[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 2. Riga u. a., 1772.VII. Krönungs-Geschichte ganze Welt konnte schon daraus deutlich sehen,daß der Eifer für die Religion (Frömmigkeit, blagoczessie), die Liebe für Unser Rußisches Vaterland, und überdies der herzliche Wunsch aller Unsrer getreuen Untertanen, Uns auf diesem Throne zu sehen, und durch Uns von den bereits eingetretenen, und noch mereren dem Rußischen Vaterlande in die Zukunft drohenden Gefaren, erlöset zu werden, Uns hiezu gezwungen haben. Und Wir konnten nicht umhin, die gerechte Furcht in Unserm Gewissen zu haben, daß wenn Wir nicht früh- zeitig das erfüllten, was die Pflicht selbst von Uns in Ansehung Gottes, seiner Kirche, und der heiligen Religion erheischte, Wir dafür künf- tig vor seinem schrecklichen Gerichte würden Rechenschaft geben müssen. Dieserwegen hat er, dieser höchste Gott, men,
VII. Kroͤnungs-Geſchichte ganze Welt konnte ſchon daraus deutlich ſehen,daß der Eifer fuͤr die Religion (Froͤmmigkeit, blagoczeſſie), die Liebe fuͤr Unſer Rußiſches Vaterland, und uͤberdies der herzliche Wunſch aller Unſrer getreuen Untertanen, Uns auf dieſem Throne zu ſehen, und durch Uns von den bereits eingetretenen, und noch mereren dem Rußiſchen Vaterlande in die Zukunft drohenden Gefaren, erloͤſet zu werden, Uns hiezu gezwungen haben. Und Wir konnten nicht umhin, die gerechte Furcht in Unſerm Gewiſſen zu haben, daß wenn Wir nicht fruͤh- zeitig das erfuͤllten, was die Pflicht ſelbſt von Uns in Anſehung Gottes, ſeiner Kirche, und der heiligen Religion erheiſchte, Wir dafuͤr kuͤnf- tig vor ſeinem ſchrecklichen Gerichte wuͤrden Rechenſchaft geben muͤſſen. Dieſerwegen hat er, dieſer hoͤchſte Gott, men,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0200" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VII.</hi> Kroͤnungs-Geſchichte</hi></fw><lb/> ganze Welt konnte ſchon daraus deutlich ſehen,<lb/> daß der Eifer fuͤr die Religion (Froͤmmigkeit,<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">blagoczeſſie</hi></hi>), die Liebe fuͤr Unſer Rußiſches<lb/> Vaterland, und uͤberdies der herzliche Wunſch<lb/> aller Unſrer getreuen Untertanen, Uns auf<lb/> dieſem Throne zu ſehen, und durch Uns von<lb/> den bereits eingetretenen, und noch mereren<lb/> dem Rußiſchen Vaterlande in die Zukunft<lb/> drohenden Gefaren, erloͤſet zu werden, Uns<lb/> hiezu gezwungen haben. Und Wir konnten<lb/> nicht umhin, die gerechte Furcht in Unſerm<lb/> Gewiſſen zu haben, daß wenn Wir nicht fruͤh-<lb/> zeitig das erfuͤllten, was die Pflicht ſelbſt von<lb/> Uns in Anſehung Gottes, ſeiner Kirche, und<lb/> der heiligen Religion erheiſchte, Wir dafuͤr kuͤnf-<lb/> tig vor ſeinem ſchrecklichen Gerichte wuͤrden<lb/> Rechenſchaft geben muͤſſen.</p><lb/> <p>Dieſerwegen hat er, dieſer hoͤchſte Gott,<lb/> der uͤber Koͤnigreiche herrſchet, und ſie giebt,<lb/> wem er will, da er dieſe Unſre gerechte und<lb/> fromme Abſicht geſehen, ſolche in der That<lb/> ſelbſt ſo geſegnet, daß Wir Unſern ſouverainen<lb/> Thron ohne alles Blutvergießen eingenommen,<lb/> und Unſer Vaterland aus obbemeldten Ge-<lb/> faren errettet, und das Vergnuͤgen gehabt zu<lb/> ſehen, mit welcher Liebe, Freude, und Dank-<lb/> barkeit alle Unſre getreue Untertanen dieſen<lb/> Ratſchluß des Hoͤchſten uͤber uns angenom-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">men,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [180/0200]
VII. Kroͤnungs-Geſchichte
ganze Welt konnte ſchon daraus deutlich ſehen,
daß der Eifer fuͤr die Religion (Froͤmmigkeit,
blagoczeſſie), die Liebe fuͤr Unſer Rußiſches
Vaterland, und uͤberdies der herzliche Wunſch
aller Unſrer getreuen Untertanen, Uns auf
dieſem Throne zu ſehen, und durch Uns von
den bereits eingetretenen, und noch mereren
dem Rußiſchen Vaterlande in die Zukunft
drohenden Gefaren, erloͤſet zu werden, Uns
hiezu gezwungen haben. Und Wir konnten
nicht umhin, die gerechte Furcht in Unſerm
Gewiſſen zu haben, daß wenn Wir nicht fruͤh-
zeitig das erfuͤllten, was die Pflicht ſelbſt von
Uns in Anſehung Gottes, ſeiner Kirche, und
der heiligen Religion erheiſchte, Wir dafuͤr kuͤnf-
tig vor ſeinem ſchrecklichen Gerichte wuͤrden
Rechenſchaft geben muͤſſen.
Dieſerwegen hat er, dieſer hoͤchſte Gott,
der uͤber Koͤnigreiche herrſchet, und ſie giebt,
wem er will, da er dieſe Unſre gerechte und
fromme Abſicht geſehen, ſolche in der That
ſelbſt ſo geſegnet, daß Wir Unſern ſouverainen
Thron ohne alles Blutvergießen eingenommen,
und Unſer Vaterland aus obbemeldten Ge-
faren errettet, und das Vergnuͤgen gehabt zu
ſehen, mit welcher Liebe, Freude, und Dank-
barkeit alle Unſre getreue Untertanen dieſen
Ratſchluß des Hoͤchſten uͤber uns angenom-
men,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |