Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite
Schlagadern.

Uebrigens verhindert diese Bekleidung das Entstehn
der Pulsadergeschwülste. Denn wenn die Fleischfasern
gleich an sich stark sind, so gehen sie doch nicht in eins
fort. Folglich könnten ihre Zwischenräume allerdings
sehr leicht Blut aufnehmen. Sie ist übrigens sehr glatt,
und verhindert, durch die immerwährende Herzbewe-
gung, und den starken Umlauf des Blutes, daß nicht
so leicht etwas, so lange sie unverlezt bleibet, mit den
Schlagadermembranen zusammenwachsen möge. Die
steinigen oder knochenhaften Verhärtungen derer Schlag-
adern sezzen sich zwischen derselben, und der fleischigen
Membrane zu erst an; die Fasergewächse (polypi) hän-
gen sich mehrentheils mit ihren Wurzeln an die innere
Fläche der Schlagadern, so bald diese sind verlezt worden.

§. 10.
Die Hölung der Schlagader.

Ueberhaupt ist die innre Fläche der Schlagadern, an
welche das durchlaufende Blut anschlägt, an sich glatt
im Menschen, und sie hat gar nichts klappenähnliches.
Man mus indessen nicht das Gitterwerk bey denen vier-
füßigen Eierlegenden Thieren hieher ziehen, davon man
nichts ähnliches im Menschen wahrnimmt (e). Es ent-
hält auch nicht die Halsschlagader am Menschen solche
Queerfalten, wie sie die Pariser Aerzte in einer Hirsch-
kuh fanden, und man weis nicht, was man von der
Spur einer Klappe, die ehemals Thom. Bartholin (f)
an der Schlagader des Oberarms gesehen, oder was
man von denen Balken des Joh. Mor. Hoffmanns
halten soll, welche inwendig durch die Schlagadern hin-

durch-
(e) [Spaltenumbruch] duverney Mem. de l'Ac. des
scienc. 1699. fig.
9. am Frosche.
An dem schlagadrigen Knauel des
Lachses hat der berühmte Gering
[Spaltenumbruch] straligte Fasern wahrgenommen,
und in dem Tr. de Piscat. Salm.
beschrieben.
(f) Anat. IV. renov. S. 595.
Schlagadern.

Uebrigens verhindert dieſe Bekleidung das Entſtehn
der Pulsadergeſchwuͤlſte. Denn wenn die Fleiſchfaſern
gleich an ſich ſtark ſind, ſo gehen ſie doch nicht in eins
fort. Folglich koͤnnten ihre Zwiſchenraͤume allerdings
ſehr leicht Blut aufnehmen. Sie iſt uͤbrigens ſehr glatt,
und verhindert, durch die immerwaͤhrende Herzbewe-
gung, und den ſtarken Umlauf des Blutes, daß nicht
ſo leicht etwas, ſo lange ſie unverlezt bleibet, mit den
Schlagadermembranen zuſammenwachſen moͤge. Die
ſteinigen oder knochenhaften Verhaͤrtungen derer Schlag-
adern ſezzen ſich zwiſchen derſelben, und der fleiſchigen
Membrane zu erſt an; die Faſergewaͤchſe (polypi) haͤn-
gen ſich mehrentheils mit ihren Wurzeln an die innere
Flaͤche der Schlagadern, ſo bald dieſe ſind verlezt worden.

§. 10.
Die Hoͤlung der Schlagader.

Ueberhaupt iſt die innre Flaͤche der Schlagadern, an
welche das durchlaufende Blut anſchlaͤgt, an ſich glatt
im Menſchen, und ſie hat gar nichts klappenaͤhnliches.
Man mus indeſſen nicht das Gitterwerk bey denen vier-
fuͤßigen Eierlegenden Thieren hieher ziehen, davon man
nichts aͤhnliches im Menſchen wahrnimmt (e). Es ent-
haͤlt auch nicht die Halsſchlagader am Menſchen ſolche
Queerfalten, wie ſie die Pariſer Aerzte in einer Hirſch-
kuh fanden, und man weis nicht, was man von der
Spur einer Klappe, die ehemals Thom. Bartholin (f)
an der Schlagader des Oberarms geſehen, oder was
man von denen Balken des Joh. Mor. Hoffmanns
halten ſoll, welche inwendig durch die Schlagadern hin-

