Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810.kunde, spreche, so kann ich hier, auch schon deshalb, weil die Arzneien selbst an Kraft so verschieden sind, keine Ta- belle von Maas und Gewicht der Arzneien hersetzen. Nur anmerken will ich, daß die Menschen nach dem Umfange der Kul- tur ihres Geistes höchst verschiedne Maas- stäbe zur Schätzung der Größen und Kleinheiten haben, daß Manchem die Zahl Meilen, von der unsre kleine Erde um- spannt wird, schon etwas Ungeheures deuchtet, und daß man ihm von den Qua- drillion und Quintillion Erdmessern, in denen die zahllosen Sonnen in der unend- lichen Schöpfung von einander abstehen, gar nichts vorreden darf. Eben so be- schränkte Menschen findet man, welche nichts achtenswerth schätzen, als was die Faust füllt, und die Dinge nicht nach ih- rer wahren inwohnenden Kraft, sondern nach dem plumpen Handelsgewicht wä- gen --, deren kleinstes Gewicht bei Arz- neien sich nicht unter Einen Gran er- streckt, während ein Zehntelgran ihnen schon eine unbedeutende Kleinigkeit zu seyn deuchtet. Wie sollte man diesen Menschen mit so kurzen Maasstäben zumuthen, sich Be- griffe zu machen von der nöthigen Thei- lung und Verkleinerung der Arzneigaben kunde, spreche, so kann ich hier, auch schon deshalb, weil die Arzneien selbst an Kraft so verschieden sind, keine Ta- belle von Maas und Gewicht der Arzneien hersetzen. Nur anmerken will ich, daß die Menschen nach dem Umfange der Kul- tur ihres Geistes höchst verschiedne Maas- stäbe zur Schätzung der Größen und Kleinheiten haben, daß Manchem die Zahl Meilen, von der unsre kleine Erde um- spannt wird, schon etwas Ungeheures deuchtet, und daß man ihm von den Qua- drillion und Quintillion Erdmessern, in denen die zahllosen Sonnen in der unend- lichen Schöpfung von einander abstehen, gar nichts vorreden darf. Eben so be- schränkte Menschen findet man, welche nichts achtenswerth schätzen, als was die Faust füllt, und die Dinge nicht nach ih- rer wahren inwohnenden Kraft, sondern nach dem plumpen Handelsgewicht wä- gen —, deren kleinstes Gewicht bei Arz- neien sich nicht unter Einen Gran er- streckt, während ein Zehntelgran ihnen schon eine unbedeutende Kleinigkeit zu seyn deuchtet. Wie sollte man diesen Menschen mit so kurzen Maasstäben zumuthen, sich Be- griffe zu machen von der nöthigen Thei- lung und Verkleinerung der Arzneigaben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <note place="end"><pb facs="#f0254" n="198"/> kunde, spreche, so kann ich hier, auch<lb/> schon deshalb, weil die Arzneien selbst<lb/> an Kraft so verschieden sind, keine Ta-<lb/> belle von Maas und Gewicht der Arzneien<lb/> hersetzen. Nur anmerken will ich, daß<lb/> die Menschen nach dem Umfange der Kul-<lb/> tur ihres Geistes höchst verschiedne Maas-<lb/> stäbe zur Schätzung der Größen und<lb/> Kleinheiten haben, daß Manchem die Zahl<lb/> Meilen, von der unsre kleine Erde um-<lb/> spannt wird, schon etwas Ungeheures<lb/> deuchtet, und daß man ihm von den Qua-<lb/> drillion und Quintillion Erdmessern, in<lb/> denen die zahllosen Sonnen in der unend-<lb/> lichen Schöpfung von einander abstehen,<lb/> gar nichts vorreden darf. Eben so be-<lb/> schränkte Menschen findet man, welche<lb/> nichts achtenswerth schätzen, als was die<lb/> Faust füllt, und die Dinge nicht nach ih-<lb/> rer wahren inwohnenden Kraft, sondern<lb/> nach dem plumpen Handelsgewicht wä-<lb/> gen —, deren kleinstes Gewicht bei Arz-<lb/> neien sich nicht unter Einen Gran er-<lb/> streckt, während ein Zehntelgran ihnen<lb/> schon eine unbedeutende Kleinigkeit zu<lb/> seyn deuchtet.<lb/> Wie sollte man diesen Menschen mit<lb/> so kurzen Maasstäben zumuthen, sich Be-<lb/> griffe zu machen von der nöthigen Thei-<lb/> lung und Verkleinerung der Arzneigaben<lb/></note> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0254]
kunde, spreche, so kann ich hier, auch
schon deshalb, weil die Arzneien selbst
an Kraft so verschieden sind, keine Ta-
belle von Maas und Gewicht der Arzneien
hersetzen. Nur anmerken will ich, daß
die Menschen nach dem Umfange der Kul-
tur ihres Geistes höchst verschiedne Maas-
stäbe zur Schätzung der Größen und
Kleinheiten haben, daß Manchem die Zahl
Meilen, von der unsre kleine Erde um-
spannt wird, schon etwas Ungeheures
deuchtet, und daß man ihm von den Qua-
drillion und Quintillion Erdmessern, in
denen die zahllosen Sonnen in der unend-
lichen Schöpfung von einander abstehen,
gar nichts vorreden darf. Eben so be-
schränkte Menschen findet man, welche
nichts achtenswerth schätzen, als was die
Faust füllt, und die Dinge nicht nach ih-
rer wahren inwohnenden Kraft, sondern
nach dem plumpen Handelsgewicht wä-
gen —, deren kleinstes Gewicht bei Arz-
neien sich nicht unter Einen Gran er-
streckt, während ein Zehntelgran ihnen
schon eine unbedeutende Kleinigkeit zu
seyn deuchtet.
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Zitationshilfe: | Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahnemann_organon_1810/254>, abgerufen am 16.02.2025. |