Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.machen, sie kennen auch einer des Andern Begegnisse und schwierige Lagen, und dennoch wird man niemals finden, daß sie ein Wort mit einander reden. Sie sitzen zusammen, gähnen, seufzen, beobachten ein pythagoräisches Stillschweigen und wissen doch Alles, was ihnen passirt. Waren Sie bei der Lady Fitz***? frägt der Eine, wenn sie sich sehen. Der Andre stößt einen Ton aus, der zwar das Anhören eines Seufzers hat, aber doch so hoch hinauf gezogen ist, daß er weit mehr Vergnügen als Schmerz auszudrücken scheint. Jetzt schweigen sie eine Viertelstunde, während welcher sie nur mit ihrem Mienenspiele sich verständlich sind. Sie lachen, sie beißen die Lippen über einander, sie spitzen die Zunge und drücken ihre Backen in die Höhe, kurz sie betrachten sich wechselsweise wie Telegraphen und erreichen durch allerhand pantomimische Merkwürdigkeiten ein Resultat, das auf einen ungefähren Roman hinauskommt, und einen Bogen von 16 Seiten brauchen würde, wenn man ihn mit all' den witzigen Nüancen wieder machen, sie kennen auch einer des Andern Begegnisse und schwierige Lagen, und dennoch wird man niemals finden, daß sie ein Wort mit einander reden. Sie sitzen zusammen, gähnen, seufzen, beobachten ein pythagoräisches Stillschweigen und wissen doch Alles, was ihnen passirt. Waren Sie bei der Lady Fitz***? frägt der Eine, wenn sie sich sehen. Der Andre stößt einen Ton aus, der zwar das Anhören eines Seufzers hat, aber doch so hoch hinauf gezogen ist, daß er weit mehr Vergnügen als Schmerz auszudrücken scheint. Jetzt schweigen sie eine Viertelstunde, während welcher sie nur mit ihrem Mienenspiele sich verständlich sind. Sie lachen, sie beißen die Lippen über einander, sie spitzen die Zunge und drücken ihre Backen in die Höhe, kurz sie betrachten sich wechselsweise wie Telegraphen und erreichen durch allerhand pantomimische Merkwürdigkeiten ein Resultat, das auf einen ungefähren Roman hinauskommt, und einen Bogen von 16 Seiten brauchen würde, wenn man ihn mit all’ den witzigen Nüancen wieder <TEI> <text> <front> <div type="dedication"> <p><pb facs="#f0018" n="XIV"/> machen, sie kennen auch einer des Andern Begegnisse und schwierige Lagen, und dennoch wird man niemals finden, daß sie ein Wort mit einander reden. Sie sitzen zusammen, gähnen, seufzen, beobachten ein <ref xml:id="TEXTpythagoraeischesStillschweigen" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLpythagoraeischesStillschweigen">pythagoräisches Stillschweigen</ref> und wissen doch Alles, was ihnen passirt. Waren Sie bei der Lady Fitz***? frägt der Eine, wenn sie sich sehen. Der Andre stößt einen Ton aus, der zwar das Anhören eines Seufzers hat, aber doch so hoch hinauf gezogen ist, daß er weit mehr Vergnügen als Schmerz auszudrücken scheint. Jetzt schweigen sie eine Viertelstunde, während welcher sie nur mit ihrem Mienenspiele sich verständlich sind. Sie lachen, sie beißen die Lippen über einander, sie spitzen die Zunge und drücken ihre Backen in die Höhe, kurz sie <ref xml:id="TEXTbetrachtensichBISTelegraphen" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLbetrachtensichBISTelegraphen">betrachten sich wechselsweise wie Telegraphen</ref> und erreichen durch allerhand pantomimische Merkwürdigkeiten ein Resultat, das auf einen ungefähren Roman hinauskommt, und <ref xml:id="TEXTeinenBogenBISSeiten" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLeinenBogenBISSeiten">einen Bogen von 16 Seiten</ref> brauchen würde, wenn man ihn mit all’ den witzigen Nüancen wieder </p> </div> </front> </text> </TEI> [XIV/0018]
machen, sie kennen auch einer des Andern Begegnisse und schwierige Lagen, und dennoch wird man niemals finden, daß sie ein Wort mit einander reden. Sie sitzen zusammen, gähnen, seufzen, beobachten ein pythagoräisches Stillschweigen und wissen doch Alles, was ihnen passirt. Waren Sie bei der Lady Fitz***? frägt der Eine, wenn sie sich sehen. Der Andre stößt einen Ton aus, der zwar das Anhören eines Seufzers hat, aber doch so hoch hinauf gezogen ist, daß er weit mehr Vergnügen als Schmerz auszudrücken scheint. Jetzt schweigen sie eine Viertelstunde, während welcher sie nur mit ihrem Mienenspiele sich verständlich sind. Sie lachen, sie beißen die Lippen über einander, sie spitzen die Zunge und drücken ihre Backen in die Höhe, kurz sie betrachten sich wechselsweise wie Telegraphen und erreichen durch allerhand pantomimische Merkwürdigkeiten ein Resultat, das auf einen ungefähren Roman hinauskommt, und einen Bogen von 16 Seiten brauchen würde, wenn man ihn mit all’ den witzigen Nüancen wieder
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