Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.beiden Tendenzen auch von den meisten Theologen schon wieder umgangen worden, denn weder die wunderglaubige Theologie mögte, daß ihr die Schärfe des Gedankens abgesprochen würde, noch die bloße Verstandesrichtung, daß sie die Religion von allem Zauber des Geheimnißvollen entkleidet sähe. So suchten sich über diesen in dem noch wesentlichen Geiste des achtzehnten Jahrhunderts wurzelnden Parteien neue zu begründen, die zwar die Trümmer und Resultate der alten in sich sammelten, aber nur, um sie alle in einem Gebäude unterzubringen, das in weit größeren Umrissen als bisher angelegt war, und so glauben wir, daß, so weit wenigstens jezt unser Jahrhundert übersehen werden kann, auf dem theologischen Gebiete folgendes die Krone der heiligen Wissenschaft seyn und bleiben wird: Nichts wird mehr in Abrede gestellt, weder die üble Zusammenstellung der Bibel, ihre untergeschobenen Stellen, noch die Absichtlichkeit, welche sich in dem Hervorheben mancher Eigenschaften des Messias, mancher Begegnisse desselben in Gemäßheit der prophetischen Stellen des alten Testaments findet. Die evangelische Geschichte kann von einem Augenzeugen, wie Johannes, in dem Geist, wie auch die übrigen sie auffassen, bestätigt seyn, auch der Versuch, für das Evangelium Johannis den bekannten Jünger nicht verantwortlich zu machen, kann gescheitert seyn; darum werden folgende Sätze noch nicht umgestoßen: beiden Tendenzen auch von den meisten Theologen schon wieder umgangen worden, denn weder die wunderglaubige Theologie mögte, daß ihr die Schärfe des Gedankens abgesprochen würde, noch die bloße Verstandesrichtung, daß sie die Religion von allem Zauber des Geheimnißvollen entkleidet sähe. So suchten sich über diesen in dem noch wesentlichen Geiste des achtzehnten Jahrhunderts wurzelnden Parteien neue zu begründen, die zwar die Trümmer und Resultate der alten in sich sammelten, aber nur, um sie alle in einem Gebäude unterzubringen, das in weit größeren Umrissen als bisher angelegt war, und so glauben wir, daß, so weit wenigstens jezt unser Jahrhundert übersehen werden kann, auf dem theologischen Gebiete folgendes die Krone der heiligen Wissenschaft seyn und bleiben wird: Nichts wird mehr in Abrede gestellt, weder die üble Zusammenstellung der Bibel, ihre untergeschobenen Stellen, noch die Absichtlichkeit, welche sich in dem Hervorheben mancher Eigenschaften des Messias, mancher Begegnisse desselben in Gemäßheit der prophetischen Stellen des alten Testaments findet. Die evangelische Geschichte kann von einem Augenzeugen, wie Johannes, in dem Geist, wie auch die übrigen sie auffassen, bestätigt seyn, auch der Versuch, für das Evangelium Johannis den bekannten Jünger nicht verantwortlich zu machen, kann gescheitert seyn; darum werden folgende Sätze noch nicht umgestoßen: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0171" n="169"/> beiden Tendenzen auch von den meisten Theologen schon wieder umgangen worden, denn weder die wunderglaubige Theologie mögte, daß ihr die Schärfe des Gedankens abgesprochen würde, noch die bloße Verstandesrichtung, daß sie die Religion von allem Zauber des Geheimnißvollen entkleidet sähe. So suchten sich über diesen in dem noch wesentlichen Geiste des achtzehnten Jahrhunderts wurzelnden Parteien neue zu begründen, die zwar die Trümmer und Resultate der alten in sich sammelten, aber nur, um sie alle in einem Gebäude unterzubringen, das in weit größeren Umrissen als bisher angelegt war, und so glauben wir, daß, so weit wenigstens jezt unser Jahrhundert übersehen werden kann, auf dem theologischen Gebiete folgendes die Krone der heiligen Wissenschaft seyn und bleiben wird:</p> <p> Nichts wird mehr in Abrede gestellt, weder die üble Zusammenstellung der Bibel, ihre untergeschobenen Stellen, noch die Absichtlichkeit, welche sich in dem Hervorheben mancher Eigenschaften des Messias, mancher Begegnisse desselben in Gemäßheit der prophetischen Stellen des alten Testaments findet. Die evangelische Geschichte kann von einem Augenzeugen, wie <hi rendition="#g">Johannes</hi>, in dem Geist, wie auch die übrigen sie auffassen, bestätigt seyn, auch der Versuch, für das Evangelium <hi rendition="#g">Johannis</hi> den bekannten Jünger nicht verantwortlich zu machen, kann gescheitert seyn; darum werden folgende Sätze noch nicht umgestoßen:</p> </div> </body> </text> </TEI> [169/0171]
beiden Tendenzen auch von den meisten Theologen schon wieder umgangen worden, denn weder die wunderglaubige Theologie mögte, daß ihr die Schärfe des Gedankens abgesprochen würde, noch die bloße Verstandesrichtung, daß sie die Religion von allem Zauber des Geheimnißvollen entkleidet sähe. So suchten sich über diesen in dem noch wesentlichen Geiste des achtzehnten Jahrhunderts wurzelnden Parteien neue zu begründen, die zwar die Trümmer und Resultate der alten in sich sammelten, aber nur, um sie alle in einem Gebäude unterzubringen, das in weit größeren Umrissen als bisher angelegt war, und so glauben wir, daß, so weit wenigstens jezt unser Jahrhundert übersehen werden kann, auf dem theologischen Gebiete folgendes die Krone der heiligen Wissenschaft seyn und bleiben wird:
Nichts wird mehr in Abrede gestellt, weder die üble Zusammenstellung der Bibel, ihre untergeschobenen Stellen, noch die Absichtlichkeit, welche sich in dem Hervorheben mancher Eigenschaften des Messias, mancher Begegnisse desselben in Gemäßheit der prophetischen Stellen des alten Testaments findet. Die evangelische Geschichte kann von einem Augenzeugen, wie Johannes, in dem Geist, wie auch die übrigen sie auffassen, bestätigt seyn, auch der Versuch, für das Evangelium Johannis den bekannten Jünger nicht verantwortlich zu machen, kann gescheitert seyn; darum werden folgende Sätze noch nicht umgestoßen:
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/171>, abgerufen am 27.07.2024. |