durch-
(e) [Spaltenumbruch] duverney Mem. de l’Ac. des
ſcienc. 1699. fig.
9. am Froſche.
An dem ſchlagadrigen Knauel des
Lachſes hat der beruͤhmte Gering
[Spaltenumbruch] ſtraligte Faſern wahrgenommen,
und in dem Tr. de Piſcat. Salm.
beſchrieben.
(f) Anat. IV. renov. S. 595.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0179" n="123"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Schlagadern.</hi> </fw><lb/>
            <p>Uebrigens verhindert die&#x017F;e Bekleidung das Ent&#x017F;tehn<lb/>
der Pulsaderge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;te. Denn wenn die Flei&#x017F;chfa&#x017F;ern<lb/>
gleich an &#x017F;ich &#x017F;tark &#x017F;ind, &#x017F;o gehen &#x017F;ie doch nicht in eins<lb/>
fort. Folglich ko&#x0364;nnten ihre Zwi&#x017F;chenra&#x0364;ume allerdings<lb/>
&#x017F;ehr leicht Blut aufnehmen. Sie i&#x017F;t u&#x0364;brigens &#x017F;ehr glatt,<lb/>
und verhindert, durch die immerwa&#x0364;hrende Herzbewe-<lb/>
gung, und den &#x017F;tarken Umlauf des Blutes, daß nicht<lb/>
&#x017F;o leicht etwas, &#x017F;o lange &#x017F;ie unverlezt bleibet, mit den<lb/>
Schlagadermembranen zu&#x017F;ammenwach&#x017F;en mo&#x0364;ge. Die<lb/>
&#x017F;teinigen oder knochenhaften Verha&#x0364;rtungen derer Schlag-<lb/>
adern &#x017F;ezzen &#x017F;ich zwi&#x017F;chen der&#x017F;elben, und der flei&#x017F;chigen<lb/>
Membrane zu er&#x017F;t an; die Fa&#x017F;ergewa&#x0364;ch&#x017F;e (<hi rendition="#aq">polypi</hi>) ha&#x0364;n-<lb/>
gen &#x017F;ich mehrentheils mit ihren Wurzeln an die innere<lb/>
Fla&#x0364;che der Schlagadern, &#x017F;o bald die&#x017F;e &#x017F;ind verlezt worden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 10.<lb/>
Die Ho&#x0364;lung der Schlagader.</head><lb/>
            <p>Ueberhaupt i&#x017F;t die innre Fla&#x0364;che der Schlagadern, an<lb/>
welche das durchlaufende Blut an&#x017F;chla&#x0364;gt, an &#x017F;ich glatt<lb/>
im Men&#x017F;chen, und &#x017F;ie hat gar nichts klappena&#x0364;hnliches.<lb/>
Man mus inde&#x017F;&#x017F;en nicht das Gitterwerk bey denen vier-<lb/>
fu&#x0364;ßigen Eierlegenden Thieren hieher ziehen, davon man<lb/>
nichts a&#x0364;hnliches im Men&#x017F;chen wahrnimmt <note place="foot" n="(e)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">duverney</hi> Mem. de l&#x2019;Ac. des<lb/>
&#x017F;cienc. 1699. fig.</hi> 9. am Fro&#x017F;che.<lb/>
An dem &#x017F;chlagadrigen Knauel des<lb/>
Lach&#x017F;es hat der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#fr">Gering</hi><lb/><cb/>
&#x017F;traligte Fa&#x017F;ern wahrgenommen,<lb/>
und in dem Tr. <hi rendition="#aq">de Pi&#x017F;cat. Salm.</hi><lb/>
be&#x017F;chrieben.</note>. Es ent-<lb/>
ha&#x0364;lt auch nicht die Hals&#x017F;chlagader am Men&#x017F;chen &#x017F;olche<lb/>
Queerfalten, wie &#x017F;ie die Pari&#x017F;er Aerzte in einer Hir&#x017F;ch-<lb/>
kuh fanden, und man weis nicht, was man von der<lb/>
Spur einer Klappe, die ehemals Thom. <hi rendition="#fr">Bartholin</hi> <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">Anat. IV. renov.</hi> S. 595.</note><lb/>
an der Schlagader des Oberarms ge&#x017F;ehen, oder was<lb/>
man von denen Balken des Joh. Mor. <hi rendition="#fr">Hoffmanns</hi><lb/>
halten &#x017F;oll, welche inwendig durch die Schlagadern hin-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">durch-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0179] Schlagadern. Uebrigens verhindert dieſe Bekleidung das Entſtehn der Pulsadergeſchwuͤlſte. Denn wenn die Fleiſchfaſern gleich an ſich ſtark ſind, ſo gehen ſie doch nicht in eins fort. Folglich koͤnnten ihre Zwiſchenraͤume allerdings ſehr leicht Blut aufnehmen. Sie iſt uͤbrigens ſehr glatt, und verhindert, durch die immerwaͤhrende Herzbewe- gung, und den ſtarken Umlauf des Blutes, daß nicht ſo leicht etwas, ſo lange ſie unverlezt bleibet, mit den Schlagadermembranen zuſammenwachſen moͤge. Die ſteinigen oder knochenhaften Verhaͤrtungen derer Schlag- adern ſezzen ſich zwiſchen derſelben, und der fleiſchigen Membrane zu erſt an; die Faſergewaͤchſe (polypi) haͤn- gen ſich mehrentheils mit ihren Wurzeln an die innere Flaͤche der Schlagadern, ſo bald dieſe ſind verlezt worden. §. 10. Die Hoͤlung der Schlagader. Ueberhaupt iſt die innre Flaͤche der Schlagadern, an welche das durchlaufende Blut anſchlaͤgt, an ſich glatt im Menſchen, und ſie hat gar nichts klappenaͤhnliches. Man mus indeſſen nicht das Gitterwerk bey denen vier- fuͤßigen Eierlegenden Thieren hieher ziehen, davon man nichts aͤhnliches im Menſchen wahrnimmt (e). Es ent- haͤlt auch nicht die Halsſchlagader am Menſchen ſolche Queerfalten, wie ſie die Pariſer Aerzte in einer Hirſch- kuh fanden, und man weis nicht, was man von der Spur einer Klappe, die ehemals Thom. Bartholin (f) an der Schlagader des Oberarms geſehen, oder was man von denen Balken des Joh. Mor. Hoffmanns halten ſoll, welche inwendig durch die Schlagadern hin- durch- (e) duverney Mem. de l’Ac. des ſcienc. 1699. fig. 9. am Froſche. An dem ſchlagadrigen Knauel des Lachſes hat der beruͤhmte Gering ſtraligte Faſern wahrgenommen, und in dem Tr. de Piſcat. Salm. beſchrieben. (f) Anat. IV. renov. S. 595.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/179
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/179>, abgerufen am 23.11.2024.