ganze Auge umkreist und die Oeffnung der beiden Finger wieder schließt am Ende des Auges. Diese sonderbare Bewegung erfolgt mit Blitzes¬ schnelle, und ist deßhalb so hinreißend, weil sie immer mit einer Erregung ihrer Seele zusam¬ menhängt. Der größte Zauber in Delphinens Erscheinung kommt aber von ihrer eigenthüm¬ lichen Seelenstimmung her. Diese muß man, um kurz zu sein, sentimental nennen; obschon der Ausdruck sie nicht ganz erschöpft. Besser würde man sagen, sie ist musikalisch gestimmt. Denn Musik drückt ihr ganzes Wesen aus: und zwar nach jener einseitigen Richtung hin, wo die Musik nur Wollust der Empfindung ist. Für plastische Gestaltenschöpfung in der Musik, so weit die Musik diese erreichen kann, für Opern im französischen Geschmack, kurz für das Dramatische in der Musik ist sie nicht. Die Richtung ihrer Seele ist lyrisch. Alles, was sie mit einem wunderlieblichen Organe
ganze Auge umkreiſt und die Oeffnung der beiden Finger wieder ſchließt am Ende des Auges. Dieſe ſonderbare Bewegung erfolgt mit Blitzes¬ ſchnelle, und iſt deßhalb ſo hinreißend, weil ſie immer mit einer Erregung ihrer Seele zuſam¬ menhängt. Der größte Zauber in Delphinens Erſcheinung kommt aber von ihrer eigenthüm¬ lichen Seelenſtimmung her. Dieſe muß man, um kurz zu ſein, ſentimental nennen; obſchon der Ausdruck ſie nicht ganz erſchöpft. Beſſer würde man ſagen, ſie iſt muſikaliſch geſtimmt. Denn Muſik drückt ihr ganzes Weſen aus: und zwar nach jener einſeitigen Richtung hin, wo die Muſik nur Wolluſt der Empfindung iſt. Für plaſtiſche Geſtaltenſchöpfung in der Muſik, ſo weit die Muſik dieſe erreichen kann, für Opern im franzöſiſchen Geſchmack, kurz für das Dramatiſche in der Muſik iſt ſie nicht. Die Richtung ihrer Seele iſt lyriſch. Alles, was ſie mit einem wunderlieblichen Organe
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ganze Auge umkreiſt und die Oeffnung der beiden
Finger wieder ſchließt am Ende des Auges.
Dieſe ſonderbare Bewegung erfolgt mit Blitzes¬
ſchnelle, und iſt deßhalb ſo hinreißend, weil ſie
immer mit einer Erregung ihrer Seele zuſam¬
menhängt. Der größte Zauber in Delphinens
Erſcheinung kommt aber von ihrer eigenthüm¬
lichen Seelenſtimmung her. Dieſe muß man,
um kurz zu ſein, ſentimental nennen; obſchon
der Ausdruck ſie nicht ganz erſchöpft. Beſſer
würde man ſagen, ſie iſt muſikaliſch geſtimmt.
Denn Muſik drückt ihr ganzes Weſen aus: und
zwar nach jener einſeitigen Richtung hin, wo
die Muſik nur Wolluſt der Empfindung iſt.
Für plaſtiſche Geſtaltenſchöpfung in der Muſik,
ſo weit die Muſik dieſe erreichen kann, für
Opern im franzöſiſchen Geſchmack, kurz für
das Dramatiſche in der Muſik iſt ſie nicht.
Die Richtung ihrer Seele iſt lyriſch. Alles,
was ſie mit einem wunderlieblichen Organe
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/216>, abgerufen am 24.11.2024.
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