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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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empirische Erfahrung, ist die Erkenntniß des Zunächstliegenden und die Schlußfolgerung von ihm auf das Entferntere. So dicht gedrängt die Erfahrungen im Anfange der Wissenschaft gesäet sind, so spärlich werden sie auf dem höhern Gebiete in der Metaphysik; hier werden ganze Gebiete, welche früher die Philosophie behauptete, preisgegeben, hier zucken die Philosophen die Achseln, beklagen, daß man nichts wisse, finden aber gerade die Wissenschaft darin, zu beweisen, daß man hier nichts wissen könne. Die schottische Philosophie ist daher nur Psychologie. Sie beschäftigt sich mit den Ursachen und Bedingungen unserer Erkenntniß, sie baut ein System von sinnlichen und wohl auch mehr oder weniger geistigen Wahrnehmungen auf, läßt hier und da etwas ahnden oder vermuthen, kehrt aber immer wieder auf den Menschen, als das Maß der gegebenen Dinge zurück. Diese Philosophie, so unvollständig ihr äußeres Aussehen ist, hat doch unstreitig viel wohlthätige Resultate für manche praktische Fragen abgeworfen. Sie hat nicht nur der Theologie nützen können, sondern auch den Naturwissenschaften und besonders jenem Theile der Arzneikunde, welcher den Krankheiten der menschlichen Seele gewidmet ist. Diese Philosophie ist überhaupt nichts, als eine geistige Physiologie, die gerade ebenso, wie die körperliche, durch Erfahrungen geleitet wird, das Verwandte mit einander vergleicht, das Aehnliche vom Täuschenden sondert und etwa sich ergebende

empirische Erfahrung, ist die Erkenntniß des Zunächstliegenden und die Schlußfolgerung von ihm auf das Entferntere. So dicht gedrängt die Erfahrungen im Anfange der Wissenschaft gesäet sind, so spärlich werden sie auf dem höhern Gebiete in der Metaphysik; hier werden ganze Gebiete, welche früher die Philosophie behauptete, preisgegeben, hier zucken die Philosophen die Achseln, beklagen, daß man nichts wisse, finden aber gerade die Wissenschaft darin, zu beweisen, daß man hier nichts wissen könne. Die schottische Philosophie ist daher nur Psychologie. Sie beschäftigt sich mit den Ursachen und Bedingungen unserer Erkenntniß, sie baut ein System von sinnlichen und wohl auch mehr oder weniger geistigen Wahrnehmungen auf, läßt hier und da etwas ahnden oder vermuthen, kehrt aber immer wieder auf den Menschen, als das Maß der gegebenen Dinge zurück. Diese Philosophie, so unvollständig ihr äußeres Aussehen ist, hat doch unstreitig viel wohlthätige Resultate für manche praktische Fragen abgeworfen. Sie hat nicht nur der Theologie nützen können, sondern auch den Naturwissenschaften und besonders jenem Theile der Arzneikunde, welcher den Krankheiten der menschlichen Seele gewidmet ist. Diese Philosophie ist überhaupt nichts, als eine geistige Physiologie, die gerade ebenso, wie die körperliche, durch Erfahrungen geleitet wird, das Verwandte mit einander vergleicht, das Aehnliche vom Täuschenden sondert und etwa sich ergebende

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[348/0350] empirische Erfahrung, ist die Erkenntniß des Zunächstliegenden und die Schlußfolgerung von ihm auf das Entferntere. So dicht gedrängt die Erfahrungen im Anfange der Wissenschaft gesäet sind, so spärlich werden sie auf dem höhern Gebiete in der Metaphysik; hier werden ganze Gebiete, welche früher die Philosophie behauptete, preisgegeben, hier zucken die Philosophen die Achseln, beklagen, daß man nichts wisse, finden aber gerade die Wissenschaft darin, zu beweisen, daß man hier nichts wissen könne. Die schottische Philosophie ist daher nur Psychologie. Sie beschäftigt sich mit den Ursachen und Bedingungen unserer Erkenntniß, sie baut ein System von sinnlichen und wohl auch mehr oder weniger geistigen Wahrnehmungen auf, läßt hier und da etwas ahnden oder vermuthen, kehrt aber immer wieder auf den Menschen, als das Maß der gegebenen Dinge zurück. Diese Philosophie, so unvollständig ihr äußeres Aussehen ist, hat doch unstreitig viel wohlthätige Resultate für manche praktische Fragen abgeworfen. Sie hat nicht nur der Theologie nützen können, sondern auch den Naturwissenschaften und besonders jenem Theile der Arzneikunde, welcher den Krankheiten der menschlichen Seele gewidmet ist. Diese Philosophie ist überhaupt nichts, als eine geistige Physiologie, die gerade ebenso, wie die körperliche, durch Erfahrungen geleitet wird, das Verwandte mit einander vergleicht, das Aehnliche vom Täuschenden sondert und etwa sich ergebende

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/350>, abgerufen am 25.11.2024.