Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.XIX. Das christliche Sittengesetz. dhistischen Lehren) übernommen habe, wie es jetzt für die meistenanderen christlichen Glaubenslehren nachgewiesen ist. Saladin faßt die bezüglichen Ergebnisse der modernen kritischen Theologie in dem Satze zusammen: "Es giebt keinen vernünftigen und praktischen, von Jesus gelehrten Moralgrundsatz, der nicht vor ihm auch schon von Anderen gelehrt worden wäre" (Thales, Solon, Sokrates, Plato, Konfutse u. s. w.). Christliche Sittenlehre. Da das ethische Grundgesetz I. Die Selbst-Verachtung des Christenthums. *) Vergl. David Strauß, Gesammelte Schriften. Auswahl in
6 Bänden. Bonn 1878. -- Saladin, Jehovah's Gesammelte Werke. 1887. XIX. Das chriſtliche Sittengeſetz. dhiſtiſchen Lehren) übernommen habe, wie es jetzt für die meiſtenanderen chriſtlichen Glaubenslehren nachgewieſen iſt. Saladin faßt die bezüglichen Ergebniſſe der modernen kritiſchen Theologie in dem Satze zuſammen: „Es giebt keinen vernünftigen und praktiſchen, von Jeſus gelehrten Moralgrundſatz, der nicht vor ihm auch ſchon von Anderen gelehrt worden wäre“ (Thales, Solon, Sokrates, Plato, Konfutſe u. ſ. w.). Chriſtliche Sittenlehre. Da das ethiſche Grundgeſetz I. Die Selbſt-Verachtung des Chriſtenthums. *) Vergl. David Strauß, Geſammelte Schriften. Auswahl in
6 Bänden. Bonn 1878. — Saladin, Jehovah's Geſammelte Werke. 1887. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0423" n="407"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XIX.</hi> Das chriſtliche Sittengeſetz.</fw><lb/> dhiſtiſchen Lehren) übernommen habe, wie es jetzt für die meiſten<lb/> anderen chriſtlichen Glaubenslehren nachgewieſen iſt. <hi rendition="#g">Saladin</hi><lb/> faßt die bezüglichen Ergebniſſe der modernen kritiſchen Theologie<lb/> in dem Satze zuſammen: „Es giebt keinen vernünftigen und<lb/> praktiſchen, von <hi rendition="#g">Jeſus</hi> gelehrten Moralgrundſatz, der nicht<lb/><hi rendition="#g">vor ihm</hi> auch ſchon von <hi rendition="#g">Anderen</hi> gelehrt worden wäre“<lb/> (Thales, Solon, Sokrates, Plato, Konfutſe u. ſ. w.).</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Chriſtliche Sittenlehre.</hi> Da das ethiſche Grundgeſetz<lb/> demnach bereits ſeit 2500 Jahren beſteht, und da das Chriſten-<lb/> thum dasſelbe ausdrücklich als höchſtes, alle anderen umfaſſendes<lb/> Gebot an die Spitze ſeiner Sittenlehre ſtellt, würde unſere<lb/><hi rendition="#g">moniſtiſche Ethik</hi> in dieſem wichtigſten Punkte nicht nur<lb/> mit jenen älteren heidniſchen Sittenlehren, ſondern auch mit<lb/> den chriſtlichen in vollkommenem Einklang ſein. Leider wird<lb/> aber dieſe erfreuliche Harmonie dadurch geſtört, daß die Evan-<lb/> gelien und die pauliniſchen Epiſteln viele andere Sittenlehren<lb/> enthalten, die jenem erſten und oberſten Gebote geradezu wider-<lb/> ſprechen. Die chriſtlichen Theologen haben ſich vergebens bemüht,<lb/> dieſe auffälligen und ſchmerzlich empfundenen Widerſprüche durch<lb/> künſtliche Deutungen auszugleichen<note place="foot" n="*)">Vergl. <hi rendition="#g">David Strauß,</hi> Geſammelte Schriften. Auswahl in<lb/> 6 Bänden. Bonn 1878. — <hi rendition="#g">Saladin,</hi> Jehovah's Geſammelte Werke. 1887.</note>. Wir brauchen daher hier<lb/> nicht darauf einzugehen, müſſen aber wohl kurz auf jene bedauer-<lb/> lichen Seiten der chriſtlichen Lehre hinweiſen, welche mit der<lb/> beſſeren Weltanſchauung der Neuzeit unverträglich und bezüglich<lb/> ihrer praktiſchen Konſequenzen geradezu ſchädlich ſind. Dahin<lb/> gehört die Verachtung der chriſtlichen Moral gegen das eigene<lb/> Individuum, gegen den Leib, die Natur, die Kultur, die Familie<lb/> und die Frau.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#g">Die Selbſt-Verachtung des Chriſtenthums</hi>.<lb/> Als oberſten und wichtigſten Mißgriff der chriſtlichen Ethik, welcher<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [407/0423]
XIX. Das chriſtliche Sittengeſetz.
dhiſtiſchen Lehren) übernommen habe, wie es jetzt für die meiſten
anderen chriſtlichen Glaubenslehren nachgewieſen iſt. Saladin
faßt die bezüglichen Ergebniſſe der modernen kritiſchen Theologie
in dem Satze zuſammen: „Es giebt keinen vernünftigen und
praktiſchen, von Jeſus gelehrten Moralgrundſatz, der nicht
vor ihm auch ſchon von Anderen gelehrt worden wäre“
(Thales, Solon, Sokrates, Plato, Konfutſe u. ſ. w.).
Chriſtliche Sittenlehre. Da das ethiſche Grundgeſetz
demnach bereits ſeit 2500 Jahren beſteht, und da das Chriſten-
thum dasſelbe ausdrücklich als höchſtes, alle anderen umfaſſendes
Gebot an die Spitze ſeiner Sittenlehre ſtellt, würde unſere
moniſtiſche Ethik in dieſem wichtigſten Punkte nicht nur
mit jenen älteren heidniſchen Sittenlehren, ſondern auch mit
den chriſtlichen in vollkommenem Einklang ſein. Leider wird
aber dieſe erfreuliche Harmonie dadurch geſtört, daß die Evan-
gelien und die pauliniſchen Epiſteln viele andere Sittenlehren
enthalten, die jenem erſten und oberſten Gebote geradezu wider-
ſprechen. Die chriſtlichen Theologen haben ſich vergebens bemüht,
dieſe auffälligen und ſchmerzlich empfundenen Widerſprüche durch
künſtliche Deutungen auszugleichen *). Wir brauchen daher hier
nicht darauf einzugehen, müſſen aber wohl kurz auf jene bedauer-
lichen Seiten der chriſtlichen Lehre hinweiſen, welche mit der
beſſeren Weltanſchauung der Neuzeit unverträglich und bezüglich
ihrer praktiſchen Konſequenzen geradezu ſchädlich ſind. Dahin
gehört die Verachtung der chriſtlichen Moral gegen das eigene
Individuum, gegen den Leib, die Natur, die Kultur, die Familie
und die Frau.
I. Die Selbſt-Verachtung des Chriſtenthums.
Als oberſten und wichtigſten Mißgriff der chriſtlichen Ethik, welcher
*) Vergl. David Strauß, Geſammelte Schriften. Auswahl in
6 Bänden. Bonn 1878. — Saladin, Jehovah's Geſammelte Werke. 1887.
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