<lb/>
men der Knochen bequemt, wie man an der innern Kin-<lb/>
bakkenſchlagader wahrnimmt <noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">Faſc. II. Tab. art. maxill.</hi></note>.</p><lb/><p>Eine andere Art von Biegungen iſt diejenige, wenn<lb/>ſich groſſe Schlagaderſtaͤmme ploͤzlich zwei-oder dreimal<lb/>
mit groſſen Kruͤmmen zuruͤkſchlagen, ſo daß eine ſolche<lb/>
Schlagader mit ſich ſelbſt zweene oder drei ſehr ſpizzige<lb/>
Winkel macht. An kleinen Schlagadern hat man faſt<lb/>
kein ſolches Beiſpiel; unter den groſſen aber beſchreiber<lb/>
die Halsſchlagader (<hirendition="#aq">carotis</hi>) unter der Gehirnſchale eine<lb/>ſtarke krumme Wendung, zu der wenigſtens drei Rich-<lb/>
tungslinien gerechnet werden koͤnnen: eine andre Kruͤm-<lb/>
mung macht die Wirbelſchlagader theils unter dem Atlas-<lb/>
wirbel, theils in deſſen Furche <noteplace="foot"n="(c)"><cb/>
Ebendaſ. <hirendition="#aq">n. 14. Faſc. icon.<lb/>
anat. Tab. II. arter. thyr. inf. <hirendition="#k">he-<lb/>
benstreit</hi> de flex. arter.</hi> S. 14.</note>. Auch dieſe Beu-<lb/>
gungen werden von dem Zellgewebe hervorgebracht, und<lb/>
wuͤrden ſogleich verſchwinden, wenn man dies Gewebe<lb/>
davon abſondern wollte.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 21.<lb/>
Die Verbindungen der Schlagadern unter ſich<lb/>
(<hirendition="#aq">anaſtomoſes</hi>).</head><lb/><p>Nunmehr muͤſſen wir auch von denen Verbindun-<lb/>
gen derer Schlagadern unter ſich handeln, welche or-<lb/>
dentlicher Weiſe entſtehen, wenn entweder mehrere<lb/>
Staͤmme in einen zuſammen laufen, oder wenn ein da-<lb/>
zwiſchen kommender Aſt zweene Staͤmme mit einander<lb/>
verbindet. Von dieſen Vereinigungen waren ehemals<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſehr</fw><lb/><noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">cowper</hi></hi> beim <hirendition="#aq"><hirendition="#k">drake</hi></hi> T.<lb/><hirendition="#aq">XX. n.</hi> 13.</note><lb/><fwplace="bottom"type="sig">L</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[161/0217]
Schlagadern.
des thieriſchen Koͤrpers, worauf ſie liegen, keine Ver-
aͤnderung in ſeiner Laͤnge erlitten hat. Eine andere Ur-
ſache der Kruͤmmung derer Schlagadern findet ſich darin-
nen, wenn ſich ein ſolches Gefaͤß nach den Zwiſchenraͤu-
men der Knochen bequemt, wie man an der innern Kin-
bakkenſchlagader wahrnimmt (a).
Eine andere Art von Biegungen iſt diejenige, wenn
ſich groſſe Schlagaderſtaͤmme ploͤzlich zwei-oder dreimal
mit groſſen Kruͤmmen zuruͤkſchlagen, ſo daß eine ſolche
Schlagader mit ſich ſelbſt zweene oder drei ſehr ſpizzige
Winkel macht. An kleinen Schlagadern hat man faſt
kein ſolches Beiſpiel; unter den groſſen aber beſchreiber
die Halsſchlagader (carotis) unter der Gehirnſchale eine
ſtarke krumme Wendung, zu der wenigſtens drei Rich-
tungslinien gerechnet werden koͤnnen: eine andre Kruͤm-
mung macht die Wirbelſchlagader theils unter dem Atlas-
wirbel, theils in deſſen Furche (c). Auch dieſe Beu-
gungen werden von dem Zellgewebe hervorgebracht, und
wuͤrden ſogleich verſchwinden, wenn man dies Gewebe
davon abſondern wollte.
§. 21.
Die Verbindungen der Schlagadern unter ſich
(anaſtomoſes).
Nunmehr muͤſſen wir auch von denen Verbindun-
gen derer Schlagadern unter ſich handeln, welche or-
dentlicher Weiſe entſtehen, wenn entweder mehrere
Staͤmme in einen zuſammen laufen, oder wenn ein da-
zwiſchen kommender Aſt zweene Staͤmme mit einander
verbindet. Von dieſen Vereinigungen waren ehemals
ſehr
(b)
(a)
Faſc. II. Tab. art. maxill.
(c)
Ebendaſ. n. 14. Faſc. icon.
anat. Tab. II. arter. thyr. inf. he-
benstreit de flex. arter. S. 14.
(b) cowper beim drake T.
XX. n. 13.
L
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/217>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.