mit dem Leben interessirt hatte. Das arme Bärbel war vor ihrem Ende unruhig in dem Flecken herumgewankt und hatte den Tod ge¬ sucht, der ihr nothwendig schien. Sie war bis nach der eisernen Brücke gelaufen, um den Trö¬ ster ihrer Leiden zu finden. Ist es beim Selbst¬ morde eine unsichtbare Hand, die die Kehle zuschnürt? Geht man wahnsinnig, ohne Be¬ wußtsein in den Tod, wie die Mücke in das brennende Licht stürzt? Oder ist man bei et¬ wa vorhandener Kraft, sich noch als nachden¬ kend zu fühlen, schon so mit dem Tode ver¬ schwistert, daß jener weitere Act des Selbst¬ mordes nur die Publikation eines Befehles wird, der schon abgemacht und im Stillen ausgeführt ist? Darüber sann Cäsar nach, und konnte sich vor Schmerz nicht fassen, als er bei dem Ver¬ folgen von Bärbels Benehmen nur darauf zu¬ rückkam, daß die Furcht vor dem Tode doch immer das Ursprüngliche und bis zum schwin¬
mit dem Leben intereſſirt hatte. Das arme Bärbel war vor ihrem Ende unruhig in dem Flecken herumgewankt und hatte den Tod ge¬ ſucht, der ihr nothwendig ſchien. Sie war bis nach der eiſernen Brücke gelaufen, um den Trö¬ ſter ihrer Leiden zu finden. Iſt es beim Selbſt¬ morde eine unſichtbare Hand, die die Kehle zuſchnürt? Geht man wahnſinnig, ohne Be¬ wußtſein in den Tod, wie die Mücke in das brennende Licht ſtürzt? Oder iſt man bei et¬ wa vorhandener Kraft, ſich noch als nachden¬ kend zu fühlen, ſchon ſo mit dem Tode ver¬ ſchwiſtert, daß jener weitere Act des Selbſt¬ mordes nur die Publikation eines Befehles wird, der ſchon abgemacht und im Stillen ausgeführt iſt? Darüber ſann Cäſar nach, und konnte ſich vor Schmerz nicht faſſen, als er bei dem Ver¬ folgen von Bärbels Benehmen nur darauf zu¬ rückkam, daß die Furcht vor dem Tode doch immer das Urſprüngliche und bis zum ſchwin¬
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mit dem Leben intereſſirt hatte. Das arme
Bärbel war vor ihrem Ende unruhig in dem
Flecken herumgewankt und hatte den Tod ge¬
ſucht, der ihr nothwendig ſchien. Sie war bis
nach der eiſernen Brücke gelaufen, um den Trö¬
ſter ihrer Leiden zu finden. Iſt es beim Selbſt¬
morde eine unſichtbare Hand, die die Kehle
zuſchnürt? Geht man wahnſinnig, ohne Be¬
wußtſein in den Tod, wie die Mücke in das
brennende Licht ſtürzt? Oder iſt man bei et¬
wa vorhandener Kraft, ſich noch als nachden¬
kend zu fühlen, ſchon ſo mit dem Tode ver¬
ſchwiſtert, daß jener weitere Act des Selbſt¬
mordes nur die Publikation eines Befehles wird,
der ſchon abgemacht und im Stillen ausgeführt
iſt? Darüber ſann Cäſar nach, und konnte ſich
vor Schmerz nicht faſſen, als er bei dem Ver¬
folgen von Bärbels Benehmen nur darauf zu¬
rückkam, daß die Furcht vor dem Tode doch
immer das Urſprüngliche und bis zum ſchwin¬
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/97>, abgerufen am 24.11.2024.
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