Unter allen Aeußerungen des Seelenlebens giebt es keine, die so wunderbar erscheint und so verschieden beurtheilt wird wie das Bewußtsein. Nicht allein über das eigentliche Wesen dieser Seelenthätigkeit und über ihr Verhältniß zum Körper, sondern auch über ihre Verbreitung in der organischen Welt, über ihre Entstehung und Entwickelung stehen sich noch heute, wie seit Jahrtausenden, die widersprechendsten Ansichten gegenüber. Mehr als jede andere psychische Funktion hat das Bewußtsein zu der irrthümlichen Vorstellung eines "immateriellen Seelenwesens" und im Anschluß daran zu dem Aberglauben der "persönlichen Unsterblichkeit" Veranlassung gegeben; viele der schwersten Irrthümer, die unser modernes Kultur-Leben noch heute beherrschen, sind darauf zurückzuführen. Ich habe daher schon früher das Bewußtsein als das "psychologische Central-Mysterium" bezeichnet; es ist die feste Citadelle aller mystischen und dualistischen Irrthümer, an deren gewaltigen Wällen alle Angriffe der bestgerüsteten Vernunft zu scheitern drohen. Schon diese Thatsache allein rechtfertigt es, daß wir hier dem Bewußtsein eine besondere kritische Betrachtung von unserem monistischen Standpunkte aus widmen. Wir werden sehen, daß das Bewußtsein nicht mehr und nicht minder wie jede andere Seelenthätigkeit eine Natur-Erscheinung ist, und daß es gleich allen anderen Natur-Erscheinungen dem Substanz-Gesetz unterworfen ist.
Unter allen Aeußerungen des Seelenlebens giebt es keine, die ſo wunderbar erſcheint und ſo verſchieden beurtheilt wird wie das Bewußtſein. Nicht allein über das eigentliche Weſen dieſer Seelenthätigkeit und über ihr Verhältniß zum Körper, ſondern auch über ihre Verbreitung in der organiſchen Welt, über ihre Entſtehung und Entwickelung ſtehen ſich noch heute, wie ſeit Jahrtauſenden, die widerſprechendſten Anſichten gegenüber. Mehr als jede andere pſychiſche Funktion hat das Bewußtſein zu der irrthümlichen Vorſtellung eines „immateriellen Seelenweſens“ und im Anſchluß daran zu dem Aberglauben der „perſönlichen Unſterblichkeit“ Veranlaſſung gegeben; viele der ſchwerſten Irrthümer, die unſer modernes Kultur-Leben noch heute beherrſchen, ſind darauf zurückzuführen. Ich habe daher ſchon früher das Bewußtſein als das „pſychologiſche Central-Myſterium“ bezeichnet; es iſt die feſte Citadelle aller myſtiſchen und dualiſtiſchen Irrthümer, an deren gewaltigen Wällen alle Angriffe der beſtgerüſteten Vernunft zu ſcheitern drohen. Schon dieſe Thatſache allein rechtfertigt es, daß wir hier dem Bewußtſein eine beſondere kritiſche Betrachtung von unſerem moniſtiſchen Standpunkte aus widmen. Wir werden ſehen, daß das Bewußtſein nicht mehr und nicht minder wie jede andere Seelenthätigkeit eine Natur-Erſcheinung iſt, und daß es gleich allen anderen Natur-Erſcheinungen dem Subſtanz-Geſetz unterworfen iſt.
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Unter allen Aeußerungen des Seelenlebens giebt es keine,
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Weſen dieſer Seelenthätigkeit und über ihr Verhältniß zum
Körper, ſondern auch über ihre Verbreitung in der organiſchen
Welt, über ihre Entſtehung und Entwickelung ſtehen ſich noch
heute, wie ſeit Jahrtauſenden, die widerſprechendſten Anſichten
gegenüber. Mehr als jede andere pſychiſche Funktion hat das
Bewußtſein zu der irrthümlichen Vorſtellung eines „immateriellen
Seelenweſens“ und im Anſchluß daran zu dem Aberglauben der
„perſönlichen Unſterblichkeit“ Veranlaſſung gegeben; viele der
ſchwerſten Irrthümer, die unſer modernes Kultur-Leben noch
heute beherrſchen, ſind darauf zurückzuführen. Ich habe daher
ſchon früher das Bewußtſein als das „pſychologiſche
Central-Myſterium“ bezeichnet; es iſt die feſte Citadelle
aller myſtiſchen und dualiſtiſchen Irrthümer, an deren gewaltigen
Wällen alle Angriffe der beſtgerüſteten Vernunft zu ſcheitern
drohen. Schon dieſe Thatſache allein rechtfertigt es, daß wir
hier dem Bewußtſein eine beſondere kritiſche Betrachtung von
unſerem moniſtiſchen Standpunkte aus widmen. Wir werden
ſehen, daß das Bewußtſein nicht mehr und nicht minder wie
jede andere Seelenthätigkeit eine Natur-Erſcheinung iſt,
und daß es gleich allen anderen Natur-Erſcheinungen dem
Subſtanz-Geſetz unterworfen iſt.
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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. [197]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/213>, abgerufen am 23.11.2024.
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