Nunmehr kann man, wenn das Fett zerstöret wor- den, leicht den Nuzzen begreifen, den die Gegenwart desselben dem Körper zu wege bringen mus, indem ent- weder das Glied davon seine Bewegbarkeit verliert, wenn das Fleisch mit den Knochen zusammenwächst (d), oder wenigstens diese Bewegbarkeit sehr geschwächt wird und eine Art von Steifigkeit darauf folgt, wenn an den Stellen, wo sich das Glied beugt, ein grosser Eiterge- schwulst befindlich ist. Nach dem heissen Brande am Schenkel, der die Fettzellchen zerstöret hatte, verlor die- ser Theil seine Bewegung (e). Von einer Wunde wuchs der zwölffingerdarm mit dem Darmfelle zusam- men, und die Leber hieng sich an das Zwerchfell an (f). Wenn unter Verwundungen das Nezz gerissen und ver- zehrt worden, so vereinigen sich die Gedärme mit dem Darmfelle (g), wachsen auch wohl so gar untereinander selbst zusammen (h). Eben dieses Uebel begegnete ei- nem magern Cörper, an dem sich das Nezfett völlig auf- gelöset hatte (i); bei einem andern, dem das Nez fehlte, wuchsen der Magen, Leber und Milz in ein Stük zu- sammen (k). Von einem verdorbnen Nezze wurden die Gedärme, vermittelst kleiner herfürgekommener Fäser- gen, an einander gehängt (l).
Zu eben dem Ende und um das Zusammenhängen derer Theile, die sich an einem Thiere über einander be- wegen müssen, zu verhindern, dünstet das Fett von der Oberfläche des Gekröses derer zarten und dikken Gedär- me (mesenterium et mesocolon), des Nezzes, und viel- leicht auch von dem Fette des Herzens aus, und das er-
stere
(d)[Spaltenumbruch]moyle Chir. mem. S. 10. n. w.
(e)boerhaave Prael. ad aphor. pract. S. 330.
(f)De Cicuta aquatica. S. 204.
(g)saviard Obs. 59. Mem. de l'Acad. des Scienc. 1705. S. 40. [Spaltenumbruch]Ephem. N. C. Vol. VI. obs. 134. moyle angef. Ort.
(h) Jn den meisten der eben angeführten Beobachtungen.
(i)cowper Phil. Trans. n. 302. und Tom. III. eidlo.
(k)bartholin. Cent. 3. hist. 6.
(l)bontius Obs. 7. l. 3.
Erſtes Buch. Elementartheile
Nunmehr kann man, wenn das Fett zerſtoͤret wor- den, leicht den Nuzzen begreifen, den die Gegenwart deſſelben dem Koͤrper zu wege bringen mus, indem ent- weder das Glied davon ſeine Bewegbarkeit verliert, wenn das Fleiſch mit den Knochen zuſammenwaͤchſt (d), oder wenigſtens dieſe Bewegbarkeit ſehr geſchwaͤcht wird und eine Art von Steifigkeit darauf folgt, wenn an den Stellen, wo ſich das Glied beugt, ein groſſer Eiterge- ſchwulſt befindlich iſt. Nach dem heiſſen Brande am Schenkel, der die Fettzellchen zerſtoͤret hatte, verlor die- ſer Theil ſeine Bewegung (e). Von einer Wunde wuchs der zwoͤlffingerdarm mit dem Darmfelle zuſam- men, und die Leber hieng ſich an das Zwerchfell an (f). Wenn unter Verwundungen das Nezz geriſſen und ver- zehrt worden, ſo vereinigen ſich die Gedaͤrme mit dem Darmfelle (g), wachſen auch wohl ſo gar untereinander ſelbſt zuſammen (h). Eben dieſes Uebel begegnete ei- nem magern Coͤrper, an dem ſich das Nezfett voͤllig auf- geloͤſet hatte (i); bei einem andern, dem das Nez fehlte, wuchſen der Magen, Leber und Milz in ein Stuͤk zu- ſammen (k). Von einem verdorbnen Nezze wurden die Gedaͤrme, vermittelſt kleiner herfuͤrgekommener Faͤſer- gen, an einander gehaͤngt (l).
