durchgehen, und sie vor der Zerreissung bewahren soll- ten (g).
Es ist bey dem Ausbruch derer Aeste, welche aus de- nen Schlagadern hervorkommen, allezeit gewönlich, daß sie beinahe schief und unter spizzigen Winkeln entsprin- gen. Man kann daher an der Mündung, wo sie heraus- kommen, zween Bogen deutlich wahrnemen. Derjeni- ge, der sich näher nach dem Herzen zu befindet, ist von gleicher Weite, sowol in Ansehung des Astes selbst, als des Fortganges von dem Schlagaderstamme: er leitet auch das aus dem Herzen herbeygeführte Blut, als wie durch eine Gusrinne, mit einem sanften und beständig anhaltenden Fluß in die kleine Röhre des Astes hin- ein (h). Der andre Bogen aber, der sich unterwerts befindet und weiter vom Herzen entfernt ist, macht eine Erhöhung, weil er aus dicht zusammen verbundenen Fa- sern besteht (i). Er ist es, von dem in der Verbreitung der Schlagadern die grössere Festigkeit und Dikke her- rühret, welches grosse Männer von dem festern Zusam- menhange der sehnigen Haut mit der fleischigen hergelei- tet haben (k). Die von diesem Bogen herrührende Wirkung bestehet darinnen, daß er verhütet, damit das Blut, welches in den Anfang des Astes hineintritt, nicht leicht wieder in den Stamm zurükklaufen möge. Hier- nächst hilft er auch dazu, daß kein ander Blut in die Aeste übertritt, als welches mit völliger Kraft von dem Herzen herbeigetrieben wird, und weiset dagegen dasjenige Blut zurükke, welches von einer entlegenen Gegend der Schlag- ader, sobald sich solche zusammengezogen, mit einem schwächern Triebe herbeifliessen könte.
Der
(g)[Spaltenumbruch]horne B. V. S. 140.
(h)lower de corde. S. 37. bassvel T. I. fig. 2. T. II. fig. 6. und I. E. S. 26.
(i)[Spaltenumbruch]bassvel. T. I. d. T. II. fig. 1. F.
(k)Ludwig am angef. Ort. N. 22.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
durchgehen, und ſie vor der Zerreiſſung bewahren ſoll- ten (g).
Es iſt bey dem Ausbruch derer Aeſte, welche aus de- nen Schlagadern hervorkommen, allezeit gewoͤnlich, daß ſie beinahe ſchief und unter ſpizzigen Winkeln entſprin- gen. Man kann daher an der Muͤndung, wo ſie heraus- kommen, zween Bogen deutlich wahrnemen. Derjeni- ge, der ſich naͤher nach dem Herzen zu befindet, iſt von gleicher Weite, ſowol in Anſehung des Aſtes ſelbſt, als des Fortganges von dem Schlagaderſtamme: er leitet auch das aus dem Herzen herbeygefuͤhrte Blut, als wie durch eine Gusrinne, mit einem ſanften und beſtaͤndig anhaltenden Fluß in die kleine Roͤhre des Aſtes hin- ein (h). Der andre Bogen aber, der ſich unterwerts befindet und weiter vom Herzen entfernt iſt, macht eine Erhoͤhung, weil er aus dicht zuſammen verbundenen Fa- ſern beſteht (i). Er iſt es, von dem in der Verbreitung der Schlagadern die groͤſſere Feſtigkeit und Dikke her- ruͤhret, welches groſſe Maͤnner von dem feſtern Zuſam- menhange der ſehnigen Haut mit der fleiſchigen hergelei- tet haben (k). Die von dieſem Bogen herruͤhrende Wirkung beſtehet darinnen, daß er verhuͤtet, damit das Blut, welches in den Anfang des Aſtes hineintritt, nicht leicht wieder in den Stamm zuruͤkklaufen moͤge. Hier- naͤchſt hilft er auch dazu, daß kein ander Blut in die Aeſte uͤbertritt, als welches mit voͤlliger Kraft von dem Herzen herbeigetrieben wird, und weiſet dagegen dasjenige Blut zuruͤkke, welches von einer entlegenen Gegend der Schlag- ader, ſobald ſich ſolche zuſammengezogen, mit einem ſchwaͤchern Triebe herbeiflieſſen koͤnte.
Der
(g)[Spaltenumbruch]horne B. V. S. 140.
(h)lower de corde. S. 37. bassvel T. I. fig. 2. T. II. fig. 6. und I. E. S. 26.
(i)[Spaltenumbruch]bassvel. T. I. d. T. II. fig. 1. F.
(k)Ludwig am angef. Ort. N. 22.
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Zweites Buch. Gefaͤſſe.
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ten (g).
Es iſt bey dem Ausbruch derer Aeſte, welche aus de-
nen Schlagadern hervorkommen, allezeit gewoͤnlich, daß
ſie beinahe ſchief und unter ſpizzigen Winkeln entſprin-
gen. Man kann daher an der Muͤndung, wo ſie heraus-
kommen, zween Bogen deutlich wahrnemen. Derjeni-
ge, der ſich naͤher nach dem Herzen zu befindet, iſt von
gleicher Weite, ſowol in Anſehung des Aſtes ſelbſt, als
des Fortganges von dem Schlagaderſtamme: er leitet
auch das aus dem Herzen herbeygefuͤhrte Blut, als wie
durch eine Gusrinne, mit einem ſanften und beſtaͤndig
anhaltenden Fluß in die kleine Roͤhre des Aſtes hin-
ein (h). Der andre Bogen aber, der ſich unterwerts
befindet und weiter vom Herzen entfernt iſt, macht eine
Erhoͤhung, weil er aus dicht zuſammen verbundenen Fa-
ſern beſteht (i). Er iſt es, von dem in der Verbreitung
der Schlagadern die groͤſſere Feſtigkeit und Dikke her-
ruͤhret, welches groſſe Maͤnner von dem feſtern Zuſam-
menhange der ſehnigen Haut mit der fleiſchigen hergelei-
tet haben (k). Die von dieſem Bogen herruͤhrende
Wirkung beſtehet darinnen, daß er verhuͤtet, damit das
Blut, welches in den Anfang des Aſtes hineintritt, nicht
leicht wieder in den Stamm zuruͤkklaufen moͤge. Hier-
naͤchſt hilft er auch dazu, daß kein ander Blut in die Aeſte
uͤbertritt, als welches mit voͤlliger Kraft von dem Herzen
herbeigetrieben wird, und weiſet dagegen dasjenige Blut
zuruͤkke, welches von einer entlegenen Gegend der Schlag-
ader, ſobald ſich ſolche zuſammengezogen, mit einem
ſchwaͤchern Triebe herbeiflieſſen koͤnte.
Der
(g)
horne B. V. S. 140.
(h) lower de corde. S. 37.
bassvel T. I. fig. 2. T. II. fig. 6.
und I. E. S. 26.
(i)
bassvel. T. I. d. T. II.
fig. 1. F.
(k) Ludwig am angef. Ort.
N. 22.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/180>, abgerufen am 22.11.2024.
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