Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

angenommen. Ueber die Begründung der Zellen-Theorie,
von der wir ausgegangen sind, brauchen wir kein Wort
zu verlieren. Dass die active formbildende Lebenssubstanz
der Zellen, oder die materielle Basis der Lebens-Thätig¬
keiten, im Protoplasma und der nahverwandten Nucleus-
Substanz zu suchen ist, und dass alle anderen Theile der
Gewebe passive, von jenen gebildete Bestandtheile dar¬
stellen, ist neuerdings ebenso zur Anerkennung gelangt.
Die Moneren (und die ontogenetische Keimform der Mone¬
rula) zeigen uns, dass Protoplasma und Nucleus erst durch
Sonderung aus dem einfachen Plasson entstanden sind.
Hierauf gestützt glauben wir in unserer Plastiden-Theorie
gezeigt zu haben, dass alle die zahllosen Arten des Pro¬
toplasma und des Nucleus nur Modificationen einer ein¬
zigen fundamentalen Bildungssubstanz, des Plasson dar¬
stellen, und dass demnach als die eigentlichen, molekularen
Factoren des biogenetischen Processes die Plasson-Moleküle
oder die Plastidule zu betrachten sind. Diesen müssen wir
nothwendig eine eigenthümliche, durch ihre atomistische
Constitution bedingte Molecular-Bewegung zuschreiben.
Dass der biogenetische Process im Grossen und Ganzen
ebensowohl wie in allen einzelnen Theilen eine verzweigte
Wellenbewegung darstellt, wird wohl allgemein zugegeben
werden. Da wir nun aber die bewirkende Ursache dieser
höchst zusammengesetzten Wellenbewegung nur in der
molekularen Plastidul-Bewegung finden können, so müssen
wir auch letztere als eine Undulation auffassen.

Wollten wir von streng mechanischem Standpunkt aus
für unsere Perigenesis-Hypothese den Werth einer Theorie
der Entwickelung in Anspruch nehmen, so würden wir

angenommen. Ueber die Begründung der Zellen-Theorie‚
von der wir ausgegangen sind, brauchen wir kein Wort
zu verlieren. Dass die active formbildende Lebenssubstanz
der Zellen, oder die materielle Basis der Lebens-Thätig¬
keiten, im Protoplasma und der nahverwandten Nucleus-
Substanz zu suchen ist‚ und dass alle anderen Theile der
Gewebe passive, von jenen gebildete Bestandtheile dar¬
stellen, ist neuerdings ebenso zur Anerkennung gelangt.
Die Moneren (und die ontogenetische Keimform der Mone¬
rula) zeigen uns‚ dass Protoplasma und Nucleus erst durch
Sonderung aus dem einfachen Plasson entstanden sind.
Hierauf gestützt glauben wir in unserer Plastiden-Theorie
gezeigt zu haben, dass alle die zahllosen Arten des Pro¬
toplasma und des Nucleus nur Modificationen einer ein¬
zigen fundamentalen Bildungssubstanz, des Plasson dar¬
stellen, und dass demnach als die eigentlichen, molekularen
Factoren des biogenetischen Processes die Plasson-Moleküle
oder die Plastidule zu betrachten sind. Diesen müssen wir
nothwendig eine eigenthümliche, durch ihre atomistische
Constitution bedingte Molecular-Bewegung zuschreiben.
Dass der biogenetische Process im Grossen und Ganzen
ebensowohl wie in allen einzelnen Theilen eine verzweigte
Wellenbewegung darstellt, wird wohl allgemein zugegeben
werden. Da wir nun aber die bewirkende Ursache dieser
höchst zusammengesetzten Wellenbewegung nur in der
molekularen Plastidul-Bewegung finden können, so müssen
wir auch letztere als eine Undulation auffassen.

