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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

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Es schlug Mitternacht, als Wally das sauber
geschriebene Heft durchlesen hatte. Die Wachs¬
kerze war tief heruntergebrannt, ihre Augen
glühten, sie hatte Thränen nöthig, um den
heißen Brand zu löschen. Aber die Thränen
kamen nicht. Sie saß da, versteinert, wie
Niobe, der man das Liebste und Theuerste
wegschießt. Rings war alles grauenhaft still,
nur der Uhrpendel schwang sich unterm Glase
hin und her und zählte die Minuten, die den
Geistern auf Erden zu wandeln vergönnt wa¬
ren. Wally lebte nur in den Worten, die sie
gelesen hatte, und flüsterte sich zu: Ich sterb'

Es ſchlug Mitternacht, als Wally das ſauber
geſchriebene Heft durchleſen hatte. Die Wachs¬
kerze war tief heruntergebrannt, ihre Augen
glühten, ſie hatte Thränen nöthig, um den
heißen Brand zu löſchen. Aber die Thränen
kamen nicht. Sie ſaß da, verſteinert, wie
Niobe, der man das Liebſte und Theuerſte
wegſchießt. Rings war alles grauenhaft ſtill,
nur der Uhrpendel ſchwang ſich unterm Glaſe
hin und her und zählte die Minuten, die den
Geiſtern auf Erden zu wandeln vergönnt wa¬
ren. Wally lebte nur in den Worten, die ſie
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[[303]/0312] Es ſchlug Mitternacht, als Wally das ſauber geſchriebene Heft durchleſen hatte. Die Wachs¬ kerze war tief heruntergebrannt, ihre Augen glühten, ſie hatte Thränen nöthig, um den heißen Brand zu löſchen. Aber die Thränen kamen nicht. Sie ſaß da, verſteinert, wie Niobe, der man das Liebſte und Theuerſte wegſchießt. Rings war alles grauenhaft ſtill, nur der Uhrpendel ſchwang ſich unterm Glaſe hin und her und zählte die Minuten, die den Geiſtern auf Erden zu wandeln vergönnt wa¬ ren. Wally lebte nur in den Worten, die ſie geleſen hatte, und flüſterte ſich zu: Ich ſterb'

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. [303]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/312>, abgerufen am 22.11.2024.