Jakob Keil, der zuerst die mathematisch-medicinische Methode und die Logarithmen, zur Bestimmung der Ge- schwindigkeiten flüßiger Dinge im Körper, anwendete, wuste sich besonders der jeztgedachten Eigenschaft der Schlagader vortreflich zu bedienen. Er gründete seine Versuche auf die von dem geschikten Wundarzte, Wil- helm Cowper, mit Wachs ausgesprizzte Gefässkelet- te, und er maß zuerst das Verhältnis der Aorte zu ihren Aesten aus. Dieses sezzte er auf 100000 gegen 102740 (k), und bey denen Schlagadern der Hüfte war das Verhältnis zwischen dem Stamm und denen Aesten, wie 10000 zu 12387 (l); oder kürzer, sie ver- hielten sich wie 4 zu 5; am Gekröse aber maß er eben- falls die Aeste zusammen aus, und brachte das Verhält- nis wie 15129 zu 37418 heraus, welches ungleich grös- ser ist. Ferner überlegte er auch, daß sich eine Schlag- ader nicht etwa nur einmal, oder in wenige Aeste zerthei- le, sondern daß sie Aeste aus Aesten von sich strekke, de- ren Fortsäzze von neuem wieder Oefnungen bekämen, die viel grösser als ihre Stammöfnungen wären. Da sich nun also die Summe der Oefnungen derer Aeste von der zwoten Zertheilung, zu dem ersten Stamme eben so ver- hält, wie sich die Oefnungen der ersten Zertheilung zu eben dem Stamme quadrirt verhalten; und eben dasselbe Verhältnis an den Asteröfnungen der dritten Theilung zu ihrem Stamme der Cubus von dem anfänglichen Verhältnisse ist, und solchergestalt weiter wächst, so wird sich endlich in jedweder Zertheilung die zusammen- genommene Summe der Aeste zu der Oefnung des ersten Stammes, wie die ersten Aeste zu ihrem Stamme ver- halten, wenn sie zu der Potenz erhoben worden, deren Exponent die Anzal derer Zertheilungen ist (n). Gäbe es (m)
demnach
(k)[Spaltenumbruch]De Secret. anim. S. 87.
(l)De velocit. sangu. S. 46.
(n)De velocit. sangu. S. 46.
(m)[Spaltenumbruch]De Secret. anim. S. 88.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Jakob Keil, der zuerſt die mathematiſch-mediciniſche Methode und die Logarithmen, zur Beſtimmung der Ge- ſchwindigkeiten fluͤßiger Dinge im Koͤrper, anwendete, wuſte ſich beſonders der jeztgedachten Eigenſchaft der Schlagader vortreflich zu bedienen. Er gruͤndete ſeine Verſuche auf die von dem geſchikten Wundarzte, Wil- helm Cowper, mit Wachs ausgeſprizzte Gefaͤsſkelet- te, und er maß zuerſt das Verhaͤltnis der Aorte zu ihren Aeſten aus. Dieſes ſezzte er auf 100000 gegen 102740 (k), und bey denen Schlagadern der Huͤfte war das Verhaͤltnis zwiſchen dem Stamm und denen Aeſten, wie 10000 zu 12387 (l); oder kuͤrzer, ſie ver- hielten ſich wie 4 zu 5; am Gekroͤſe aber maß er eben- falls die Aeſte zuſammen aus, und brachte das Verhaͤlt- nis wie 15129 zu 37418 heraus, welches ungleich groͤſ- ſer iſt. Ferner uͤberlegte er auch, daß ſich eine Schlag- ader nicht etwa nur einmal, oder in wenige Aeſte zerthei- le, ſondern daß ſie Aeſte aus Aeſten von ſich ſtrekke, de- ren Fortſaͤzze von neuem wieder Oefnungen bekaͤmen, die viel groͤſſer als ihre Stammoͤfnungen waͤren. Da ſich nun alſo die Summe der Oefnungen derer Aeſte von der zwoten Zertheilung, zu dem erſten Stamme eben ſo ver- haͤlt, wie ſich die Oefnungen der erſten Zertheilung zu eben dem Stamme quadrirt verhalten; und eben daſſelbe Verhaͤltnis an den Aſteroͤfnungen der dritten Theilung zu ihrem Stamme der Cubus von dem anfaͤnglichen Verhaͤltniſſe iſt, und ſolchergeſtalt weiter waͤchſt, ſo wird ſich endlich in jedweder Zertheilung die zuſammen- genommene Summe der Aeſte zu der Oefnung des erſten Stammes, wie die erſten Aeſte zu ihrem Stamme ver- halten, wenn ſie zu der Potenz erhoben worden, deren Exponent die Anzal derer Zertheilungen iſt (n). Gaͤbe es (m)
demnach
(k)[Spaltenumbruch]De Secret. anim. S. 87.