Wollten wir von streng mechanischem Standpunkt aus
für unsere Perigenesis-Hypothese den Werth einer Theorie
der Entwickelung in Anspruch nehmen, so würden wir

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0082" n="76"/>
angenommen. Ueber die Begründung der Zellen-Theorie&#x201A;<lb/>
von der wir ausgegangen sind, brauchen wir kein Wort<lb/>
zu verlieren. Dass die active formbildende Lebenssubstanz<lb/>
der Zellen, oder die materielle Basis der Lebens-Thätig¬<lb/>
keiten, im Protoplasma und der nahverwandten Nucleus-<lb/>
Substanz zu suchen ist&#x201A; und dass alle anderen Theile der<lb/>
Gewebe passive, von jenen gebildete Bestandtheile dar¬<lb/>
stellen, ist neuerdings ebenso zur Anerkennung gelangt.<lb/>
Die Moneren (und die ontogenetische Keimform der Mone¬<lb/>
rula) zeigen uns&#x201A; dass Protoplasma und Nucleus erst durch<lb/>
Sonderung aus dem einfachen Plasson entstanden sind.<lb/>
Hierauf gestützt glauben wir in unserer Plastiden-Theorie<lb/>
gezeigt zu haben, dass alle die zahllosen Arten des Pro¬<lb/>
toplasma und des Nucleus nur Modificationen einer ein¬<lb/>
zigen fundamentalen Bildungssubstanz, des Plasson dar¬<lb/>
stellen, und dass demnach als die eigentlichen, molekularen<lb/>
Factoren des biogenetischen Processes die Plasson-Moleküle<lb/>
oder die Plastidule zu betrachten sind. Diesen müssen wir<lb/>
nothwendig eine eigenthümliche, durch ihre atomistische<lb/>
Constitution bedingte Molecular-Bewegung zuschreiben.<lb/>
Dass der biogenetische Process im Grossen und Ganzen<lb/>
ebensowohl wie in allen einzelnen Theilen eine verzweigte<lb/>
Wellenbewegung darstellt, wird wohl allgemein zugegeben<lb/>
werden. Da wir nun aber die bewirkende Ursache dieser<lb/>
höchst zusammengesetzten Wellenbewegung nur in der<lb/>
molekularen Plastidul-Bewegung finden können, so müssen<lb/>
wir auch letztere als eine Undulation auffassen.</p><lb/>
        <p>Wollten wir von streng mechanischem Standpunkt aus<lb/>
für unsere Perigenesis-Hypothese den Werth einer <hi rendition="#g">Theorie</hi><lb/>
der Entwickelung in Anspruch nehmen, so würden wir<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0082] angenommen. Ueber die Begründung der Zellen-Theorie‚ von der wir ausgegangen sind, brauchen wir kein Wort zu verlieren. Dass die active formbildende Lebenssubstanz der Zellen, oder die materielle Basis der Lebens-Thätig¬ keiten, im Protoplasma und der nahverwandten Nucleus- Substanz zu suchen ist‚ und dass alle anderen Theile der Gewebe passive, von jenen gebildete Bestandtheile dar¬ stellen, ist neuerdings ebenso zur Anerkennung gelangt. Die Moneren (und die ontogenetische Keimform der Mone¬ rula) zeigen uns‚ dass Protoplasma und Nucleus erst durch Sonderung aus dem einfachen Plasson entstanden sind. Hierauf gestützt glauben wir in unserer Plastiden-Theorie gezeigt zu haben, dass alle die zahllosen Arten des Pro¬ toplasma und des Nucleus nur Modificationen einer ein¬ zigen fundamentalen Bildungssubstanz, des Plasson dar¬ stellen, und dass demnach als die eigentlichen, molekularen Factoren des biogenetischen Processes die Plasson-Moleküle oder die Plastidule zu betrachten sind. Diesen müssen wir nothwendig eine eigenthümliche, durch ihre atomistische Constitution bedingte Molecular-Bewegung zuschreiben. Dass der biogenetische Process im Grossen und Ganzen ebensowohl wie in allen einzelnen Theilen eine verzweigte Wellenbewegung darstellt, wird wohl allgemein zugegeben werden. Da wir nun aber die bewirkende Ursache dieser höchst zusammengesetzten Wellenbewegung nur in der molekularen Plastidul-Bewegung finden können, so müssen wir auch letztere als eine Undulation auffassen. Wollten wir von streng mechanischem Standpunkt aus für unsere Perigenesis-Hypothese den Werth einer Theorie der Entwickelung in Anspruch nehmen, so würden wir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_plastidule_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_plastidule_1876/82
Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_plastidule_1876/82>, abgerufen am 04.05.2024.