Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.eine fortwährende Aufmunterung für den Bettler, es dem Reichen nachzuthun, zu heirathen, Kinder zu zeugen und ihnen eine Erbschaft zu hinterlassen, die wahrlich nicht schlecht ist, wenn man bedenkt, daß auf sie die Unterstützung des Vaters nicht nur vererbt, sondern durch Zuschüsse sogar vermehrt wird. Die Masse der gesellschaftlichen Drohnen steigt; die Einen arbeiten, die Andern zeugen Kinder. Dieß wäre eine vortreffliche Einrichtung, wenn das letzte Geschäft von den Ersten nicht ebenfalls betrieben würde oder mit einem gewissen Risiko verbunden wäre. Eine Abhandlung über diesen Gegenstand liegt vor mir. Sie will ein Mittel gegen die Uebervölkerung, nachdem sie mehrere andere verworfen, ihrerseits angeben und sagt: "Es ist nur die Ergreifung zweier Maßregeln möglich. Einmal das Verbot der Eingehung einer Ehe vor zurückgelegtem dreißigstem Lebensjahre beim Manne, damit hiedurch die Generationen weiter auseinander gerückt werden und also weniger Menschen zu gleicher Zeit leben, zweitens aber das Verbot jeder Ehe bei Personen, welche einen sichern Nahrungsstand nachzuweisen nicht vermögen, wobei ein allzukleiner Antheil an Grundeigenthum und Fähigkeit zu Taglöhnerarbeit und einem Handwerk, wenn das örtliche Bedürfniß nach der Ansicht der Gemeinden schon völlig befriedigt ist, nicht als hinreichend sichernd zu betrachten wären." Dieß Mittel liegt allerdings auf der Hand und wäre auch einfach genug. Allein der Verfasser dieser aus dem deutschen eine fortwährende Aufmunterung für den Bettler, es dem Reichen nachzuthun, zu heirathen, Kinder zu zeugen und ihnen eine Erbschaft zu hinterlassen, die wahrlich nicht schlecht ist, wenn man bedenkt, daß auf sie die Unterstützung des Vaters nicht nur vererbt, sondern durch Zuschüsse sogar vermehrt wird. Die Masse der gesellschaftlichen Drohnen steigt; die Einen arbeiten, die Andern zeugen Kinder. Dieß wäre eine vortreffliche Einrichtung, wenn das letzte Geschäft von den Ersten nicht ebenfalls betrieben würde oder mit einem gewissen Risiko verbunden wäre. Eine Abhandlung über diesen Gegenstand liegt vor mir. Sie will ein Mittel gegen die Uebervölkerung, nachdem sie mehrere andere verworfen, ihrerseits angeben und sagt: "Es ist nur die Ergreifung zweier Maßregeln möglich. Einmal das Verbot der Eingehung einer Ehe vor zurückgelegtem dreißigstem Lebensjahre beim Manne, damit hiedurch die Generationen weiter auseinander gerückt werden und also weniger Menschen zu gleicher Zeit leben, zweitens aber das Verbot jeder Ehe bei Personen, welche einen sichern Nahrungsstand nachzuweisen nicht vermögen, wobei ein allzukleiner Antheil an Grundeigenthum und Fähigkeit zu Taglöhnerarbeit und einem Handwerk, wenn das örtliche Bedürfniß nach der Ansicht der Gemeinden schon völlig befriedigt ist, nicht als hinreichend sichernd zu betrachten wären." Dieß Mittel liegt allerdings auf der Hand und wäre auch einfach genug. Allein der Verfasser dieser aus dem deutschen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0218" n="190"/> eine fortwährende Aufmunterung für den Bettler, es dem Reichen nachzuthun, zu heirathen, Kinder zu zeugen und ihnen eine Erbschaft zu hinterlassen, die wahrlich nicht schlecht ist, wenn man bedenkt, daß auf sie die Unterstützung des Vaters nicht nur vererbt, sondern durch Zuschüsse sogar vermehrt wird. Die Masse der gesellschaftlichen Drohnen steigt; die Einen arbeiten, die Andern zeugen Kinder. Dieß wäre eine vortreffliche Einrichtung, wenn das letzte Geschäft von den Ersten nicht ebenfalls betrieben würde oder mit einem gewissen Risiko verbunden wäre.</p> <p>Eine Abhandlung über diesen Gegenstand liegt vor mir. Sie will ein Mittel gegen die Uebervölkerung, nachdem sie mehrere andere verworfen, ihrerseits angeben und sagt: "Es ist nur die Ergreifung zweier Maßregeln möglich. Einmal das Verbot der Eingehung einer Ehe vor zurückgelegtem dreißigstem Lebensjahre beim Manne, damit hiedurch die Generationen weiter auseinander gerückt werden und also weniger Menschen zu gleicher Zeit leben, zweitens aber das Verbot jeder Ehe bei Personen, welche einen sichern Nahrungsstand nachzuweisen nicht vermögen, wobei ein allzukleiner Antheil an Grundeigenthum und Fähigkeit zu Taglöhnerarbeit und einem Handwerk, wenn das örtliche Bedürfniß nach der Ansicht der Gemeinden schon völlig befriedigt ist, nicht als hinreichend sichernd zu betrachten wären." Dieß Mittel liegt allerdings auf der Hand und wäre auch einfach genug. Allein der Verfasser dieser aus dem deutschen </p> </div> </body> </text> </TEI> [190/0218]
eine fortwährende Aufmunterung für den Bettler, es dem Reichen nachzuthun, zu heirathen, Kinder zu zeugen und ihnen eine Erbschaft zu hinterlassen, die wahrlich nicht schlecht ist, wenn man bedenkt, daß auf sie die Unterstützung des Vaters nicht nur vererbt, sondern durch Zuschüsse sogar vermehrt wird. Die Masse der gesellschaftlichen Drohnen steigt; die Einen arbeiten, die Andern zeugen Kinder. Dieß wäre eine vortreffliche Einrichtung, wenn das letzte Geschäft von den Ersten nicht ebenfalls betrieben würde oder mit einem gewissen Risiko verbunden wäre.
Eine Abhandlung über diesen Gegenstand liegt vor mir. Sie will ein Mittel gegen die Uebervölkerung, nachdem sie mehrere andere verworfen, ihrerseits angeben und sagt: "Es ist nur die Ergreifung zweier Maßregeln möglich. Einmal das Verbot der Eingehung einer Ehe vor zurückgelegtem dreißigstem Lebensjahre beim Manne, damit hiedurch die Generationen weiter auseinander gerückt werden und also weniger Menschen zu gleicher Zeit leben, zweitens aber das Verbot jeder Ehe bei Personen, welche einen sichern Nahrungsstand nachzuweisen nicht vermögen, wobei ein allzukleiner Antheil an Grundeigenthum und Fähigkeit zu Taglöhnerarbeit und einem Handwerk, wenn das örtliche Bedürfniß nach der Ansicht der Gemeinden schon völlig befriedigt ist, nicht als hinreichend sichernd zu betrachten wären." Dieß Mittel liegt allerdings auf der Hand und wäre auch einfach genug. Allein der Verfasser dieser aus dem deutschen
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