Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.darbieten kann zur Einmischung. Auf der andern Seite hüten sich aber die Mächte wohl, den Bruch zwischen dem Großherrn und dem Satrapen zur Reife kommen zu lassen, aus keinem andern Grunde, als weil die Selbstständigkeit Aegyptens, von Europa garantirt, Europa um einen Theil der Erbschaft bringen würde. England hat noch das besondere Jnteresse, den Vicekönig nicht allzusehr erstarken zu lassen, weil derselbe nicht übel Lust haben könnte, einmal gegen den Norden gesichert, von Syrien und Arabien aus, die Ufer des rothen Meeres entlang, am Euphrat und Tigris hin, seine Herrschaft bis nach Jndien auszubreiten. Auch Frankreich hat ein Jnteresse dabei, den Verband Aegyptens mit der Pforte entschieden zu unterhalten, weil bei seinen Fortschritten auf der afrikanischen Küste Aegypten zulezt der Gegner und der den Sieg derselben krönende Schlußpunkt seyn würde. Das allmälige Einverständniß darüber, daß das erste Erforderniß der orientalischen Politik die Aufrechthaltung der Jntegrität der Erbschaft seyn müsse, hat die drei Kabinette der Tuilerien, von Saint James und Petersburg (das Wiener Kabinet beobachtet eine großartige Neutralität) seit einiger Zeit wieder näher zusammengeführt. Wenigstens rüstet man in den englischen Häfen keine kriegerischen Expeditionen mehr, die Journale enthalten keine Deklamationen, durch welche man verleitet wird, zu glauben, eine Kriegserklärung müsse so excentrischen Angriffen unmittelbar darbieten kann zur Einmischung. Auf der andern Seite hüten sich aber die Mächte wohl, den Bruch zwischen dem Großherrn und dem Satrapen zur Reife kommen zu lassen, aus keinem andern Grunde, als weil die Selbstständigkeit Aegyptens, von Europa garantirt, Europa um einen Theil der Erbschaft bringen würde. England hat noch das besondere Jnteresse, den Vicekönig nicht allzusehr erstarken zu lassen, weil derselbe nicht übel Lust haben könnte, einmal gegen den Norden gesichert, von Syrien und Arabien aus, die Ufer des rothen Meeres entlang, am Euphrat und Tigris hin, seine Herrschaft bis nach Jndien auszubreiten. Auch Frankreich hat ein Jnteresse dabei, den Verband Aegyptens mit der Pforte entschieden zu unterhalten, weil bei seinen Fortschritten auf der afrikanischen Küste Aegypten zulezt der Gegner und der den Sieg derselben krönende Schlußpunkt seyn würde. Das allmälige Einverständniß darüber, daß das erste Erforderniß der orientalischen Politik die Aufrechthaltung der Jntegrität der Erbschaft seyn müsse, hat die drei Kabinette der Tuilerien, von Saint James und Petersburg (das Wiener Kabinet beobachtet eine großartige Neutralität) seit einiger Zeit wieder näher zusammengeführt. Wenigstens rüstet man in den englischen Häfen keine kriegerischen Expeditionen mehr, die Journale enthalten keine Deklamationen, durch welche man verleitet wird, zu glauben, eine Kriegserklärung müsse so excentrischen Angriffen unmittelbar <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0426" n="424"/> darbieten kann zur Einmischung. Auf der andern Seite hüten sich aber die Mächte wohl, den Bruch zwischen dem Großherrn und dem Satrapen zur Reife kommen zu lassen, aus keinem andern Grunde, als weil die Selbstständigkeit Aegyptens, von Europa garantirt, Europa um einen Theil der Erbschaft bringen würde. England hat noch das besondere Jnteresse, den Vicekönig nicht allzusehr erstarken zu lassen, weil derselbe nicht übel Lust haben könnte, einmal gegen den Norden gesichert, von Syrien und Arabien aus, die Ufer des rothen Meeres entlang, am Euphrat und Tigris hin, seine Herrschaft bis nach Jndien auszubreiten. Auch Frankreich hat ein Jnteresse dabei, den Verband Aegyptens mit der Pforte entschieden zu unterhalten, weil bei seinen Fortschritten auf der afrikanischen Küste Aegypten zulezt der Gegner und der den Sieg derselben krönende Schlußpunkt seyn würde. Das allmälige Einverständniß darüber, daß das erste Erforderniß der orientalischen Politik die Aufrechthaltung der Jntegrität der Erbschaft seyn müsse, hat die drei Kabinette der Tuilerien, von Saint James und Petersburg (das Wiener Kabinet beobachtet eine großartige Neutralität) seit einiger Zeit wieder näher zusammengeführt. Wenigstens rüstet man in den englischen Häfen keine kriegerischen Expeditionen mehr, die Journale enthalten keine Deklamationen, durch welche man verleitet wird, zu glauben, eine Kriegserklärung müsse so excentrischen Angriffen unmittelbar </p> </div> </body> </text> </TEI> [424/0426]
darbieten kann zur Einmischung. Auf der andern Seite hüten sich aber die Mächte wohl, den Bruch zwischen dem Großherrn und dem Satrapen zur Reife kommen zu lassen, aus keinem andern Grunde, als weil die Selbstständigkeit Aegyptens, von Europa garantirt, Europa um einen Theil der Erbschaft bringen würde. England hat noch das besondere Jnteresse, den Vicekönig nicht allzusehr erstarken zu lassen, weil derselbe nicht übel Lust haben könnte, einmal gegen den Norden gesichert, von Syrien und Arabien aus, die Ufer des rothen Meeres entlang, am Euphrat und Tigris hin, seine Herrschaft bis nach Jndien auszubreiten. Auch Frankreich hat ein Jnteresse dabei, den Verband Aegyptens mit der Pforte entschieden zu unterhalten, weil bei seinen Fortschritten auf der afrikanischen Küste Aegypten zulezt der Gegner und der den Sieg derselben krönende Schlußpunkt seyn würde. Das allmälige Einverständniß darüber, daß das erste Erforderniß der orientalischen Politik die Aufrechthaltung der Jntegrität der Erbschaft seyn müsse, hat die drei Kabinette der Tuilerien, von Saint James und Petersburg (das Wiener Kabinet beobachtet eine großartige Neutralität) seit einiger Zeit wieder näher zusammengeführt. Wenigstens rüstet man in den englischen Häfen keine kriegerischen Expeditionen mehr, die Journale enthalten keine Deklamationen, durch welche man verleitet wird, zu glauben, eine Kriegserklärung müsse so excentrischen Angriffen unmittelbar
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/426>, abgerufen am 16.02.2025. |