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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

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der Nachtdämmerung eine blasse Gestalt von
ihrem Lager erhob, nach einem Pistol griff
und sich an den erleuchteten Häusern der
Pariser Straßen dicht unter den ersten Stock¬
werken entlang schlich. Es war ein wenig Schnee
gefallen. Die Straßen waren leer, oder doch
hatte Alles, was auf ihnen war, Eile, sie
wieder zu verlassen. Nirgends brannten Later¬
nen. Der Kalender hatte Mondschein.

Jeronimo stand endlich vor dem Hotel sei¬
nes Bruders. Man sah es, daß dieses Haus
kein Sitz der Freude war. Nur hie und da
war ein Fenster erleuchtet. Jeronimo spähte
nach dem, welches zu Wally's Schlafkabinet
gehörte. Er sah es, doch war es noch finster.
Wally mußte aus dem Theater schon zurück sein.
Einige falsche Accorde auf dem Clavier dran¬
gen zu dem Ohr des Unglücklichen. Jeden An¬
dern, dessen Geist nicht schon in wahnsinnige
Erstarrung übergegangen war, hätten diese

der Nachtdämmerung eine blaſſe Geſtalt von
ihrem Lager erhob, nach einem Piſtol griff
und ſich an den erleuchteten Häuſern der
Pariſer Straßen dicht unter den erſten Stock¬
werken entlang ſchlich. Es war ein wenig Schnee
gefallen. Die Straßen waren leer, oder doch
hatte Alles, was auf ihnen war, Eile, ſie
wieder zu verlaſſen. Nirgends brannten Later¬
nen. Der Kalender hatte Mondſchein.

Jeronimo ſtand endlich vor dem Hotel ſei¬
nes Bruders. Man ſah es, daß dieſes Haus
kein Sitz der Freude war. Nur hie und da
war ein Fenſter erleuchtet. Jeronimo ſpähte
nach dem, welches zu Wally's Schlafkabinet
gehörte. Er ſah es, doch war es noch finſter.
Wally mußte aus dem Theater ſchon zurück ſein.
Einige falſche Accorde auf dem Clavier dran¬
gen zu dem Ohr des Unglücklichen. Jeden An¬
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[194/0203] der Nachtdämmerung eine blaſſe Geſtalt von ihrem Lager erhob, nach einem Piſtol griff und ſich an den erleuchteten Häuſern der Pariſer Straßen dicht unter den erſten Stock¬ werken entlang ſchlich. Es war ein wenig Schnee gefallen. Die Straßen waren leer, oder doch hatte Alles, was auf ihnen war, Eile, ſie wieder zu verlaſſen. Nirgends brannten Later¬ nen. Der Kalender hatte Mondſchein. Jeronimo ſtand endlich vor dem Hotel ſei¬ nes Bruders. Man ſah es, daß dieſes Haus kein Sitz der Freude war. Nur hie und da war ein Fenſter erleuchtet. Jeronimo ſpähte nach dem, welches zu Wally's Schlafkabinet gehörte. Er ſah es, doch war es noch finſter. Wally mußte aus dem Theater ſchon zurück ſein. Einige falſche Accorde auf dem Clavier dran¬ gen zu dem Ohr des Unglücklichen. Jeden An¬ dern, deſſen Geiſt nicht ſchon in wahnſinnige Erſtarrung übergegangen war, hätten dieſe

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/203>, abgerufen am 25.11.2024.