Zu eben dem Ende und um das Zuſammenhaͤngen derer Theile, die ſich an einem Thiere uͤber einander be- wegen muͤſſen, zu verhindern, duͤnſtet das Fett von der Oberflaͤche des Gekroͤſes derer zarten und dikken Gedaͤr- me (meſenterium et meſocolon), des Nezzes, und viel- leicht auch von dem Fette des Herzens aus, und das er-
ſtere
(d)[Spaltenumbruch]moyle Chir. mem. S. 10. n. w.
(e)boerhaave Præl. ad aphor. pract. S. 330.
(f)De Cicuta aquatica. S. 204.
(g)saviard Obſ. 59. Mem. de l’Acad. des Scienc. 1705. S. 40. [Spaltenumbruch]Ephem. N. C. Vol. VI. obſ. 134. moyle angef. Ort.
(h) Jn den meiſten der eben angefuͤhrten Beobachtungen.
(i)cowper Phil. Tranſ. n. 302. und Tom. III. eidlo.
(k)bartholin. Cent. 3. hiſt. 6.
(l)bontius Obſ. 7. l. 3.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0142"n="86"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erſtes Buch. Elementartheile</hi></fw><lb/><p>Nunmehr kann man, wenn das Fett zerſtoͤret wor-<lb/>
den, leicht den Nuzzen begreifen, den die Gegenwart<lb/>
deſſelben dem Koͤrper zu wege bringen mus, indem ent-<lb/>
weder das Glied davon ſeine Bewegbarkeit verliert, wenn<lb/>
das Fleiſch mit den Knochen zuſammenwaͤchſt <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">moyle</hi> Chir. mem.</hi> S. 10.<lb/>
n. w.</note>, oder<lb/>
wenigſtens dieſe Bewegbarkeit ſehr geſchwaͤcht wird und<lb/>
eine Art von Steifigkeit darauf folgt, wenn an den<lb/>
Stellen, wo ſich das Glied beugt, ein groſſer Eiterge-<lb/>ſchwulſt befindlich iſt. Nach dem heiſſen Brande am<lb/>
Schenkel, der die Fettzellchen zerſtoͤret hatte, verlor die-<lb/>ſer Theil ſeine Bewegung <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">boerhaave</hi> Præl. ad aphor.<lb/>
pract.</hi> S. 330.</note>. Von einer Wunde<lb/>
wuchs der zwoͤlffingerdarm mit dem Darmfelle zuſam-<lb/>
men, und die Leber hieng ſich an das Zwerchfell an <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">De Cicuta aquatica.</hi> S. 204.</note>.<lb/>
Wenn unter Verwundungen das Nezz geriſſen und ver-<lb/>
zehrt worden, ſo vereinigen ſich die Gedaͤrme mit dem<lb/>
Darmfelle <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">saviard</hi> Obſ. 59. Mem. de<lb/>
l’Acad. des Scienc.</hi> 1705. S. 40.<lb/><cb/><hirendition="#aq">Ephem. N. C. Vol. VI. obſ. 134.<lb/><hirendition="#k">moyle</hi></hi> angef. Ort.</note>, wachſen auch wohl ſo gar untereinander<lb/>ſelbſt zuſammen <noteplace="foot"n="(h)">Jn den meiſten der eben<lb/>
angefuͤhrten Beobachtungen.</note>. Eben dieſes Uebel begegnete ei-<lb/>
nem magern Coͤrper, an dem ſich das Nezfett voͤllig auf-<lb/>
geloͤſet hatte <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">cowper</hi> Phil. Tranſ. n.</hi> 302.<lb/>
und <hirendition="#aq">Tom. III. <hirendition="#k">eidlo.</hi></hi></note>; bei einem andern, dem das Nez fehlte,<lb/>