(l)De velocit. ſangu. S. 46.
(n)De velocit. ſangu. S. 46.
(m)[Spaltenumbruch]De Secret. anim. S. 88.
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Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Jakob Keil, der zuerſt die mathematiſch-mediciniſche
Methode und die Logarithmen, zur Beſtimmung der Ge-
ſchwindigkeiten fluͤßiger Dinge im Koͤrper, anwendete,
wuſte ſich beſonders der jeztgedachten Eigenſchaft der
Schlagader vortreflich zu bedienen. Er gruͤndete ſeine
Verſuche auf die von dem geſchikten Wundarzte, Wil-
helm Cowper, mit Wachs ausgeſprizzte Gefaͤsſkelet-
te, und er maß zuerſt das Verhaͤltnis der Aorte zu
ihren Aeſten aus. Dieſes ſezzte er auf 100000 gegen
102740 (k), und bey denen Schlagadern der Huͤfte
war das Verhaͤltnis zwiſchen dem Stamm und denen
Aeſten, wie 10000 zu 12387 (l); oder kuͤrzer, ſie ver-
hielten ſich wie 4 zu 5; am Gekroͤſe aber maß er eben-
falls die Aeſte zuſammen aus, und brachte das Verhaͤlt-
nis wie 15129 zu 37418 heraus, welches ungleich groͤſ-
ſer iſt. Ferner uͤberlegte er auch, daß ſich eine Schlag-
ader nicht etwa nur einmal, oder in wenige Aeſte zerthei-
le, ſondern daß ſie Aeſte aus Aeſten von ſich ſtrekke, de-
ren Fortſaͤzze von neuem wieder Oefnungen bekaͤmen, die
viel groͤſſer als ihre Stammoͤfnungen waͤren. Da ſich
nun alſo die Summe der Oefnungen derer Aeſte von der
zwoten Zertheilung, zu dem erſten Stamme eben ſo ver-
haͤlt, wie ſich die Oefnungen der erſten Zertheilung zu
eben dem Stamme quadrirt verhalten; und eben daſſelbe
Verhaͤltnis an den Aſteroͤfnungen der dritten Theilung
zu ihrem Stamme der Cubus von dem anfaͤnglichen
Verhaͤltniſſe iſt, und ſolchergeſtalt weiter waͤchſt, ſo
wird ſich endlich in jedweder Zertheilung die zuſammen-
genommene Summe der Aeſte zu der Oefnung des erſten
Stammes, wie die erſten Aeſte zu ihrem Stamme ver-
halten, wenn ſie zu der Potenz erhoben worden, deren
Exponent die Anzal derer Zertheilungen iſt (n). Gaͤbe es
demnach
(m)
(k)
De Secret. anim. S. 87.
(l) De velocit. ſangu. S. 46.
(n) De velocit. ſangu. S. 46.
(m)
De Secret. anim. S. 88.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/202>, abgerufen am 23.11.2024.
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