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Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Wetter abermals zusammen! Und ich habe mir obendrein einen wahnsinnigen Schnupfen geholt. Hast du nicht zufällig ein trockenes Taschentuch bei dir? Das meinige ist durch und durch naß.

Vielleicht kann ich dir helfen, entgegnete der Husar; wenn meine undurchdringliche Tasche am Sattel ihren Dienst gethan hat, so bekommst du nicht nur ein trockenes Schnupftuch, sondern noch obendrein eine ordentliche Cigarre.

Husaren sind gar wackere Truppen! sang der Generalstäbler; und dafür sollst du auch einen Schluck echten Kirschwassers bekommen.

Die undurchdringliche Tasche hatte ihren Namen gerechtfertigt, und Cigarren, Schnupftuch und Kirschwasser wurden ausgetauscht.

Wo reitest denn du eigentlich hin? fragte der Generalstabsoffizier. Du bist doch nicht seit gestern Abend auf dem Pferde?

Beinahe so, entgegnete der Andere, ich habe nur den Schimmel mit dem Rappen vertauscht und eine Stunde geschlafen, aber beruhige dich, dafür auch das ganze Unwetter von heute Nacht ausgehalten.

Die beiden Offiziere blieben einen Augenblick halten, tun sich ihre Cigarren anzuzünden, während welcher Zeit die Uhlanen mit dem Gefangenen vorbeizogen.

Wen habt ihr da? fragte der Husarenosfizier.

Es ist ein Spion, entgegnete der Andere, ein verfluchter Kerl, der uns genug zu schaffen gemacht

Wetter abermals zusammen! Und ich habe mir obendrein einen wahnsinnigen Schnupfen geholt. Hast du nicht zufällig ein trockenes Taschentuch bei dir? Das meinige ist durch und durch naß.

Vielleicht kann ich dir helfen, entgegnete der Husar; wenn meine undurchdringliche Tasche am Sattel ihren Dienst gethan hat, so bekommst du nicht nur ein trockenes Schnupftuch, sondern noch obendrein eine ordentliche Cigarre.

Husaren sind gar wackere Truppen! sang der Generalstäbler; und dafür sollst du auch einen Schluck echten Kirschwassers bekommen.

Die undurchdringliche Tasche hatte ihren Namen gerechtfertigt, und Cigarren, Schnupftuch und Kirschwasser wurden ausgetauscht.

Wo reitest denn du eigentlich hin? fragte der Generalstabsoffizier. Du bist doch nicht seit gestern Abend auf dem Pferde?

Beinahe so, entgegnete der Andere, ich habe nur den Schimmel mit dem Rappen vertauscht und eine Stunde geschlafen, aber beruhige dich, dafür auch das ganze Unwetter von heute Nacht ausgehalten.

Die beiden Offiziere blieben einen Augenblick halten, tun sich ihre Cigarren anzuzünden, während welcher Zeit die Uhlanen mit dem Gefangenen vorbeizogen.

Wen habt ihr da? fragte der Husarenosfizier.

Es ist ein Spion, entgegnete der Andere, ein verfluchter Kerl, der uns genug zu schaffen gemacht

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[0061] Wetter abermals zusammen! Und ich habe mir obendrein einen wahnsinnigen Schnupfen geholt. Hast du nicht zufällig ein trockenes Taschentuch bei dir? Das meinige ist durch und durch naß. Vielleicht kann ich dir helfen, entgegnete der Husar; wenn meine undurchdringliche Tasche am Sattel ihren Dienst gethan hat, so bekommst du nicht nur ein trockenes Schnupftuch, sondern noch obendrein eine ordentliche Cigarre. Husaren sind gar wackere Truppen! sang der Generalstäbler; und dafür sollst du auch einen Schluck echten Kirschwassers bekommen. Die undurchdringliche Tasche hatte ihren Namen gerechtfertigt, und Cigarren, Schnupftuch und Kirschwasser wurden ausgetauscht. Wo reitest denn du eigentlich hin? fragte der Generalstabsoffizier. Du bist doch nicht seit gestern Abend auf dem Pferde? Beinahe so, entgegnete der Andere, ich habe nur den Schimmel mit dem Rappen vertauscht und eine Stunde geschlafen, aber beruhige dich, dafür auch das ganze Unwetter von heute Nacht ausgehalten. Die beiden Offiziere blieben einen Augenblick halten, tun sich ihre Cigarren anzuzünden, während welcher Zeit die Uhlanen mit dem Gefangenen vorbeizogen. Wen habt ihr da? fragte der Husarenosfizier. Es ist ein Spion, entgegnete der Andere, ein verfluchter Kerl, der uns genug zu schaffen gemacht

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:37:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:37:05Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/61>, abgerufen am 05.05.2024.