Um es von vorn herein abzumachen, der St. Simonismus bleibt durch seine bis an die Unmöglichkeit grenzende Schwierigkeit und durch den in ihm athmenden katholisch hierarchischen Geist immer verdächtig. Er ist mir vollends verdächtig durch seinen letztlichen Entschluß, nach dem Orient auszuwandern. Wär' er nach Nordamerika gegangen, wohin sich Alles begibt, was tief ergriffen ist von der Liebe zu seiner Ueberzeugung, von dem Streben, mit ihr zu leben und zu sterben, wo man, um existiren zu können, Hand anlegen muß, thätig seyn, graben, dämmen, bauen, handeln, hobeln, zimmern, sägen - dann würde der St. Simonismus gezeigt haben, daß es ihm ernst ist um seine Theorie. So aber, nach dem trägen und sinnlichen Orient auswandernd, hat er gezeigt, daß nur schlaffe, blasirte Empfindungen ihm seine gesellschaftliche Theorie eingegeben haben, und daß er, gerade wie der Jesuitismus, das Produkt einer entzündlichen, fast wollüstigen, jedenfalls faulen Phantasie ist. Hierüber herrscht kein Zweifel mehr. Am wenigsten soll er von mir angeregt werden, der meines Wissens dem St. Simonismus den eben erwähnten Vorwurf zum Erstenmale macht.
Allein weit weniger beunruhigt mich etwas Anderes, was man gewöhnlich Projekten dieser Art vorwirft. Man fürchtet die Verwandlung der Menschen in Maschinen, man fürchtet den Untergang der Wissenschaft, der Kunst und des Gefühls. Die gewöhnlichen Einwendungen
Um es von vorn herein abzumachen, der St. Simonismus bleibt durch seine bis an die Unmöglichkeit grenzende Schwierigkeit und durch den in ihm athmenden katholisch hierarchischen Geist immer verdächtig. Er ist mir vollends verdächtig durch seinen letztlichen Entschluß, nach dem Orient auszuwandern. Wär’ er nach Nordamerika gegangen, wohin sich Alles begibt, was tief ergriffen ist von der Liebe zu seiner Ueberzeugung, von dem Streben, mit ihr zu leben und zu sterben, wo man, um existiren zu können, Hand anlegen muß, thätig seyn, graben, dämmen, bauen, handeln, hobeln, zimmern, sägen – dann würde der St. Simonismus gezeigt haben, daß es ihm ernst ist um seine Theorie. So aber, nach dem trägen und sinnlichen Orient auswandernd, hat er gezeigt, daß nur schlaffe, blasirte Empfindungen ihm seine gesellschaftliche Theorie eingegeben haben, und daß er, gerade wie der Jesuitismus, das Produkt einer entzündlichen, fast wollüstigen, jedenfalls faulen Phantasie ist. Hierüber herrscht kein Zweifel mehr. Am wenigsten soll er von mir angeregt werden, der meines Wissens dem St. Simonismus den eben erwähnten Vorwurf zum Erstenmale macht.
Allein weit weniger beunruhigt mich etwas Anderes, was man gewöhnlich Projekten dieser Art vorwirft. Man fürchtet die Verwandlung der Menschen in Maschinen, man fürchtet den Untergang der Wissenschaft, der Kunst und des Gefühls. Die gewöhnlichen Einwendungen
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Um es von vorn herein abzumachen, der St. Simonismus bleibt durch seine bis an die Unmöglichkeit grenzende Schwierigkeit und durch den in ihm athmenden katholisch hierarchischen Geist immer verdächtig. Er ist mir vollends verdächtig durch seinen letztlichen Entschluß, nach dem Orient auszuwandern. Wär’ er nach Nordamerika gegangen, wohin sich Alles begibt, was tief ergriffen ist von der Liebe zu seiner Ueberzeugung, von dem Streben, mit ihr zu leben und zu sterben, wo man, um existiren zu können, Hand anlegen muß, thätig seyn, graben, dämmen, bauen, handeln, hobeln, zimmern, sägen – dann würde der St. Simonismus gezeigt haben, daß es ihm ernst ist um seine Theorie. So aber, nach dem trägen und sinnlichen Orient auswandernd, hat er gezeigt, daß nur schlaffe, blasirte Empfindungen ihm seine gesellschaftliche Theorie eingegeben haben, und daß er, gerade wie der Jesuitismus, das Produkt einer entzündlichen, fast wollüstigen, jedenfalls faulen Phantasie ist. Hierüber herrscht kein Zweifel mehr. Am wenigsten soll er von mir angeregt werden, der meines Wissens dem St. Simonismus den eben erwähnten Vorwurf zum Erstenmale macht.
Allein weit weniger beunruhigt mich etwas Anderes, was man gewöhnlich Projekten dieser Art vorwirft. Man fürchtet die Verwandlung der Menschen in Maschinen, man fürchtet den Untergang der Wissenschaft, der Kunst und des Gefühls. Die gewöhnlichen Einwendungen
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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/249>, abgerufen am 28.07.2024.
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