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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866.

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I. Unterscheidung von Thier und Pflanze.
Siebentes Capitel.
Thiere und Pflanzen.
"Wenn man Pflanzen und Thiere in ihrem
unvollkommensten Zustande betrachtet, so sind
sie kaum zu unterscheiden. So viel aber können
wir sagen, dass die aus einer kaum zu sondern-
den Verwandtschaft als Pflanzen und Thiere nach
und nach hervortretenden Geschöpfe nach zwei
entgegengesetzten Seiten sich vervollkommnen, so
dass die Pflanze sich zuletzt im Baume dauernd
und starr, das Thier im Menschen zur höchsten
Beweglichkeit und Freiheit sich verherrlicht."
Goethe (Jena, 1807).



I. Unterscheidung von Thier und Pflanze.

"Der wissenschaftliche Standpunkt unserer Anschauungen von der
organischen Natur hat sich in keinem Verhältnisse jedesmal so treu
abgespiegelt, als da, wo es sich um Erörterung der Unterschiede han-
delt, welche zwischen Thier und Pflanze bestehen. Seit jener Zeit,
als vor mehr denn hundert Jahren die Thiernatur der pflanzenartig
festsitzenden, baumähnlich verästelten und blüthengleiche Individuen
tragenden Polypenstöcke kund ward, hat jede neue Forschung in diesem
Gebiete neue Theorieen zu Tage gebracht, von denen eine die andere
verdrängte."

Diese Worte, mit denen Gegenbaur in seinen ausgezeichneten
Grundzügen der vergleichenden Anatomie 1859 seine kritische Erörte-
rung des Verhältnisses der Thiere zu den Pflanzen einleitete, bezeich-
nen treffend den hohen Werth, den diese Erörterung sowohl in theo-
retischer als in praktischer Beziehung besitzt. Wir werden uns der-
selben an diesem Orte um so weniger entziehen können, als die un-
schätzbare Erweiterung unseres biologischen Gesichtskreises, welche
Darwin durch die causale Begründung der Descendenz-Theorie her-
beigeführt hat, noch von keinem Biologen zur Lösung jener ebenso
schwierigen als interessanten Frage benutzt worden ist. Wenn wir

I. Unterscheidung von Thier und Pflanze.
Siebentes Capitel.
Thiere und Pflanzen.
„Wenn man Pflanzen und Thiere in ihrem
unvollkommensten Zustande betrachtet, so sind
sie kaum zu unterscheiden. So viel aber können
wir sagen, dass die aus einer kaum zu sondern-
den Verwandtschaft als Pflanzen und Thiere nach
und nach hervortretenden Geschöpfe nach zwei
entgegengesetzten Seiten sich vervollkommnen, so
dass die Pflanze sich zuletzt im Baume dauernd
und starr, das Thier im Menschen zur höchsten
Beweglichkeit und Freiheit sich verherrlicht.“
Goethe (Jena, 1807).



I. Unterscheidung von Thier und Pflanze.

„Der wissenschaftliche Standpunkt unserer Anschauungen von der
organischen Natur hat sich in keinem Verhältnisse jedesmal so treu
abgespiegelt, als da, wo es sich um Erörterung der Unterschiede han-
delt, welche zwischen Thier und Pflanze bestehen. Seit jener Zeit,
als vor mehr denn hundert Jahren die Thiernatur der pflanzenartig
festsitzenden, baumähnlich verästelten und blüthengleiche Individuen
tragenden Polypenstöcke kund ward, hat jede neue Forschung in diesem
Gebiete neue Theorieen zu Tage gebracht, von denen eine die andere
verdrängte.“

Diese Worte, mit denen Gegenbaur in seinen ausgezeichneten
Grundzügen der vergleichenden Anatomie 1859 seine kritische Erörte-
rung des Verhältnisses der Thiere zu den Pflanzen einleitete, bezeich-
nen treffend den hohen Werth, den diese Erörterung sowohl in theo-
retischer als in praktischer Beziehung besitzt. Wir werden uns der-
selben an diesem Orte um so weniger entziehen können, als die un-
schätzbare Erweiterung unseres biologischen Gesichtskreises, welche
Darwin durch die causale Begründung der Descendenz-Theorie her-
beigeführt hat, noch von keinem Biologen zur Lösung jener ebenso
schwierigen als interessanten Frage benutzt worden ist. Wenn wir

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[191/0230] I. Unterscheidung von Thier und Pflanze. Siebentes Capitel. Thiere und Pflanzen. „Wenn man Pflanzen und Thiere in ihrem unvollkommensten Zustande betrachtet, so sind sie kaum zu unterscheiden. So viel aber können wir sagen, dass die aus einer kaum zu sondern- den Verwandtschaft als Pflanzen und Thiere nach und nach hervortretenden Geschöpfe nach zwei entgegengesetzten Seiten sich vervollkommnen, so dass die Pflanze sich zuletzt im Baume dauernd und starr, das Thier im Menschen zur höchsten Beweglichkeit und Freiheit sich verherrlicht.“ Goethe (Jena, 1807). I. Unterscheidung von Thier und Pflanze. „Der wissenschaftliche Standpunkt unserer Anschauungen von der organischen Natur hat sich in keinem Verhältnisse jedesmal so treu abgespiegelt, als da, wo es sich um Erörterung der Unterschiede han- delt, welche zwischen Thier und Pflanze bestehen. Seit jener Zeit, als vor mehr denn hundert Jahren die Thiernatur der pflanzenartig festsitzenden, baumähnlich verästelten und blüthengleiche Individuen tragenden Polypenstöcke kund ward, hat jede neue Forschung in diesem Gebiete neue Theorieen zu Tage gebracht, von denen eine die andere verdrängte.“ Diese Worte, mit denen Gegenbaur in seinen ausgezeichneten Grundzügen der vergleichenden Anatomie 1859 seine kritische Erörte- rung des Verhältnisses der Thiere zu den Pflanzen einleitete, bezeich- nen treffend den hohen Werth, den diese Erörterung sowohl in theo- retischer als in praktischer Beziehung besitzt. Wir werden uns der- selben an diesem Orte um so weniger entziehen können, als die un- schätzbare Erweiterung unseres biologischen Gesichtskreises, welche Darwin durch die causale Begründung der Descendenz-Theorie her- beigeführt hat, noch von keinem Biologen zur Lösung jener ebenso schwierigen als interessanten Frage benutzt worden ist. Wenn wir

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Zitationshilfe: Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/230>, abgerufen am 26.11.2024.