Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

enthalten sey, ja daß durch die Produktion des Samens aus dem, was auch nur vom Samen gekommen ist, durch die Selbsterzeugung und Einheit des Anfangs und Endes auch der ewige Zirkel der Göttlichkeit und die auf jeder Stufe der Erscheinung, auf dem Blatt, der Blüthe immer unmittelbare Nähe der Wesenheit bewiesen ist. Und wenn man dieser Philosophie den Vorwurf des Pantheismus machen will, so nimmt sie ihn einmal an in dem edleren Sinne, nach welchem Alles, was da ist, Gottes ist und weist ihn zurück in dem gemeinern, nach welchem Alles, was da ist, auch göttliche Verehrung genießen solle. Wenn es unläugbar ist, daß die Schöpfung so gut, wie unser Geist eine Offenbarung Gottes ist, so werden wir einmal einsehen, daß doch am Baume der Stamm nicht so verehrungswürdig ist, wie die Blüthe und werden zweitens auch nicht die Blüthe zum ausschließlichen Zielpunkte unserer Andacht machen, sondern uns nur jener Totalität der Gotteskraft, die im Ganzen und Großen wirkt, hingeben; der ächte Pantheismus, den kein Philosoph von sich weisen sollte, ist der, daß wir sagen, Alles ist zwar Gott, aber nicht Jedes, Jedes ist nicht Gott, aber Gottes; die Harmonie ist Gott, aber die einzelne Note als Einzelne kaum göttlich.

Suchen wir nun einige Hauptresultate dem gegenwärtigen Stande der Philosophie zu entnehmen, so

enthalten sey, ja daß durch die Produktion des Samens aus dem, was auch nur vom Samen gekommen ist, durch die Selbsterzeugung und Einheit des Anfangs und Endes auch der ewige Zirkel der Göttlichkeit und die auf jeder Stufe der Erscheinung, auf dem Blatt, der Blüthe immer unmittelbare Nähe der Wesenheit bewiesen ist. Und wenn man dieser Philosophie den Vorwurf des Pantheismus machen will, so nimmt sie ihn einmal an in dem edleren Sinne, nach welchem Alles, was da ist, Gottes ist und weist ihn zurück in dem gemeinern, nach welchem Alles, was da ist, auch göttliche Verehrung genießen solle. Wenn es unläugbar ist, daß die Schöpfung so gut, wie unser Geist eine Offenbarung Gottes ist, so werden wir einmal einsehen, daß doch am Baume der Stamm nicht so verehrungswürdig ist, wie die Blüthe und werden zweitens auch nicht die Blüthe zum ausschließlichen Zielpunkte unserer Andacht machen, sondern uns nur jener Totalität der Gotteskraft, die im Ganzen und Großen wirkt, hingeben; der ächte Pantheismus, den kein Philosoph von sich weisen sollte, ist der, daß wir sagen, Alles ist zwar Gott, aber nicht Jedes, Jedes ist nicht Gott, aber Gottes; die Harmonie ist Gott, aber die einzelne Note als Einzelne kaum göttlich.

Suchen wir nun einige Hauptresultate dem gegenwärtigen Stande der Philosophie zu entnehmen, so

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0357" n="355"/>
enthalten sey, ja daß durch die Produktion des Samens aus dem, was auch nur vom Samen gekommen ist, durch die Selbsterzeugung und Einheit des Anfangs und Endes auch der ewige Zirkel der Göttlichkeit und die auf jeder Stufe der Erscheinung, auf dem Blatt, der Blüthe immer unmittelbare Nähe der Wesenheit bewiesen ist. Und wenn man dieser Philosophie den Vorwurf des Pantheismus machen will, so nimmt sie ihn einmal an in dem edleren Sinne, nach welchem Alles, was da ist, Gottes ist und weist ihn zurück in dem gemeinern, nach welchem Alles, was da ist, auch göttliche Verehrung genießen solle. Wenn es unläugbar ist, daß die Schöpfung so gut, wie unser Geist eine Offenbarung Gottes ist, so werden wir einmal einsehen, daß doch am Baume der Stamm nicht so verehrungswürdig ist, wie die Blüthe und werden zweitens auch nicht die Blüthe zum ausschließlichen Zielpunkte unserer Andacht machen, sondern uns nur jener Totalität der Gotteskraft, die im Ganzen und Großen wirkt, hingeben; der ächte Pantheismus, den kein Philosoph von sich weisen sollte, ist der, daß wir sagen, Alles ist zwar Gott, aber nicht Jedes, Jedes ist nicht <hi rendition="#g">Gott</hi>, aber Gottes; die Harmonie ist Gott, aber die einzelne Note als <hi rendition="#g">Einzelne</hi> kaum göttlich.</p>
        <p>Suchen wir nun einige Hauptresultate dem gegenwärtigen Stande der Philosophie zu entnehmen, so
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0357] enthalten sey, ja daß durch die Produktion des Samens aus dem, was auch nur vom Samen gekommen ist, durch die Selbsterzeugung und Einheit des Anfangs und Endes auch der ewige Zirkel der Göttlichkeit und die auf jeder Stufe der Erscheinung, auf dem Blatt, der Blüthe immer unmittelbare Nähe der Wesenheit bewiesen ist. Und wenn man dieser Philosophie den Vorwurf des Pantheismus machen will, so nimmt sie ihn einmal an in dem edleren Sinne, nach welchem Alles, was da ist, Gottes ist und weist ihn zurück in dem gemeinern, nach welchem Alles, was da ist, auch göttliche Verehrung genießen solle. Wenn es unläugbar ist, daß die Schöpfung so gut, wie unser Geist eine Offenbarung Gottes ist, so werden wir einmal einsehen, daß doch am Baume der Stamm nicht so verehrungswürdig ist, wie die Blüthe und werden zweitens auch nicht die Blüthe zum ausschließlichen Zielpunkte unserer Andacht machen, sondern uns nur jener Totalität der Gotteskraft, die im Ganzen und Großen wirkt, hingeben; der ächte Pantheismus, den kein Philosoph von sich weisen sollte, ist der, daß wir sagen, Alles ist zwar Gott, aber nicht Jedes, Jedes ist nicht Gott, aber Gottes; die Harmonie ist Gott, aber die einzelne Note als Einzelne kaum göttlich. Suchen wir nun einige Hauptresultate dem gegenwärtigen Stande der Philosophie zu entnehmen, so

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-09-13T12:39:16Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-09-13T12:39:16Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/357
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/357>, abgerufen am 06.07.2024.