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Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Es mochte vier Uhr Nachmittags geworden sein, da war die Brücke beendigt, und ein Hurrah, lauter und freudiger als alle früheren, verkündigte es den Truppen. Der Feldmarschall bestieg sein Pferd, Alles erhob sich aus seiner Ruhe. Züge, Compagnien, Bataillone ordneten sich schnell, die Ordonnanzen sprengten nach allen Richtungen, und jeder Truppenkörper, sowie er den Befehl erhielt, setzte sich nach der Brücke zu in Bewegung. Es war ein großartiger, feierlicher Moment; alle Regimentsmusiken spielten die Nationalhymne, und das Ufer, bis jetzt ein Chaos von Farben und Uniformen, begann lange, geregelte Linien zu zeigen; Infanterie, Cavallerie und Artillerie, die sich nach und nach langsam in Bewegung setzten.

Es war ein bunter, phantastischer Knäuel, eine wirre Masse aller Farben: Eisen, Bronze, Gold und Silber, die sich jetzt geordnet abwickelte, in einem langen Faden die Brücke bedeckte und weit über das jenseitige Ufer der Adda hinaus sich ins Land hinein ergoß; singend und klingend, rasselnd, murmelnd, rauschend, kurz ein Getöse, daß man es weithin hörte. Endlich wurde der Knäuel diesseits kleiner und einfarbiger und löste sich zuletzt in eine unabsehbare Reihe von Wagen auf, die jetzt auch über die Brücke rollten. Ihnen folgte der Feldmarschall mit seinem Hauptquartier, und es blieben auf dem diesseitigen Ufer nur einige Bataillone zurück, welche die Nachhut bildeten, einige Schwadronen Cavallerie und etwas Artillerie.

Es mochte vier Uhr Nachmittags geworden sein, da war die Brücke beendigt, und ein Hurrah, lauter und freudiger als alle früheren, verkündigte es den Truppen. Der Feldmarschall bestieg sein Pferd, Alles erhob sich aus seiner Ruhe. Züge, Compagnien, Bataillone ordneten sich schnell, die Ordonnanzen sprengten nach allen Richtungen, und jeder Truppenkörper, sowie er den Befehl erhielt, setzte sich nach der Brücke zu in Bewegung. Es war ein großartiger, feierlicher Moment; alle Regimentsmusiken spielten die Nationalhymne, und das Ufer, bis jetzt ein Chaos von Farben und Uniformen, begann lange, geregelte Linien zu zeigen; Infanterie, Cavallerie und Artillerie, die sich nach und nach langsam in Bewegung setzten.

Es war ein bunter, phantastischer Knäuel, eine wirre Masse aller Farben: Eisen, Bronze, Gold und Silber, die sich jetzt geordnet abwickelte, in einem langen Faden die Brücke bedeckte und weit über das jenseitige Ufer der Adda hinaus sich ins Land hinein ergoß; singend und klingend, rasselnd, murmelnd, rauschend, kurz ein Getöse, daß man es weithin hörte. Endlich wurde der Knäuel diesseits kleiner und einfarbiger und löste sich zuletzt in eine unabsehbare Reihe von Wagen auf, die jetzt auch über die Brücke rollten. Ihnen folgte der Feldmarschall mit seinem Hauptquartier, und es blieben auf dem diesseitigen Ufer nur einige Bataillone zurück, welche die Nachhut bildeten, einige Schwadronen Cavallerie und etwas Artillerie.

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[0036] Es mochte vier Uhr Nachmittags geworden sein, da war die Brücke beendigt, und ein Hurrah, lauter und freudiger als alle früheren, verkündigte es den Truppen. Der Feldmarschall bestieg sein Pferd, Alles erhob sich aus seiner Ruhe. Züge, Compagnien, Bataillone ordneten sich schnell, die Ordonnanzen sprengten nach allen Richtungen, und jeder Truppenkörper, sowie er den Befehl erhielt, setzte sich nach der Brücke zu in Bewegung. Es war ein großartiger, feierlicher Moment; alle Regimentsmusiken spielten die Nationalhymne, und das Ufer, bis jetzt ein Chaos von Farben und Uniformen, begann lange, geregelte Linien zu zeigen; Infanterie, Cavallerie und Artillerie, die sich nach und nach langsam in Bewegung setzten. Es war ein bunter, phantastischer Knäuel, eine wirre Masse aller Farben: Eisen, Bronze, Gold und Silber, die sich jetzt geordnet abwickelte, in einem langen Faden die Brücke bedeckte und weit über das jenseitige Ufer der Adda hinaus sich ins Land hinein ergoß; singend und klingend, rasselnd, murmelnd, rauschend, kurz ein Getöse, daß man es weithin hörte. Endlich wurde der Knäuel diesseits kleiner und einfarbiger und löste sich zuletzt in eine unabsehbare Reihe von Wagen auf, die jetzt auch über die Brücke rollten. Ihnen folgte der Feldmarschall mit seinem Hauptquartier, und es blieben auf dem diesseitigen Ufer nur einige Bataillone zurück, welche die Nachhut bildeten, einige Schwadronen Cavallerie und etwas Artillerie.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:37:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:37:05Z)

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Zitationshilfe: Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/36>, abgerufen am 22.11.2024.