die Kirche repräsentirte, wie ehemals. Die Geistlichen regieren unter einander. Sie schei¬ nen eine Monarchie für sich zu bilden und ducken sich außerdem unter der politischen Souveräni¬ tät, so daß es noch heutiges Tages nicht entschie¬ den ist, wie weit sich die kirchliche Autorität, als Landeshoheit erstreckt, wie weit man wa¬ gen darf, Agenden zu verfassen und sie mit militärischer Gewalt, wie in den Schlesischen Dragonaden geschehen ist, in Wirksamkeit zu setzen. Hier ist Alles vag, hoffärtig, augen¬ dienerisch, despotisch, und erfüllt das Herz des Biedermannes mit den schmerzlichsten Gefühlen.
Die deistische Philosophie des achtzehnten Jahrhunderts konnte deßhalb dem Christenthum keinen merklichen Abbruch thun, weil sie bald zu frivol, bald zu witzig war. Der unsitt¬ liche Reformator macht nirgends Glück. Der Witz ist einer so großartigen Institution, wie das Christenthum, gänzlich unangemessen.
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die Kirche repräſentirte, wie ehemals. Die Geiſtlichen regieren unter einander. Sie ſchei¬ nen eine Monarchie für ſich zu bilden und ducken ſich außerdem unter der politiſchen Souveräni¬ tät, ſo daß es noch heutiges Tages nicht entſchie¬ den iſt, wie weit ſich die kirchliche Autorität, als Landeshoheit erſtreckt, wie weit man wa¬ gen darf, Agenden zu verfaſſen und ſie mit militäriſcher Gewalt, wie in den Schleſiſchen Dragonaden geſchehen iſt, in Wirkſamkeit zu ſetzen. Hier iſt Alles vag, hoffärtig, augen¬ dieneriſch, despotiſch, und erfüllt das Herz des Biedermannes mit den ſchmerzlichſten Gefühlen.
Die deiſtiſche Philoſophie des achtzehnten Jahrhunderts konnte deßhalb dem Chriſtenthum keinen merklichen Abbruch thun, weil ſie bald zu frivol, bald zu witzig war. Der unſitt¬ liche Reformator macht nirgends Glück. Der Witz iſt einer ſo großartigen Inſtitution, wie das Chriſtenthum, gänzlich unangemeſſen.
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die Kirche repräſentirte, wie ehemals. Die
Geiſtlichen regieren unter einander. Sie ſchei¬
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ſich außerdem unter der politiſchen Souveräni¬
tät, ſo daß es noch heutiges Tages nicht entſchie¬
den iſt, wie weit ſich die kirchliche Autorität,
als Landeshoheit erſtreckt, wie weit man wa¬
gen darf, Agenden zu verfaſſen und ſie mit
militäriſcher Gewalt, wie in den Schleſiſchen
Dragonaden geſchehen iſt, in Wirkſamkeit zu
ſetzen. Hier iſt Alles vag, hoffärtig, augen¬
dieneriſch, despotiſch, und erfüllt das Herz des
Biedermannes mit den ſchmerzlichſten Gefühlen.
Die deiſtiſche Philoſophie des achtzehnten
Jahrhunderts konnte deßhalb dem Chriſtenthum
keinen merklichen Abbruch thun, weil ſie bald
zu frivol, bald zu witzig war. Der unſitt¬
liche Reformator macht nirgends Glück. Der
Witz iſt einer ſo großartigen Inſtitution,
wie das Chriſtenthum, gänzlich unangemeſſen.
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 293]291]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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