erbsengelb oder selbst weißlich, bald dunkler braungelb. Das straffe Haar ist schwarz. Die Schädelform ist bei der großen Mehrzahl ent- schieden kurzköpfig (namentlich bei den Kalmücken, Baschkiren u. s. w.), häufig auch mittelköpfig (Tataren, Chinesen u. s. w.). Dagegen kom- men echte Langköpfe unter ihnen gar nicht vor. Sie stammen wahr- scheinlich von einem südasiatischen Zweige der Polynesier ab, der sich nach Norden wandte.
Dem mongolischen Menschen nächstverwandt ist der amerikanische oder rothe Mensch (Homo americanus), zu welcher Species die sogenann- ten Ureinwohner sowohl des südlichen als des nördlichen Amerika gehö- ren, nach Ausschluß der Eskimos und der verwandten Polar-Menschen. Wie bekannt, ist diese Menschenart durch den rothen Grundton ihrer Haut- farbe auszeichnet, welcher bald rein kupferroth oder heller röthlich, bald dunkler rothbraun oder selbst gelbbraun wird. Die Schädelform ist mei- stens der Mittelkopf, selten in Kurzkopf oder Langkopf übergehend. Das Haar ist straff und schwarz. Jn der ganzen Schädel- und Körperbildung stehen die amerikanischen Jndianer den Mongolen des östlichen Asiens am nächsten und stammen aller Wahrscheinlichkeit nach auch wirklich von diesen ab. Möglicherweise sind aber von Westen her außer Mongo- len auch Polynesier in Amerika eingewandert und haben sich hier mit ersteren vermischt. Jedenfalls sind die Ureinwohner Amerikas aus der alten Welt herübergekommen und keineswegs, wie einige meinten, aus amerikanischen Affen entstanden.
Als zehnte und letzte Menschenart steht an der Spitze der Schlicht- haarigen der weiße, kaukasische oder iranische Mensch (Homo caucasicus oder iranus). Aller Wahrscheinlichkeit nach ist auch diese Species aus einem Zweige der malayischen oder polynesischen Art im südlichen Asien entstanden, vielleicht auch aus einem Zweige der mon- golischen Art. Die Hautfarbe ist keineswegs bei allen Kaukasiern so hell, wie bei den meisten Europäern, geht vielmehr schon bei vielen Semiten des nördlichen Afrika in dunkles Braungelb, und bei vielen Bewohnern Vorderindiens in fast schwärzliches Braun über. Die Schä- delbildung ist mannichfaltiger als bei allen übrigen Arten, im Ganzen
Amerikaner. Kaukaſier oder Jraner.
erbſengelb oder ſelbſt weißlich, bald dunkler braungelb. Das ſtraffe Haar iſt ſchwarz. Die Schaͤdelform iſt bei der großen Mehrzahl ent- ſchieden kurzkoͤpfig (namentlich bei den Kalmuͤcken, Baſchkiren u. ſ. w.), haͤufig auch mittelkoͤpfig (Tataren, Chineſen u. ſ. w.). Dagegen kom- men echte Langkoͤpfe unter ihnen gar nicht vor. Sie ſtammen wahr- ſcheinlich von einem ſuͤdaſiatiſchen Zweige der Polyneſier ab, der ſich nach Norden wandte.
Dem mongoliſchen Menſchen naͤchſtverwandt iſt der amerikaniſche oder rothe Menſch (Homo americanus), zu welcher Species die ſogenann- ten Ureinwohner ſowohl des ſuͤdlichen als des noͤrdlichen Amerika gehoͤ- ren, nach Ausſchluß der Eskimos und der verwandten Polar-Menſchen. Wie bekannt, iſt dieſe Menſchenart durch den rothen Grundton ihrer Haut- farbe auszeichnet, welcher bald rein kupferroth oder heller roͤthlich, bald dunkler rothbraun oder ſelbſt gelbbraun wird. Die Schaͤdelform iſt mei- ſtens der Mittelkopf, ſelten in Kurzkopf oder Langkopf uͤbergehend. Das Haar iſt ſtraff und ſchwarz. Jn der ganzen Schaͤdel- und Koͤrperbildung ſtehen die amerikaniſchen Jndianer den Mongolen des oͤſtlichen Aſiens am naͤchſten und ſtammen aller Wahrſcheinlichkeit nach auch wirklich von dieſen ab. Moͤglicherweiſe ſind aber von Weſten her außer Mongo- len auch Polyneſier in Amerika eingewandert und haben ſich hier mit erſteren vermiſcht. Jedenfalls ſind die Ureinwohner Amerikas aus der alten Welt heruͤbergekommen und keineswegs, wie einige meinten, aus amerikaniſchen Affen entſtanden.