wuchſen der Magen, Leber und Milz in ein Stuͤk zu-<lb/>ſammen <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">bartholin.</hi> Cent. 3. hiſt.</hi> 6.</note>. Von einem verdorbnen Nezze wurden die<lb/>
Gedaͤrme, vermittelſt kleiner herfuͤrgekommener Faͤſer-<lb/>
gen, an einander gehaͤngt <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">bontius</hi> Obſ. 7. l.</hi> 3.</note>.</p><lb/><p>Zu eben dem Ende und um das Zuſammenhaͤngen<lb/>
derer Theile, die ſich an einem Thiere uͤber einander be-<lb/>
wegen muͤſſen, zu verhindern, duͤnſtet das Fett von der<lb/>
Oberflaͤche des Gekroͤſes derer zarten und dikken Gedaͤr-<lb/>
me (<hirendition="#aq">meſenterium et meſocolon</hi>), des Nezzes, und viel-<lb/>
leicht auch von dem Fette des Herzens aus, und das er-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſtere</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[86/0142]
Erſtes Buch. Elementartheile
Nunmehr kann man, wenn das Fett zerſtoͤret wor-
den, leicht den Nuzzen begreifen, den die Gegenwart
deſſelben dem Koͤrper zu wege bringen mus, indem ent-
weder das Glied davon ſeine Bewegbarkeit verliert, wenn
das Fleiſch mit den Knochen zuſammenwaͤchſt (d), oder
wenigſtens dieſe Bewegbarkeit ſehr geſchwaͤcht wird und
eine Art von Steifigkeit darauf folgt, wenn an den
Stellen, wo ſich das Glied beugt, ein groſſer Eiterge-
ſchwulſt befindlich iſt. Nach dem heiſſen Brande am
Schenkel, der die Fettzellchen zerſtoͤret hatte, verlor die-
ſer Theil ſeine Bewegung (e). Von einer Wunde
wuchs der zwoͤlffingerdarm mit dem Darmfelle zuſam-
men, und die Leber hieng ſich an das Zwerchfell an (f).
Wenn unter Verwundungen das Nezz geriſſen und ver-
zehrt worden, ſo vereinigen ſich die Gedaͤrme mit dem
Darmfelle (g), wachſen auch wohl ſo gar untereinander
ſelbſt zuſammen (h). Eben dieſes Uebel begegnete ei-
nem magern Coͤrper, an dem ſich das Nezfett voͤllig auf-
geloͤſet hatte (i); bei einem andern, dem das Nez fehlte,
wuchſen der Magen, Leber und Milz in ein Stuͤk zu-
ſammen (k). Von einem verdorbnen Nezze wurden die
Gedaͤrme, vermittelſt kleiner herfuͤrgekommener Faͤſer-
gen, an einander gehaͤngt (l).
Zu eben dem Ende und um das Zuſammenhaͤngen
derer Theile, die ſich an einem Thiere uͤber einander be-
wegen muͤſſen, zu verhindern, duͤnſtet das Fett von der
Oberflaͤche des Gekroͤſes derer zarten und dikken Gedaͤr-
me (meſenterium et meſocolon), des Nezzes, und viel-
leicht auch von dem Fette des Herzens aus, und das er-
ſtere
(d)
moyle Chir. mem. S. 10.
n. w.
(e) boerhaave Præl. ad aphor.
pract. S. 330.
(f) De Cicuta aquatica. S. 204.
(g) saviard Obſ. 59. Mem. de
l’Acad. des Scienc. 1705. S. 40.
Ephem. N. C. Vol. VI. obſ. 134.
moyle angef. Ort.
(h) Jn den meiſten der eben
angefuͤhrten Beobachtungen.
(i) cowper Phil. Tranſ. n. 302.
und Tom. III. eidlo.
(k) bartholin. Cent. 3. hiſt. 6.
(l) bontius Obſ. 7. l. 3.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/142>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.