Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.zu erhalten. Obgleich die schottische Schule zu denselben Resultaten kömmt, wie Hume, so trachtete sie doch darnach, selbst in den negativen Elementen, worin sie sich bewegte, doch einiges Positive und die ganze Philosophie Aussprechende, im Gewande des Systems festzustellen. Man hält es für sonderbar, wenn man der schottischen Philosophie das Verdienst einräumt, sie hätte die Philosophie wieder fixirt. Ja es war dies der Hume'schen Philosophie gegenüber, die nur den Verstand untersuchte und das Uebrige auf sich beruhen ließ, ein großes Verdienst. Schon die Polemik gegen Dogmatismus und Phantasterei erforderte, daß die Gegner Ordnung in ihre Reihe brachten und diese begann Reid damit herzustellen, daß er in die Philosophie wieder die Konsequenz einer Wissenschaft einzuführen trachtete. Die schottische Philosophie geht sogleich von dem unmittelbaren Dualismus unsrer Erfahrungen aus, der uns überall auf entweder etwas Geistiges oder etwas Körperliches stoßen läßt. Wenn wir in der Kenntniß der Materie größere Fortschritte gemacht hätten, als in der des Geistes, so liegt dies ihr zu Folge theils in der falschen Methode, theils in der mangelhaften Abgränzung der Philosophie und endlich in ihrer Verwechslung des Wesens mit der Erscheinung, der Ursache mit der Wirkung. Die Methode, welche sie nun befolgten, geht vollkommen wieder von Hume aus; ihr Weg ist die zu erhalten. Obgleich die schottische Schule zu denselben Resultaten kömmt, wie Hume, so trachtete sie doch darnach, selbst in den negativen Elementen, worin sie sich bewegte, doch einiges Positive und die ganze Philosophie Aussprechende, im Gewande des Systems festzustellen. Man hält es für sonderbar, wenn man der schottischen Philosophie das Verdienst einräumt, sie hätte die Philosophie wieder fixirt. Ja es war dies der Hume’schen Philosophie gegenüber, die nur den Verstand untersuchte und das Uebrige auf sich beruhen ließ, ein großes Verdienst. Schon die Polemik gegen Dogmatismus und Phantasterei erforderte, daß die Gegner Ordnung in ihre Reihe brachten und diese begann Reid damit herzustellen, daß er in die Philosophie wieder die Konsequenz einer Wissenschaft einzuführen trachtete. Die schottische Philosophie geht sogleich von dem unmittelbaren Dualismus unsrer Erfahrungen aus, der uns überall auf entweder etwas Geistiges oder etwas Körperliches stoßen läßt. Wenn wir in der Kenntniß der Materie größere Fortschritte gemacht hätten, als in der des Geistes, so liegt dies ihr zu Folge theils in der falschen Methode, theils in der mangelhaften Abgränzung der Philosophie und endlich in ihrer Verwechslung des Wesens mit der Erscheinung, der Ursache mit der Wirkung. Die Methode, welche sie nun befolgten, geht vollkommen wieder von Hume aus; ihr Weg ist die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0349" n="347"/> zu erhalten. Obgleich die schottische Schule zu denselben Resultaten kömmt, wie <hi rendition="#g">Hume</hi>, so trachtete sie doch darnach, selbst in den negativen Elementen, worin sie sich bewegte, doch einiges Positive und die ganze Philosophie Aussprechende, im Gewande des Systems festzustellen. Man hält es für sonderbar, wenn man der schottischen Philosophie das Verdienst einräumt, sie hätte die Philosophie wieder fixirt. Ja es war dies der <hi rendition="#g">Hume</hi>’schen Philosophie gegenüber, die nur den Verstand untersuchte und das Uebrige auf sich beruhen ließ, ein großes Verdienst. Schon die Polemik gegen Dogmatismus und Phantasterei erforderte, daß die Gegner Ordnung in ihre Reihe brachten und diese begann <hi rendition="#g">Reid</hi> damit herzustellen, daß er in die Philosophie wieder die Konsequenz einer Wissenschaft einzuführen trachtete.</p> <p>Die schottische Philosophie geht sogleich von dem unmittelbaren Dualismus unsrer Erfahrungen aus, der uns überall auf entweder etwas Geistiges oder etwas Körperliches stoßen läßt. Wenn wir in der Kenntniß der Materie größere Fortschritte gemacht hätten, als in der des Geistes, so liegt dies ihr zu Folge theils in der falschen Methode, theils in der mangelhaften Abgränzung der Philosophie und endlich in ihrer Verwechslung des Wesens mit der Erscheinung, der Ursache mit der Wirkung. Die Methode, welche sie nun befolgten, geht vollkommen wieder von <hi rendition="#g">Hume</hi> aus; ihr Weg ist die </p> </div> </body> </text> </TEI> [347/0349]
zu erhalten. Obgleich die schottische Schule zu denselben Resultaten kömmt, wie Hume, so trachtete sie doch darnach, selbst in den negativen Elementen, worin sie sich bewegte, doch einiges Positive und die ganze Philosophie Aussprechende, im Gewande des Systems festzustellen. Man hält es für sonderbar, wenn man der schottischen Philosophie das Verdienst einräumt, sie hätte die Philosophie wieder fixirt. Ja es war dies der Hume’schen Philosophie gegenüber, die nur den Verstand untersuchte und das Uebrige auf sich beruhen ließ, ein großes Verdienst. Schon die Polemik gegen Dogmatismus und Phantasterei erforderte, daß die Gegner Ordnung in ihre Reihe brachten und diese begann Reid damit herzustellen, daß er in die Philosophie wieder die Konsequenz einer Wissenschaft einzuführen trachtete.
Die schottische Philosophie geht sogleich von dem unmittelbaren Dualismus unsrer Erfahrungen aus, der uns überall auf entweder etwas Geistiges oder etwas Körperliches stoßen läßt. Wenn wir in der Kenntniß der Materie größere Fortschritte gemacht hätten, als in der des Geistes, so liegt dies ihr zu Folge theils in der falschen Methode, theils in der mangelhaften Abgränzung der Philosophie und endlich in ihrer Verwechslung des Wesens mit der Erscheinung, der Ursache mit der Wirkung. Die Methode, welche sie nun befolgten, geht vollkommen wieder von Hume aus; ihr Weg ist die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/349 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/349>, abgerufen am 16.07.2024. |