bei einer Schlagader befindet, trift man keine zusam- menhängende Ueberkleidung an, die man eine äussere Schlagadermembrane nennen könnte, und man muß hier allerdings von der gemeinen Lehre derer Schulen abge- hen, nach welcher man gemeiniglich so wol eine äussere Bedekkung, als eine muskelhafte an der Schlagader an- zunemen pflegt (c). Diesen Jrrthum hat schon vor mir, mein geliebter Freund, Jak. Douglas(d) ehedem, wie auch nachgehends der berühmte Alex. Monroo(e), und der kurz zuvor angezogene berühmte Ludwig(e*) völ- lig widerlegt.
Es ist aber ein andrer beständiger Ueberzug da, der die ganze Schlagader und alle ihre Aeste von allen Sei- ten umschließt, und dieses ist das Zellgewebe. Dieses bindet jeztgedachte Gefässe an ihre benachbarte Membra- nen, an das Eingeweide, ans Knochenhäutchen, und an die Muskeln fest. Es ist mehrentheils kurz, und um desto zärter, je kleiner die Zweige der Schlagadern wer- den; es mangelt überhaupt nirgends, so daß auch die feinsten und denen Haarröhren ähnliche Schlagäderchen über und über mit diesen zellförmigen Bändern bestrikkt sind, und sobald diese zerreissen, zu schwanken und lokker zu werden anfangen.
An den grossen Schlagaderstämmen ist dies Zellge- webe loser gespannt (f), und es bestehet aus längern, nach sehr spizzigen Winkeln vergitterten Fäden, die fast parallel unter einander laufen und von allem Fette ent- blöst sind, daß es endlich an gewissen Stellen den be-
sondern
(c)[Spaltenumbruch]
Die äussere Membrane der Schlagader ist der Blutader ihrer ähnlich. vesalivs de fabr. corp. hum. 1755 S. 439. So lehren Thom. WillisPharmac. ration. Th. 2. S. 16. Lorenz Heister [Spaltenumbruch]Comp. anat. n. 63. und andre ge- wöhnlicher massen.
(d)De Periton. N. 19.
(e)Edimb. Society essays, B. II. n. 16. S. 365. u. f. 1. Ausg.
(e*) Angef. Ort. N. 9.
(f) B. 1. Abschn. 2. Th. 11.
H
Schlagadern.
bei einer Schlagader befindet, trift man keine zuſam- menhaͤngende Ueberkleidung an, die man eine aͤuſſere Schlagadermembrane nennen koͤnnte, und man muß hier allerdings von der gemeinen Lehre derer Schulen abge- hen, nach welcher man gemeiniglich ſo wol eine aͤuſſere Bedekkung, als eine muskelhafte an der Schlagader an- zunemen pflegt (c). Dieſen Jrrthum hat ſchon vor mir, mein geliebter Freund, Jak. Douglas(d) ehedem, wie auch nachgehends der beruͤhmte Alex. Monroo(e), und der kurz zuvor angezogene beruͤhmte Ludwig(e*) voͤl- lig widerlegt.
Es iſt aber ein andrer beſtaͤndiger Ueberzug da, der die ganze Schlagader und alle ihre Aeſte von allen Sei- ten umſchließt, und dieſes iſt das Zellgewebe. Dieſes bindet jeztgedachte Gefaͤſſe an ihre benachbarte Membra- nen, an das Eingeweide, ans Knochenhaͤutchen, und an die Muskeln feſt. Es iſt mehrentheils kurz, und um deſto zaͤrter, je kleiner die Zweige der Schlagadern wer- den; es mangelt uͤberhaupt nirgends, ſo daß auch die feinſten und denen Haarroͤhren aͤhnliche Schlagaͤderchen uͤber und uͤber mit dieſen zellfoͤrmigen Baͤndern beſtrikkt ſind, und ſobald dieſe zerreiſſen, zu ſchwanken und lokker zu werden anfangen.
An den groſſen Schlagaderſtaͤmmen iſt dies Zellge- webe loſer geſpannt (f), und es beſtehet aus laͤngern, nach ſehr ſpizzigen Winkeln vergitterten Faͤden, die faſt parallel unter einander laufen und von allem Fette ent- bloͤſt ſind, daß es endlich an gewiſſen Stellen den be-
ſondern
(c)[Spaltenumbruch]
Die aͤuſſere Membrane der Schlagader iſt der Blutader ihrer aͤhnlich. vesalivs de fabr. corp. hum. 1755 S. 439. So lehren Thom. WillisPharmac. ration. Th. 2. S. 16. Lorenz Heiſter [Spaltenumbruch]Comp. anat. n. 63. und andre ge- woͤhnlicher maſſen.
(d)De Periton. N. 19.
(e)Edimb. Society eſſays, B. II. n. 16. S. 365. u. f. 1. Ausg.
(e*) Angef. Ort. N. 9.
(f) B. 1. Abſchn. 2. Th. 11.
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menhaͤngende Ueberkleidung an, die man eine aͤuſſere
Schlagadermembrane nennen koͤnnte, und man muß hier
allerdings von der gemeinen Lehre derer Schulen abge-
hen, nach welcher man gemeiniglich ſo wol eine aͤuſſere
Bedekkung, als eine muskelhafte an der Schlagader an-
zunemen pflegt (c). Dieſen Jrrthum hat ſchon vor mir,
mein geliebter Freund, Jak. Douglas (d) ehedem, wie
auch nachgehends der beruͤhmte Alex. Monroo (e), und
der kurz zuvor angezogene beruͤhmte Ludwig (e*) voͤl-
lig widerlegt.
Es iſt aber ein andrer beſtaͤndiger Ueberzug da, der
die ganze Schlagader und alle ihre Aeſte von allen Sei-
ten umſchließt, und dieſes iſt das Zellgewebe. Dieſes
bindet jeztgedachte Gefaͤſſe an ihre benachbarte Membra-
nen, an das Eingeweide, ans Knochenhaͤutchen, und an
die Muskeln feſt. Es iſt mehrentheils kurz, und um
deſto zaͤrter, je kleiner die Zweige der Schlagadern wer-
den; es mangelt uͤberhaupt nirgends, ſo daß auch die
feinſten und denen Haarroͤhren aͤhnliche Schlagaͤderchen
uͤber und uͤber mit dieſen zellfoͤrmigen Baͤndern beſtrikkt
ſind, und ſobald dieſe zerreiſſen, zu ſchwanken und lokker
zu werden anfangen.
An den groſſen Schlagaderſtaͤmmen iſt dies Zellge-
webe loſer geſpannt (f), und es beſtehet aus laͤngern,
nach ſehr ſpizzigen Winkeln vergitterten Faͤden, die faſt
parallel unter einander laufen und von allem Fette ent-
bloͤſt ſind, daß es endlich an gewiſſen Stellen den be-
ſondern
(c)
Die aͤuſſere Membrane der
Schlagader iſt der Blutader ihrer
aͤhnlich. vesalivs de fabr. corp.
hum. 1755 S. 439. So lehren
Thom. Willis Pharmac. ration.
Th. 2. S. 16. Lorenz Heiſter
Comp. anat. n. 63. und andre ge-
woͤhnlicher maſſen.
(d) De Periton. N. 19.
(e) Edimb. Society eſſays, B.
II. n. 16. S. 365. u. f. 1. Ausg.
(e*) Angef. Ort. N. 9.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/169>, abgerufen am 23.11.2024.
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