Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

dem ich ihn erwartete. Das helle, harte, impertinent aufdringliche Gasglühlicht, die wirbelnden Wolken und Wölkchen guter und schlechter Cigarren und Cigaretten, das alberne, halblaute Schwatzen der bierkneipenden Philister und das idiotische Lachen über die schalsten bons mots und die abgedroschensten Witze irritierte mich sofort beim Eintritt. Ich durchschritt rasch den langen Speisesaal und dann einen engen, mit Teppichen belegten Corridor, zu dessen beiden Seiten rothe Plüschportieren den Eingang zu kleinen Cabinetten abschlossen.

In diesen schlecht gelüfteten, engen Käfigen, in denen mich ein unbestimmter Geruch nach Alkohol und Liebe halb komisch-angenehm und anheimelnd, halb widerlich berührte, war es vollständig dunkel. Der Kellner, welcher wieder diese fatalen, weißen Lichter entzündete, deckte sofort für zwei Personen. Ich aß wenig. Das Warten benahm mir allen Appetit. Ich sah jede zweite Minute auf meine Taschenuhr. Meine nervöse Ungeduld steigerte sich bis zur schmerzhaften Beklemmung. Der ganze Zustand hatte etwas Asthmatisches an sich. Hier war ich jetzt gefesselt und mußte warten. Jede Minute verstrich an sich mit rasender Geschwindigkeit, während eine ganz kurze Zeit, eine schwache Viertelstunde,

dem ich ihn erwartete. Das helle, harte, impertinent aufdringliche Gasglühlicht, die wirbelnden Wolken und Wölkchen guter und schlechter Cigarren und Cigaretten, das alberne, halblaute Schwatzen der bierkneipenden Philister und das idiotische Lachen über die schalsten bons mots und die abgedroschensten Witze irritierte mich sofort beim Eintritt. Ich durchschritt rasch den langen Speisesaal und dann einen engen, mit Teppichen belegten Corridor, zu dessen beiden Seiten rothe Plüschportièren den Eingang zu kleinen Cabinetten abschlossen.

In diesen schlecht gelüfteten, engen Käfigen, in denen mich ein unbestimmter Geruch nach Alkohol und Liebe halb komisch-angenehm und anheimelnd, halb widerlich berührte, war es vollständig dunkel. Der Kellner, welcher wieder diese fatalen, weißen Lichter entzündete, deckte sofort für zwei Personen. Ich aß wenig. Das Warten benahm mir allen Appetit. Ich sah jede zweite Minute auf meine Taschenuhr. Meine nervöse Ungeduld steigerte sich bis zur schmerzhaften Beklemmung. Der ganze Zustand hatte etwas Asthmatisches an sich. Hier war ich jetzt gefesselt und mußte warten. Jede Minute verstrich an sich mit rasender Geschwindigkeit, während eine ganz kurze Zeit, eine schwache Viertelstunde,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0057" n="59"/>
dem ich ihn erwartete. Das helle, harte, impertinent aufdringliche Gasglühlicht, die wirbelnden Wolken und Wölkchen guter und schlechter Cigarren und Cigaretten, das alberne, halblaute Schwatzen der bierkneipenden Philister und das idiotische Lachen über die schalsten <hi rendition="#aq">bons mots</hi> und die abgedroschensten Witze irritierte mich sofort beim Eintritt. Ich durchschritt rasch den langen Speisesaal und dann einen engen, mit Teppichen belegten Corridor, zu dessen beiden Seiten rothe Plüschportièren den Eingang zu kleinen Cabinetten abschlossen.</p>
          <p>In diesen schlecht gelüfteten, engen Käfigen, in denen mich ein unbestimmter Geruch nach Alkohol und Liebe halb komisch-angenehm und anheimelnd, halb widerlich berührte, war es vollständig dunkel. Der Kellner, welcher wieder diese fatalen, weißen Lichter entzündete, deckte sofort für zwei Personen. Ich aß wenig. Das Warten benahm mir allen Appetit. Ich sah jede zweite Minute auf meine Taschenuhr. Meine nervöse Ungeduld steigerte sich bis zur schmerzhaften Beklemmung. Der ganze Zustand hatte etwas Asthmatisches an sich. Hier war ich jetzt gefesselt und mußte warten. Jede Minute verstrich an sich mit rasender Geschwindigkeit, während eine ganz kurze Zeit, eine schwache Viertelstunde,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0057] dem ich ihn erwartete. Das helle, harte, impertinent aufdringliche Gasglühlicht, die wirbelnden Wolken und Wölkchen guter und schlechter Cigarren und Cigaretten, das alberne, halblaute Schwatzen der bierkneipenden Philister und das idiotische Lachen über die schalsten bons mots und die abgedroschensten Witze irritierte mich sofort beim Eintritt. Ich durchschritt rasch den langen Speisesaal und dann einen engen, mit Teppichen belegten Corridor, zu dessen beiden Seiten rothe Plüschportièren den Eingang zu kleinen Cabinetten abschlossen. In diesen schlecht gelüfteten, engen Käfigen, in denen mich ein unbestimmter Geruch nach Alkohol und Liebe halb komisch-angenehm und anheimelnd, halb widerlich berührte, war es vollständig dunkel. Der Kellner, welcher wieder diese fatalen, weißen Lichter entzündete, deckte sofort für zwei Personen. Ich aß wenig. Das Warten benahm mir allen Appetit. Ich sah jede zweite Minute auf meine Taschenuhr. Meine nervöse Ungeduld steigerte sich bis zur schmerzhaften Beklemmung. Der ganze Zustand hatte etwas Asthmatisches an sich. Hier war ich jetzt gefesselt und mußte warten. Jede Minute verstrich an sich mit rasender Geschwindigkeit, während eine ganz kurze Zeit, eine schwache Viertelstunde,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/57
Zitationshilfe: Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/57>, abgerufen am 25.11.2024.