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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

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kann durchaus nicht sagen, warum? und reichte
dem Menschen ihren Arm.

Waldemar saß in tiefes Nachsinnen versun¬
ken. Wie wunderbar war der Zusammenhang
dieses unglücklichen Ereignisses! Man konnte
versucht werden, an eine magnetische Einwir¬
kung zu glauben. Wer erklärte ihm, wie ein
Ring eine Neigung veranlassen konnte zu einem
Manne, den man nie gesehen! Wie kam es,
daß die Arme, gleich als sie ihn zum ersten¬
male sahe, ihn als den Eigenthümer des Rin¬
ges erkannte, den sie liebte und mit einer
wirklichen Person verwechselte! Er ging tief
bekümmert in seine Wohnung und überredete
seine kranke Gattin, mit ihm sogleich den Schau¬
platz so unheimlicher Begebenheiten zu verlassen.

Was aber empfand Cäsar bei dem Ereig¬
nisse? Nicht das Ereigniß selbst, nicht den
Schmerz seines Freundes, sondern nur Eines,
was ihn schon oft bei Vergleichung des Todes

kann durchaus nicht ſagen, warum? und reichte
dem Menſchen ihren Arm.

Waldemar ſaß in tiefes Nachſinnen verſun¬
ken. Wie wunderbar war der Zuſammenhang
dieſes unglücklichen Ereigniſſes! Man konnte
verſucht werden, an eine magnetiſche Einwir¬
kung zu glauben. Wer erklärte ihm, wie ein
Ring eine Neigung veranlaſſen konnte zu einem
Manne, den man nie geſehen! Wie kam es,
daß die Arme, gleich als ſie ihn zum erſten¬
male ſahe, ihn als den Eigenthümer des Rin¬
ges erkannte, den ſie liebte und mit einer
wirklichen Perſon verwechſelte! Er ging tief
bekümmert in ſeine Wohnung und überredete
ſeine kranke Gattin, mit ihm ſogleich den Schau¬
platz ſo unheimlicher Begebenheiten zu verlaſſen.

Was aber empfand Cäſar bei dem Ereig¬
niſſe? Nicht das Ereigniß ſelbſt, nicht den
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was ihn ſchon oft bei Vergleichung des Todes

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[87/0096] kann durchaus nicht ſagen, warum? und reichte dem Menſchen ihren Arm. Waldemar ſaß in tiefes Nachſinnen verſun¬ ken. Wie wunderbar war der Zuſammenhang dieſes unglücklichen Ereigniſſes! Man konnte verſucht werden, an eine magnetiſche Einwir¬ kung zu glauben. Wer erklärte ihm, wie ein Ring eine Neigung veranlaſſen konnte zu einem Manne, den man nie geſehen! Wie kam es, daß die Arme, gleich als ſie ihn zum erſten¬ male ſahe, ihn als den Eigenthümer des Rin¬ ges erkannte, den ſie liebte und mit einer wirklichen Perſon verwechſelte! Er ging tief bekümmert in ſeine Wohnung und überredete ſeine kranke Gattin, mit ihm ſogleich den Schau¬ platz ſo unheimlicher Begebenheiten zu verlaſſen. Was aber empfand Cäſar bei dem Ereig¬ niſſe? Nicht das Ereigniß ſelbſt, nicht den Schmerz ſeines Freundes, ſondern nur Eines, was ihn ſchon oft bei Vergleichung des Todes

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/96>, abgerufen am 24.11.2024.