Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.macht, werfen den Unternehmungsgeist immer wieder von der nördlichen Abplattung der Erde zurück; man wird so leicht nicht eine größere Aufopferung finden, als sie Parry und Roß bewiesen haben, doch haben auch diese kaum etwas Größeres durchgesetzt, als daß sie sich in der Fähigkeit, Kälte auszuhalten, einer den andern übertrafen. Europa liegt klar vor unserm Blicke. Hier wissen wir Alles, was wir besitzen; hier ist kein Wald, kein Fluß, kein Gebirg, dessen Jnhalt nicht ausgemessen, gewogen und beschrieben ist. Ueberall hin ist die Civilisation gedrungen. An Europa kann man kein Cook mehr werden. Die Entdeckungen, welche es bei uns nur noch geben kann, sind moralische, physikalische, mechanische. Bei uns sind an die Stelle der Entdeckungen die Erfindungen getreten. Die Schiffe, die man ausrüstet, legen Anker in der Luft. Man rüstet Expeditionen aus, um die Elemente zu befahren, und in die Stoffe zieht eine Karawane witziger und scharfsinniger Kombinationen ein. Die moralischen Entdeckungen mögen vielleicht noch den meisten geographischen Beigeschmack haben; o ja, man kann mitten in Paris, mitten in dem Gewühl, welches an der Themse wogt und braust, in dem, was Alle kennen, doch noch immer etwas Neues entdecken. Die vorzugsweise moderne Gestaltung der Literatur hat diese Seefahrten in das Jnnere der Menschenbrust übernommen. Die Existenz unseres Geschlechtes, selbst in der macht, werfen den Unternehmungsgeist immer wieder von der nördlichen Abplattung der Erde zurück; man wird so leicht nicht eine größere Aufopferung finden, als sie Parry und Roß bewiesen haben, doch haben auch diese kaum etwas Größeres durchgesetzt, als daß sie sich in der Fähigkeit, Kälte auszuhalten, einer den andern übertrafen. Europa liegt klar vor unserm Blicke. Hier wissen wir Alles, was wir besitzen; hier ist kein Wald, kein Fluß, kein Gebirg, dessen Jnhalt nicht ausgemessen, gewogen und beschrieben ist. Ueberall hin ist die Civilisation gedrungen. An Europa kann man kein Cook mehr werden. Die Entdeckungen, welche es bei uns nur noch geben kann, sind moralische, physikalische, mechanische. Bei uns sind an die Stelle der Entdeckungen die Erfindungen getreten. Die Schiffe, die man ausrüstet, legen Anker in der Luft. Man rüstet Expeditionen aus, um die Elemente zu befahren, und in die Stoffe zieht eine Karawane witziger und scharfsinniger Kombinationen ein. Die moralischen Entdeckungen mögen vielleicht noch den meisten geographischen Beigeschmack haben; o ja, man kann mitten in Paris, mitten in dem Gewühl, welches an der Themse wogt und braust, in dem, was Alle kennen, doch noch immer etwas Neues entdecken. Die vorzugsweise moderne Gestaltung der Literatur hat diese Seefahrten in das Jnnere der Menschenbrust übernommen. Die Existenz unseres Geschlechtes, selbst in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0276" n="248"/> macht, werfen den Unternehmungsgeist immer wieder von der nördlichen Abplattung der Erde zurück; man wird so leicht nicht eine größere Aufopferung finden, als sie Parry und Roß bewiesen haben, doch haben auch diese kaum etwas Größeres durchgesetzt, als daß sie sich in der Fähigkeit, Kälte auszuhalten, einer den andern übertrafen.</p> <p>Europa liegt klar vor unserm Blicke. Hier wissen wir Alles, was wir besitzen; hier ist kein Wald, kein Fluß, kein Gebirg, dessen Jnhalt nicht ausgemessen, gewogen und beschrieben ist. Ueberall hin ist die Civilisation gedrungen. An Europa kann man kein <hi rendition="#g">Cook</hi> mehr werden.</p> <p>Die Entdeckungen, welche es bei uns nur noch geben kann, sind moralische, physikalische, mechanische. Bei uns sind an die Stelle der Entdeckungen die Erfindungen getreten. Die Schiffe, die man ausrüstet, legen Anker in der Luft. Man rüstet Expeditionen aus, um die Elemente zu befahren, und in die Stoffe zieht eine Karawane witziger und scharfsinniger Kombinationen ein. Die moralischen Entdeckungen mögen vielleicht noch den meisten geographischen Beigeschmack haben; o ja, man kann mitten in Paris, mitten in dem Gewühl, welches an der Themse wogt und braust, in dem, was Alle kennen, doch noch immer etwas Neues entdecken. Die vorzugsweise moderne Gestaltung der Literatur hat diese Seefahrten in das Jnnere der Menschenbrust übernommen. Die Existenz unseres Geschlechtes, selbst in der </p> </div> </body> </text> </TEI> [248/0276]
macht, werfen den Unternehmungsgeist immer wieder von der nördlichen Abplattung der Erde zurück; man wird so leicht nicht eine größere Aufopferung finden, als sie Parry und Roß bewiesen haben, doch haben auch diese kaum etwas Größeres durchgesetzt, als daß sie sich in der Fähigkeit, Kälte auszuhalten, einer den andern übertrafen.
Europa liegt klar vor unserm Blicke. Hier wissen wir Alles, was wir besitzen; hier ist kein Wald, kein Fluß, kein Gebirg, dessen Jnhalt nicht ausgemessen, gewogen und beschrieben ist. Ueberall hin ist die Civilisation gedrungen. An Europa kann man kein Cook mehr werden.
Die Entdeckungen, welche es bei uns nur noch geben kann, sind moralische, physikalische, mechanische. Bei uns sind an die Stelle der Entdeckungen die Erfindungen getreten. Die Schiffe, die man ausrüstet, legen Anker in der Luft. Man rüstet Expeditionen aus, um die Elemente zu befahren, und in die Stoffe zieht eine Karawane witziger und scharfsinniger Kombinationen ein. Die moralischen Entdeckungen mögen vielleicht noch den meisten geographischen Beigeschmack haben; o ja, man kann mitten in Paris, mitten in dem Gewühl, welches an der Themse wogt und braust, in dem, was Alle kennen, doch noch immer etwas Neues entdecken. Die vorzugsweise moderne Gestaltung der Literatur hat diese Seefahrten in das Jnnere der Menschenbrust übernommen. Die Existenz unseres Geschlechtes, selbst in der
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