Als zehnte und letzte Menſchenart ſteht an der Spitze der Schlicht- haarigen der weiße, kaukaſiſche oder iraniſche Menſch (Homo caucasicus oder iranus). Aller Wahrſcheinlichkeit nach iſt auch dieſe Species aus einem Zweige der malayiſchen oder polyneſiſchen Art im ſuͤdlichen Aſien entſtanden, vielleicht auch aus einem Zweige der mon- goliſchen Art. Die Hautfarbe iſt keineswegs bei allen Kaukaſiern ſo hell, wie bei den meiſten Europaͤern, geht vielmehr ſchon bei vielen Semiten des noͤrdlichen Afrika in dunkles Braungelb, und bei vielen Bewohnern Vorderindiens in faſt ſchwaͤrzliches Braun uͤber. Die Schaͤ- delbildung iſt mannichfaltiger als bei allen uͤbrigen Arten, im Ganzen
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Amerikaner. Kaukaſier oder Jraner.
erbſengelb oder ſelbſt weißlich, bald dunkler braungelb. Das ſtraffe
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ſchieden kurzkoͤpfig (namentlich bei den Kalmuͤcken, Baſchkiren u. ſ. w.),
haͤufig auch mittelkoͤpfig (Tataren, Chineſen u. ſ. w.). Dagegen kom-
men echte Langkoͤpfe unter ihnen gar nicht vor. Sie ſtammen wahr-
ſcheinlich von einem ſuͤdaſiatiſchen Zweige der Polyneſier ab, der ſich
nach Norden wandte.
Dem mongoliſchen Menſchen naͤchſtverwandt iſt der amerikaniſche
oder rothe Menſch (Homo americanus), zu welcher Species die ſogenann-
ten Ureinwohner ſowohl des ſuͤdlichen als des noͤrdlichen Amerika gehoͤ-
ren, nach Ausſchluß der Eskimos und der verwandten Polar-Menſchen.
Wie bekannt, iſt dieſe Menſchenart durch den rothen Grundton ihrer Haut-
farbe auszeichnet, welcher bald rein kupferroth oder heller roͤthlich, bald
dunkler rothbraun oder ſelbſt gelbbraun wird. Die Schaͤdelform iſt mei-
ſtens der Mittelkopf, ſelten in Kurzkopf oder Langkopf uͤbergehend. Das
Haar iſt ſtraff und ſchwarz. Jn der ganzen Schaͤdel- und Koͤrperbildung
ſtehen die amerikaniſchen Jndianer den Mongolen des oͤſtlichen Aſiens
am naͤchſten und ſtammen aller Wahrſcheinlichkeit nach auch wirklich
von dieſen ab. Moͤglicherweiſe ſind aber von Weſten her außer Mongo-
len auch Polyneſier in Amerika eingewandert und haben ſich hier mit
erſteren vermiſcht. Jedenfalls ſind die Ureinwohner Amerikas aus
der alten Welt heruͤbergekommen und keineswegs, wie einige meinten,
aus amerikaniſchen Affen entſtanden.
Als zehnte und letzte Menſchenart ſteht an der Spitze der Schlicht-
haarigen der weiße, kaukaſiſche oder iraniſche Menſch (Homo
caucasicus oder iranus). Aller Wahrſcheinlichkeit nach iſt auch dieſe
Species aus einem Zweige der malayiſchen oder polyneſiſchen Art im
ſuͤdlichen Aſien entſtanden, vielleicht auch aus einem Zweige der mon-
goliſchen Art. Die Hautfarbe iſt keineswegs bei allen Kaukaſiern ſo
hell, wie bei den meiſten Europaͤern, geht vielmehr ſchon bei vielen
Semiten des noͤrdlichen Afrika in dunkles Braungelb, und bei vielen
Bewohnern Vorderindiens in faſt ſchwaͤrzliches Braun uͤber. Die Schaͤ-
delbildung iſt mannichfaltiger als bei allen uͤbrigen Arten, im Ganzen
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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/544>, abgerufen am 22.11.2024.
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